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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Gemeinschaft? Verence muß natürlich zurückgestuft wer-
    den, aber seien wir doch ehrlich: Er ist kein König, eher ein Beamter.
    Und… unsere Freunde können von uns erwarten, daß wir dankbar sind.
    Welchen Sinn hätte es also, gegen uns zu kämpfen?«
    »Sind Vampire jemals dankbar?«
    »Wir können lernen.«
    »Es läuft also darauf hinaus: Ihr bietet an, nicht direkt gemein zu sein,
    nur böse. Das stimmt doch, oder?«
    »Es läuft darauf hinaus, daß unsere Zeit gekommen ist«, ertönte eine
    Stimme hinter ihnen.
    Sie drehten sich beide um.
    Der Graf hatte die Galerie betreten. Er trug eine Hausjacke, und zwei
    Bewaffnete flankierten ihn.
    »Meine Güte, Vlad… Spielst du mit deiner Nahrung? Guten Abend,
    Fräulein Nitt. Offenbar hat sich eine wütende Menge am Tor eingefun-
    den, Vlad.«
    »Im Ernst? Wie aufregend. Ich habe noch nie eine richtige wütende
    Menge gesehen.«
    »Ich wünschte, deine erste Erfahrung damit würde interessanter sein«,
    sagte der Graf und schniefte.
    »Es sitzt einfach keine Leidenschaft dahinter. Wie dem auch sei: Es wäre lästig, wenn der Lärm bis zum Abendessen und darüber hinaus andauert.
    Ich sage den Leuten, daß sie fortgehen sol en.«
    Die Tür des Flurs öffnete sich, ohne daß sie jemand berührte.
    »Sollen wir zusehen?« fragte Vlad.
    »Äh… ich glaube, ich muß mir die… äh… Nase pudern, ja, ich sollte
    jetzt besser gehen, um… bin gleich wieder da«, erwiderte Agnes und
    wich zurück.
    Sie lief durch den schmalen Korridor, der zur kleinen Tür führte, zog
    dort die Riegel beiseite.
    »Wurde auch Zeit«, sagte Nanny und trat über die Schwelle. »Ist ziem-
    lich feucht hier draußen.«
    »Der Graf wil sich die wütende Menge ansehen. Und es gibt hier noch
    andere Vampire, nicht nur die Wächter! Offenbar sind sie mit den Kar-
    ren gekommen! Sie sind wie… Nun, es sind keine Bediensteten in dem
    Sinne, aber sie befolgen Anweisungen.«
    »Wie viele von ihnen sind im Schloß?« fragte Magrat.
    »Das habe ich nicht herausgefunden! Vlad versucht, mich besser ken-
    nenzulernen!«
    »Guter Plan«, sagte Nanny. »Vielleicht hast du Glück, und er spricht im
    Schlaf.«
    »Nanny!«
    »Ich schlage vor, wir sehen uns den Grafen in Aktion an«, sagte Nan-
    ny. »Vom alten Wachraum neben dem Tor hat man einen guten Blick.
    Dort gibt’s ein Guckloch.«
    »Ich möchte Verence holen!« ließ sich Magrat vernehmen.
    »Er bleibt, wo er ist«, sagte Nanny und ging mit zielstrebigen Schritten
    in den kleinen Raum bei der Tür. »Die Vampire wol en ihn bestimmt
    nicht umbringen. Außerdem genießt er jetzt einen gewissen Schutz.«
    »Ich glaube, wir haben es hier wirklich mit neuen Vampiren zu tun«, sagte Agnes. »Sie haben kaum Ähnlichkeit mit der alten Sorte.«
    »Dann treten wir ihnen hier und jetzt entgegen«, erwiderte Nanny Ogg.
    »Solch eine Entscheidung würde Esme treffen, das steht fest.«
    »Aber sind wir stark genug?« fragte Agnes. Oma Wetterwachs hätte diese Frage nicht gestellt, sagte Perdita.
    »Wir sind zu dritt, stimmt’s?« entgegnete Nanny. Sie holte eine Flasche
    hervor und zog den Korken heraus. »Und wir haben ein wenig Hilfe.
    Möchte jemand einen Schluck?«
    »Das ist Brandy, Nanny!« entfuhr es Magrat. »Willst du den Vampiren betrunken entgegentreten?«
    »Das ziehe ich in jedem Fall einer Begegnung im nüchternen Zustand
    vor.« Nanny trank und schüttelte sich. »Ich schätze, was das angeht, hat
    Agnes von Hilbert Himmelwärts einen durchaus vernünftigen Rat be-
    kommen. Er meinte, Vampirjäger sollten besser beschwipst sein. Nun,
    einen guten Rat nehme ich immer gern an…«

    Selbst im Innern von Himmelwärts’ Zelt flackerte die Kerzenflamme im
    Wind. Ganz vorsichtig nahm der Priester auf dem Feldbett Platz, denn
    abrupte Bewegungen ließen es ganz plötzlich zusammenklappen – das
    Ergebnis waren häufig blaue Flecken und schwarze Fingernägel.
    Mit wachsender Panik blätterte Hilbert Himmelwärts in seinen Notiz-
    büchern.
    Er war nicht als Fachmann für Vampire nach Lancre gekommen. Um
    Oms Willen: Der taube Diakon Weichohr hatte einmal in vierzehn Ta-
    gen eine Stunde lang »Geister und gottlose Geschöpfe« unterrichtet!
    Leistungen in diesem Fach blieben bei den Abschlußbewertungen sogar
    unberücksichtigt! Komparative Theologie hatte zwanzigmal soviel Zeit in
    Anspruch genommen, und derzeit bedauerte Himmelwärts zutiefst, daß er bei seiner Ausbildung nicht erfahren hatte, wo genau das Herz saß und
    wie fest man zuschlagen

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