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Rune

Rune

Titel: Rune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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einfach ich an der Reihe.
    Hier läuft alles wieder viel besser. Besser als bei Deinem Besuch am Tag der Arbeit, und weitaus besser als kurz nach Dads Infarkt. Mom benimmt sich nur manchmal etwas seltsam. Einmal habe ich das Gefühl, daß sie mich auf Abstand hält, und dann macht sie ein solches Getue um mich, daß es schon peinlich ist.
    Heute bin ich wirklich kaputt. Gestern habe ich von fünf bis zehn gearbeitet, und dann bin ich mit Bobby, Mitch und Hürdenspringer losgezogen. Ich trank ein paar Biere, konnte aber trotzdem nicht schlafen. Das ist mir noch nie passiert. Diesen Hürdenspringer kann man gut um sich haben, wenn man mal vergißt, wie fett er ist. Und daß er Pickel hat. Und fettige Haare. Er beschwert sich nie darüber, wie ich rieche, wenn ich von der Arbeit komme.
    He, letzte Nacht haben wir sogar ein paar Mädchen abgeschleppt. Mary Harlow und Sue Downes. Kannst Du Dich an die erinnern? Hürdenspringer hat uns nach Tri-Lakes gefahren. Er ist richtig scharf auf Mary, aber die hat auf dem Rücksitz mit Bobby rumgemacht. Hürdenspringer hat sich vermutlich geärgert und ist dann spazierengegangen. Was mir aber egal war, weil ich so den ganzen Vordersitz für Sue und mich hatte. Als er zurückkam, ging es ihm wieder gut. Ich glaube, wir müssen ihm eine Freundin suchen. Igitt! Kannst Du Dir die Ziege vorstellen, die mit ihm gehen würde? Nur der Gedanke dreht mir schon den Magen um. Wenn Du mich jetzt entschuldigst, lege ich mich ein bißchen hin und schlafe eine Runde. Ich glaube, jetzt geht’s. Mom hat gesagt, daß Du nächstes Wochenende heimkommst. Sehr gut. Gerade habe ich mit Sue telefoniert und sie zum Tanz am Samstag eingeladen. Vielleicht gehen wir zusammen mit Bobby und Mary hin. Du kannst mir ein paar Tips geben, wie man Alkohol hineinschmuggelt, ohne erwischt zu werden, und wie man ein Mädchen betrunken macht, ohne daß sie es mitbekommt. Weißt Du, die guten alten Ratschläge von Chris Anderson. Ich wünsch’ Dir eine schöne Zeit,
     
    Aaron
     
    Da stand viel in diesem Brief, doch nur eines blieb beim ersten Lesen hängen: Aaron und Tri-Lakes. Aber es war wohl unausweichlich. Tri-Lakes, die zweite Generation. Die erste (oder ihre Überlebenden) hatte es zur freien Verfügung zurückgelassen. Zeit für neue Gesichter. Zeit für frisches Blut.
    Ich versuchte Aaron an diesem Abend anzurufen, doch er war im Kino, wie Mom sagte. Also redeten wir eine Weile, und obwohl sie in gehobener Stimmung war, weil sie eine Vollzeitstelle im Therapiezentrum erhalten hatte, fragte sie mich zwei- oder dreimal, ob mich irgendwas bedrücke. Ich versicherte ihr, daß es mir gut ginge, doch ich glaube nicht, daß ich sie überzeugen konnte. Man kann vor seiner Mutter nie seine Sorgen verstecken.
    In dieser Nacht setzte ich mich hin und schrieb Aaron einen Brief, in dem ich ihn bat, von Tri-Lakes fernzubleiben. Ich erinnerte ihn an unseren Zusammenstoß mit den Jungs aus Harden und Ricks Verschwinden. Dabei beließ ich es. Ich konnte ihm nicht alles vorsetzen, was ich über den Ort wußte, und ich hatte nicht vor, ihn dorthin zu schicken, damit er sich jenen Baum mit eigenen Augen ansehen könnte. Also appellierte ich einfach an seinen gesunden Menschenverstand. Und betete, daß das genügen würde.
    Und ich bereitete mich auf den Fall vor, daß dem nicht so wäre.
    Denn die Liebe eines Bruders kennt keine Grenzen.

29.
     
    Homecoming: Klassentreffen mit Football-Spiel und anschließendem Fest. Phil hätte sich eher von wildgewordenen Wieseln lebendig fressen lassen, als das zu verpassen. Außerdem hatte er Connie am Samstag zum Tanz eingeladen. Ihr erster Tanz. Man zücke die Kameras.
    Wir fuhren in Phils Auto. Nach sieben friedlichen, ereignislosen Wochen ohne schlechte Neuigkeiten war die Heimfahrt angenehmer, als ich gedacht hatte. Es sah auch alles anders aus, als wären alle Gebäude ausgerissen und dann nur einen Millimeter versetzt wieder eingepflanzt worden.
    Das Wiedersehen zu Hause war ein glückliches. Mom ließ mich sofort wissen, wie dringend ich einen Haarschnitt benötigte (ich war wirklich schon etwas zottelig, hatte aber keine Eile), doch Dad schien das nicht zu kümmern. Er schenkte mir nur ein erschöpftes Lächeln und sagte, wie froh er sei, daß ich da war.
    Trotz der Diät, an die er und Mom sich in dieser Zeit hielten, grillte Dad im Garten Rippchen, und wir speisten, als sei es unser letztes Mahl. Endlich wieder richtiges Essen, kein Mensakram aus der Massenabfertigung. Aaron und

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