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Runenschild

Titel: Runenschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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linke Seite des Gürtels,
dort wo er in seiner Rolle als Lancelot das Schwert trug,
doch sie griff ins Leere; seine Waffe lehnte unten an der
Wand neben dem Kamin, ebenso unerreichbar wie der
Schild und die gesamte Rüstung.
Momentan gab es auch nichts, weswegen er die Waffe
hätte ziehen können. Gwinneth lag zwar nicht mehr neben
ihm im Bett, aber sie war offenbar nicht in Gefahr, denn
sie stand ruhig und hoch aufgerichtet vor dem schmalen
Fenster, das sie weit geöffnet hatte um hinausblicken zu
können. Sie hatte die Decke wie einen Mantel um die
Schultern geschlungen, doch Dulac fiel trotzdem auf, dass
sie leicht zitterte und ihr Atem einen grauen Dunstschleier
vor ihrem Gesicht bildete.
»Entschuldige bitte«, murmelte sie, ohne sich zu ihm
umzudrehen oder den Blick von der Dunkelheit draußen
zu lösen. »Ich wollte dich nicht wecken.«
Dulac stand vollends auf und trat zögernd neben sie.
Bevor er irgendetwas sagte, blickte auch er aus dem
Fenster, aber da war nichts außer fast vollkommener Dunkelheit, in der hier und da ein blasser Schemen zu
schwimmen schien. Der Himmel hatte sich mit Wolken
bedeckt, während sie geschlafen hatten, sodass die Sterne
nicht mehr sichtbar waren und auch der Mond praktisch
kein Licht mehr spendete. »Was hast du?«, fragte er.
Gwinneth sah ihn immer noch nicht an, schlang aber unter der Decke die Arme um den Oberkörper und fröstelte
stärker. »Ich konnte nicht schlafen. Irgendetwas …
kommt.«
»Genau dasselbe hast du heute schon einmal gesagt.«
»Und es ist ja auch jemand gekommen, oder?« Gwinneth
löste nun doch ihren Blick von der Schwärze auf der anderen Seite des Fensters und sah ihn an, wenn auch nur kurz
und auf eine Art, die er nicht genau einschätzen konnte.
»Du musst immer noch an ihn denken«, vermutete Dulac. »Mir geht es genauso.« Er wollte gerade hinzufügen,
dass er davon überzeugt war, dass ihnen von dem Fremden
keine Gefahr drohte, entschied sich aber dann dagegen. Es
war nicht nötig. So wie Gwinneth und er sich immer nahezu ohne Worte verstanden hatten, so wusste er auch jetzt,
dass es ihr nicht anders erging.
»Nicht er.« Gwinneth wandte das Gesicht wieder direkt
in die eisige Kälte, die von draußen hereinströmte. »Es ist
verrückt, weißt du? Aber ich hatte das Gefühl, ihn … zu
kennen.«
»Ich weiß«, sagte Dulac.
»Irgendetwas ist dort draußen«, murmelte Gwinneth.
»Ich kann es spüren.« Ihre Stimme wurde leiser, war jetzt
fast nur noch ein Flüstern. »Dieser Sean ist ein Narr, die
Warnung einfach so in den Wind zu schlagen. Wir werden
alle sterben.«
»So schnell stirbt es sich nicht«, antwortete Dulac mit
einem leisen Lachen und in einem Ton, der einen Optimismus vorspiegelte, den er absolut nicht empfand. »Wir
haben die besten Leibwächter, die man sich wünschen
kann, weißt du?«
»Weil sie so treu und vertrauenswürdig sind?«, fragte
Gwinneth spöttisch.
»Weil sie gierig sind«, erwiderte Dulac. »Hast du den
Ausdruck in ihren Augen gesehen, als sie das Gold erblickt haben?« Er schüttelte heftig den Kopf. »Mach dir
keine Sorgen. In zwei Tagen sind wir in Tintagel und dort
sind wir sowohl vor Artus als auch vor allen anderen sicher.«
Er wusste nicht, woher er diese Überzeugung nahm, aber
es waren nicht nur leere Worte. Gwinneth jedoch sah ihn
nur zweifelnd an, trat schließlich einen Schritt vom Fenster zurück und schüttelte den Kopf. »Du kennst Artus
nicht. Er wird niemals Ruhe geben, bis er uns wieder in
seiner Gewalt hat. Tintagels Mauern sind stark, aber Artus’ gesamter Macht sind sie nicht gewachsen.«
Und ob er das nicht selbst wüsste! Dulac hatte mehr als
einmal mit eigenen Augen gesehen, wozu Artus und seine
Ritter imstande und auch bereit waren, doch er schüttelte
trotzdem den Kopf und fuhr in beruhigendem Tonfall fort:
»Artus und seine Tafelrunde haben im Moment anderes zu
tun als uns zu jagen. Zum Beispiel einen Krieg zu gewinnen.«
»Er wird nicht ewig dauern«, sagte Gwinneth. »Irgendwann wird er kommen, Dulac.«
»Aber dann werden wir nicht mehr hier sein.« Dulac hob
die Hand, als Gwinneth erneut widersprechen wollte. Es
war nicht seine Art, ihr ins Wort zu fallen oder ihr nicht
zuzuhören, doch er hatte längst begriffen, dass das Gespräch zu nichts führte und Gwinneth einfach alles, was er
sagen oder tun konnte, nur falsch verstehen oder auslegen
würde; als wäre sie selbst nicht bereit, sich zu gestatten
auch nur noch ein Fünkchen

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