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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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Runenschwerts wert. Er kann es sich nicht leisten, zwei Mächtige zu täuschen. Wir haben diesen Brief an einen Erzbischof, der weder Starkad noch seine Männer jemals gesehen hat. Bestenfalls hat man ihm gesagt, dass es Nordmänner sind.«
    Radoslaw grinste. » Und wir sind ja Nordmänner.«
    » Genau«, sagte ich und sah Finn an, der ebenfalls grinste.
    » Kluges Köpfchen«, brummte er. » Sehen wir also mal auf Radoslaws Karte nach, wo dieses Zypern liegt.«

KAPITEL 4
    Wie gesagt, die Woltschok war kein schnittiges Langschiff und auch kein Hafskip. Sie hüpfte mehr über die Wellen statt sie zu durchschneiden, und sie war täppisch wie ein junger Bär. Aber jetzt verstand ich, warum Schiffe für die Völker am Mittelmeer weiblich waren, denn genauso musste man eine Knarr handhaben – mit Zartgefühl statt mit Gewalt. Man musste ihr schmeicheln, bis ihr der Wind passte und sie die gewünschte Richtung einschlug.
    Als ich einmal darauf zu sprechen kam, spuckte Finn verächtlich aus und sagte, dass man es schließlich, wenn man vernünftig war, mit Stieren und Hengsten und Ebern genauso machte. Ein Schiff sei ein Schiff, meinte er, und es würde nichts bringen, wenn man ihm einen Weiberrock anzog. Besonders wo Frauen auf See doch völlig unbrauchbar waren. Es habe schon seinen Sinn, meinte er, dass für die Nordvölker ein Schiff weder männlich noch weiblich sei.
    Sighvat war anderer Ansicht. » Schließlich kostet es Geld, ein Schiff zu unterhalten, genauso wie eine Frau. Und außerdem ist es immer von Männern umgeben. Und ein Schiff zeigt oben auch gern, was es hat, während die untere Hälfte versteckt bleibt.«
    » Ein Mann braucht für beides Erfahrung, um das Beste herauszuholen, bei einem Schiff genauso wie bei einer Frau«, fügte Kvasir unter allgemeinem Gelächter hinzu. Sie vergnügten sich eine Weile damit, immer neue Vergleiche zu finden, aber gleichzeitig schimpften sie auch auf die Knarr. Wenn man sich aufs Halsen und Kreuzen verstand, war sie ein ganz brauchbares Schiff, aber wenn der Wind nachließ, musste man das Segel einholen und dahindümpelnd warten, bis er wieder aus der gewünschten Richtung wehte, oder man musste in eine andere Richtung segeln.
    Gisur hatte seine eigenen Ansichten über Radoslaws Schiff. » Die Takelage ist in einem miserablen Zustand«, sagte er verärgert. » Der Beitiass müsste gekürzt werden, man müsste die Klampen versetzen und Blöcke einsetzen, um das Segel anständig führen zu können.« Er hob die Hand, als wollte er mir etwas äußerst Kostbares zeigen, doch auf seinem Gesicht lag deutliche Entrüstung. Er öffnete die Faust und darin war etwas, das wie Haferflocken aussah. » Sieh dir das an. Sieh dir das nur mal an!«
    » Was ist das?«, fragte Radoslaw besorgt, der dicht hinter mir stand. War es faules Holz? Ein Runenfluch?
    » Das haben die Rakki-Taue abgehobelt«, sagte Gisur empört. Ich sah hoch zu dem beweglichen Eisenring, der den Mast umschloss und beim Segelsetzen die gesamte Last trug.
    » Die Taue scheuern den ganzen Mast kaputt«, fuhr Gisur fort. » Das Zeug rieselt runter wie Schnee.«
    Radoslaw rieb sich das Kinn und zog an seinen Zöpfen, dann zuckte er verlegen mit den Schultern und sagte: » Um ehrlich zu sein – dies ist erst meine zweite Seereise. Ich bin Flussschiffer und von klein auf gewohnt zu rudern. Ich habe von Kyjiw aus auf dem Fluss meinen Handel getrieben, Pelze gegen Silber. Und ich habe ganz gut dabei gelebt, bis die Schwierigkeiten mit den Chasaren und den Bulgaren anfingen. Deswegen habe ich dieses Schiff gekauft und wollte es damit versuchen.«
    Gisurs Missmut verflog sofort. Mitleidig klopfte er Radoslaw auf die Schulter, wie es seine Art war. Die anderen sagten immer, es käme daher, dass er nach seiner Mutter benannt war, die Gyda hieß. Von seinem Vater sagte man, er sei nach Westen gesegelt auf der Suche nach einem unbekannten Land, von wo er nie zurückgekommen war.
    In dieser Inselwelt verloren wir nie das Land aus den Augen und steuerten nachts immer irgendeine Insel an. Trotzdem zog ich es vor, nicht an Land zu übernachten, sondern lag lieber irgendwo auf Reede. Man konnte nie wissen, was sich jenseits des Strandes verbarg.
    Wenn es uns passte, segelten wir auch bei Nacht. Das war nicht ganz ungefährlich, und die meisten Seeleute vermieden dies, aber schließlich waren wir Nordmänner und hatten Gisur als Steuermann. Die Tage wurden wärmer, aber immer noch regnete es und fast jede Nacht musste unser Segel

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