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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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heißer. Es war eine regelrechte Prozession, Frauen und Mädchen und Männer, mit ihren großen Körben beladen, die immer noch voll runder Fladenbrote waren. Olvar sagte, so viel bekämen sie jeden Tag, als Teil der Truppe war es ihre Ration.
    Er erzählte uns auch viel über die Serkländer, alles Informationen, die für mich sehr nützlich waren.
    » Sie verehren den Propheten Mohammed«, sagte er, » und jeder Mann, der diesen Glauben hat, darf sich vier Frauen nehmen.«
    » Vier Frauen dürften nach dieser letzten Reise gerade richtig für mich sein«, sagte Finn.
    » Wenn du ein Mohammed-Anhänger wirst«, wandte Olvar ein, » darfst du aber nie mehr Wein oder Bier oder Met trinken.«
    Kvasir warf den Kopf zurück und brach in lautes Gelächter aus. Die anderen lachten ebenfalls, denn Finns Gesicht spiegelte jetzt deutlich den inneren Kampf wider, was ihm wichtiger wäre, und das sorgte auf dem langen Weg für einige Heiterkeit.
    Olvar, der ebenfalls lachte, fuhr fort: » Ich persönlich glaube, dass die alten Götter hier nicht sehr viel Macht haben und dass die Serkländer und die Christen die Oberhand haben. Die Serkländer haben nur einen Gott, den sie Allah nennen. Die Christen und die Juden haben ebenfalls nur einen Gott, was die Sache ziemlich kompliziert macht.«
    Ich machte ihn darauf aufmerksam – und gleichzeitig alle anderen, die in Hörweite waren – dass Allvater überall Macht hatte, egal in welcher Gegend der Erde seine Anhänger sich befanden, und zu meiner Befriedigung lief Olvar rot an.
    Das Land schwankte unter den Füßen, wie immer nach einigen Tagen auf See, und ich stolperte dahin und stemmte mich Wellen entgegen, die nicht kamen, über Fels und durch Gestrüpp, das nach nassem Staub roch. Schon jetzt vermisste ich den salzigen Wind im Gesicht.
    Auf dem Kamm des Berges angekommen drehte ich mich um, aber die Elk war unter den vielen Schiffen nicht auszumachen.
    Es wurde immer heißer, obwohl der Himmel verhangen war, und in unseren Lederstiefeln und wollenen Kleidern schwitzten wir schrecklich. Die lange, staubige Straße, auf der wir gingen, war belebt von Esel- und Ochsenkarren, von Männern in langen Gewändern und Soldaten in Leder und Eisen.
    Die Sonne war schon zum anderen Horizont gewandert, als wir endlich auf dem letzten Hügel angekommen waren und zum ersten Mal Antiochien sahen. In der Abendsonne erinnerte es weniger an eine Stadt als an ein juwelenbesetztes Reliquiar, an eine der bunten Süßigkeiten aus Zuckerwatte, wie man sie in Miklagard auf Tabletts feilbot; durch die dunklen Bergkuppen und die grünen und goldenen Felder der Umgebung wurde dieser Effekt noch verstärkt.
    Als wir die Brücke am Fluss mit dem Haupttor erreicht hatten, konnte von Zuckerwatte allerdings keine Rede mehr sein. An den weißen Mauern waren schwarze Brandspuren, wie ich sie nur zu gut kannte. Ochsenkarren und Packzüge von Eseln drängten sich in beiden Richtungen durch das Tor, und die niedrigen Hügel in der Nähe schienen Massengräber zu sein – vermutlich Feinde, da sie nicht weiter markiert waren.
    Die Nordmänner hatten ein Lager am Fluss aufgeschlagen, dort, wo ein Tempel der Muselmänner stand, den sie Moschee nannten. Er war Skarpheddin von den Strategos als Hov zur Verfügung gestellt worden, doch Skarpheddin war nicht dumm, denn ich sah, dass er ihn nicht betreten hatte. Stattdessen hatte er mit dem schweren Vadmaltuch seiner Segel eine große Anzahl von Zelten gebaut, zur Erinnerung daran, was er verloren hatte.
    Er wusste, dass nicht alle Muselmänner Feinde waren, und wollte die, die noch in Antiochien lebten, nicht beleidigen, indem er ihre heilige Stätte entweihte. So viel Klugheit hätte man diesem Jarl gar nicht zugetraut, der einst Herr auf Raknehaugen in Norwegen gewesen war.
    Ich betrat seinen Hov aus Zelten, wo er auf einem schönen Thron saß, zu beiden Seiten die furchterregenden Stevenköpfe seines besten Schiffs. Einst musste er ein mächtiger Mann gewesen sein, obwohl er nicht groß war. Jetzt glich er einem Bierfass mit dünnen Beinen, sein Gewand war aus feinem Stoff von der Farbe des Meeres, wenn die Sonne darauf scheint. Seine Haare zeigten mehr graue als rotblonde Strähnen. Auf seiner Brust und an den Armen jedoch blitzte es golden, an den Fingern und Fußgelenken ebenfalls, denn er war barfuß. Olvar beugte sich vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    Er sah auf, runzelte leicht die Stirn und strich sich den langen, mit Weiß durchschossenen rotgoldenen

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