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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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brachte es nicht fertig, es wegzuwerfen, und habe es immer noch.
    Kurz danach verließen wir das Schlachtfeld. Die Verletzten, die nicht laufen konnten, setzten wir auf drei der Pferde, auf das vierte luden wir die beiden Säcke mit den Rabenklauen, die noch übrig waren. Jetzt ging es schneller voran, fast trabten wir in die Richtung, in der nach Aussage des Hirtenjungen Kato Lefkara lag; und bald sahen wir nur noch an der fernen Rauchwolke des Scheiterhaufens, wo wir gewesen waren.
    Diese Rauchwolke und die heimtückischen, noch immer kreisenden Milane des Loki. Mir lief es kalt über den Rücken, denn fast glaubte ich Sighvat, dass sie es waren, die für dieses Gelage gesorgt hatten.
    Der Hirtenjunge saß da und beobachtete mich, unverwandt, wie eine Katze, deren Augen man auf sich gerichtet spürt, selbst wenn man sie nicht ansieht.
    Wir rasteten auf der windgeschützten Seite eines Abhangs im Schutze einiger Pinien. Ein kleiner Bach plätscherte über die Steine, wir aßen kaltes Hammelfleisch und Fladenbrot, und die Unterhaltung beschränkte sich auf eine leise gebrummte Bemerkung hier und da.
    » Bruder Johannes sagt, du glaubst an so komische Götter«, sagte der Junge mit seiner hohen Kinderstimme. » Bist du ein Heide?«
    Ich sah ihn an und fühlte mich unglaublich alt. Vor zwei Jahren war ich noch so unbedarft gewesen wie er. Ich hatte von nichts eine Ahnung, und war stolz darauf gewesen, dass ich mich traute, auf den steilen Klippen Möweneier zu sammeln oder im Stall mit gekreuzten Beinen auf der Kruppe des besten Kampfhengstes zu sitzen, den mein Pflegevater Gudleif besaß.
    Jetzt war ich hier, auf einem kahlen, nassen Berghang auf einer Insel im Mittelmeer, mit einem schweren Jarlring um den Hals, träumte von getöteten Männern und jagte einer Runenklinge und einem geheimen Silberschatz nach.
    » Bist du denn ein Heide?«, fragte ich ihn.
    » Nein! Ich bin ein guter Christ«, sagte er entrüstet. » Ich glaube an Gott.« Bruder Johannes, der in der Nähe saß, nickte anerkennend. Ermutigt fügte der Junge hinzu: » Aber du glaubst an ganz viele falsche Götter, sagt Bruder Johannes.«
    » Libenter homines id quod volunt credunt«, sagte ich, und Bruder Johannes musste husten und grinste, aber der Hirtenjunge verstand mich nicht.
    » Die Menschen glauben gern, was sie glauben wollen«, übersetzte ich. Ich weiß nicht, wer das als Erster gesagt hat, aber sicher war es ein kluger nordischer Kopf. Der Ziegenjunge war genauso schlau wie vorher. » Und überhaupt«, sagte ich, » auch die Griechen hatten mal viele Götter.«
    » Die Mönche in Larnaka sagen, wir hätten sie gefürchtet, ehe wir zur rechten Erkenntnis kamen«, sagte der Junge ernst.
    Bruder Johannes lachte. » In Wirklichkeit war es so, kleiner Johann, dass diese Götter sich vor uns gefürchtet haben. Sie haben uns beneidet, denn sie waren unsterblich, aber wenn man nicht sterben kann, wie kann man sich dann über das Leben freuen?«
    » Anders als unsere Götter«, wandte ich ein, » denn unsere Götter wissen, dass sie eines Tages sterben werden, um danach allen ein noch schöneres Leben zu bereiten. Darum ist der Allvater Odin auch so grimmig.«
    Der Hirtenjunge sah erst mich an, dann Bruder Johannes, dann wieder mich. » Aber ist das nicht dasselbe, was die Kirche uns über Christus lehrt, Bruder Johannes?«
    » Richtig«, bestätigte dieser und der Junge zog angestrengt die Stirn in Falten, bis Finn herübergerutscht kam und ihm Ziegenkäse und Brot in die Hand drückte.
    » Gib’s auf, Bjarki«, brummte er und sah uns beide genervt an. » Von diesem Gerede über die Götter kriegt man doch nur Kopfschmerzen.«
    Die beiden machten sich davon und Bruder Johannes lachte leise. » Jetzt ist der kleine Bär genauso schlau wie vorher«, sagte er und sah mich von der Seite an. » Und überhaupt – ich dachte, du hättest zu Gott gefunden, Orm, mein Junge.«
    » Man hat mir schon viel von ihm erzählt«, erwiderte ich trocken, » aber ich bin ihm noch nie begegnet.«
    Bruder Johannes spitzte die Lippen. » Du wirkst immer bedrückter«, sagte er ernst. » Und deine Träume werden nicht besser? Pass auf, dass du nicht in den Abgrund stürzt, Orm, denn dann bist du verloren.«
    Die Antwort blieb mir erspart, denn Hedin Häuter und Halfred Schielauge tauchten auf. Sie hatten die andere Seite des Bergkammes mit den paar wenigen Gebäuden ausgekundschaftet, aus denen Kato Lefkara bestand.
    » Dort sind auch bewaffnete Männer«, berichtete

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