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Ruht das Licht

Ruht das Licht

Titel: Ruht das Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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wie mein Dad ins Zimmer kam. Erst als ich seine Stimme hörte, weit entfernt, wie durch Wasser hindurch, merkte ich, dass er da war.
    »Was ist hier los?«
    Sams gedämpftes Gemurmel lieferte den Soundtrack zu dem brennenden Schmerz in mir. Ich umklammerte mein Kissen und starrte an die Wand, betrachtete den verschwommenen Schatten von Sam und den schärfer umrissenen meines Vaters, der näher am Flurlicht stand. Ich sah zu, wie sie sich vor und zurück bewegten, zu einem großen Fleck verschmolzen und sich dann wieder trennten.
    »Grace. Grace Brisbane. « Die Stimme meines Vaters wurde wieder lauter. »Jetzt tu nicht so, als würdest du mich nicht sehen.«
    »Mr Brisbane …«, stammelte Sam.
    »Deinen ›Mr Brisbane‹ kannst du dir sparen«, schnauzte Dad ihn an. »Ich glaub’s nicht, dass du mir überhaupt noch ins Gesicht sehen kannst, nachdem du hinter unserem Rücken –«
    Ich wollte mich nicht bewegen, weil jede Bewegung das Feuer in mir heißer brennen ließ, aber ich konnte auch nicht zulassen, dass er so etwas sagte. Also drehte ich mich zu ihnen um und zuckte zusammen, als mir ein stechender Schmerz durch den Magen fuhr. »Dad, nicht. Sag so was nicht zu Sam. Du verstehst das nicht.«
    »Glaub ja nicht, dass ich auf dich nicht auch wütend bin!«, entgegnete Dad. »Wir haben dir vertraut und das ist nun der Dank dafür!«
    »Bitte«, fing Sam nun wieder an und ich sah, dass er in Jogginghose und T-Shirt neben dem Bett stand. Seine Finger gruben sich in seine verschränkten Arme und hinterließen weiße Flecken. »Ich weiß, Sie sind böse auf mich, und dazu haben Sie ja auch allen Grund, aber Grace geht es nicht gut.«
    »Was ist hier los?« Das war Moms Stimme, die nun in einem seltsam enttäuschten Tonfall fortfuhr, von dem ich wusste, dass er Sam schier umbringen musste: »Sam? Das darf nicht wahr sein.«
    »Bitte, Mrs Brisbane«, beschwor Sam sie, obwohl Mom ihm eigentlich erlaubt hatte, sie Amy zu nennen, was er sonst auch immer tat, »Grace fühlt sich wirklich viel zu warm an, sie –«
    »Weg von ihrem Bett. Wo ist dein Auto?« Dads Stimme trat wieder in den Hintergrund. Ich starrte zum Ventilator an der Decke und stellte mir vor, wie er ansprang und den Schweiß auf meiner Stirn trocknete.
    Moms Gesicht schob sich vor meins, ich spürte ihre Hand auf meiner Stirn. »Schatz, ich glaube, du hast Fieber. Wir haben dich schreien hören.«
    »Mein Magen«, wimmerte ich. Ich hatte Angst, den Mund zu weit zu öffnen und das, was in mir war, herauszulassen.
    »Ich geh mal das Thermometer suchen.« Sie verschwand aus meinem Blickfeld. Ich hörte Dads und Sams Stimmen, die einfach nicht verstummen wollten. Worüber redeten sie denn die ganze Zeit? Mom kam zurück. »Versuch mal, dich aufzusetzen, Grace.«
    Ich tat es und schrie auf, als sich Krallen von innen in meine Haut zu schlagen schienen. Mom reichte mir ein Glas Wasser und hielt das Thermometer bereit.
    Sam, der in der Zimmertür stand, fuhr herum, als das Glas aus meiner schlaffen Hand glitt und mit dumpfem, weit entferntem Gepolter auf dem Boden landete. Mom starrte erst das Glas an, dann mich.
    Die Finger immer noch gekrümmt, wie um ein unsichtbares Glas, flüsterte ich: »Mom, ich glaube, ich bin krank.«
    »So, das reicht jetzt«, entschied Dad. »Sam, hol deine Jacke. Ich bring dich zu deinem Auto. Amy, du misst ihre Temperatur. Ich bin sofort wieder da. Ich nehme mein Handy mit, falls was ist.«
    Mein Blick wanderte zu Sam und sein Gesichtsausdruck brach mir fast das Herz. »Bitte zwingen Sie mich nicht, sie so zurückzulassen«, flehte er. Mein Atem ging schneller.
    »Und ob ich dich dazu zwinge«, erwiderte mein Vater. »Wenn du meine Tochter jemals wiedersehen willst, dann verlässt du sofort mein Haus. Keine Diskussion.«
    Sam fuhr sich mit den Händen durchs Haar und verschränkte sie dann hinter dem Kopf, die Augen geschlossen. Einen Moment lang schien es, als hielten alle die Luft an und warteten ab, was er nun tun würde. Die Anspannung war seinem Körper so deutlich anzusehen, dass man meinte, er stände kurz vor der Explosion.
    Dann machte er die Augen wieder auf , und als er etwas sagte, erkannte ich seine Stimme fast nicht wieder. »Sagen Sie das nicht – sagen Sie so was nicht. Bitte, damit dürfen Sie mir nicht drohen. Ich gehe. Aber bitte –« Er konnte nicht mehr weitersprechen. Ich sah, wie er schluckte, und ich glaube, ich rief noch seinen Namen, aber er war schon im Flur. Mein Vater folgte ihm.
    Kurz darauf glaubte

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