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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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Bart, der in viele Zöpfe geflochten war, die mit Silberringen zusammengehalten waren.
    » Du bist jung«, sagte er, das Kinn auf die Hand, den Ellbogen auf das Knie gestützt. » Jünger, als ich dachte, denn ich habe von dir und von den Eingeschworenen gehört, aber ich dachte, Einar der Schwarze führe sie noch immer an und hätte einen jungen, heldenhaften Baldur an seiner Seite, den Töter des weißen Bären. Doch offenbar ist Baldur jetzt selbst der Anführer.«
    Wenn er das alles gehört hatte, dann hatte er auch Geschichten von einem Silberschatz und noch andere Dinge gehört, und mir sank das Herz. Ich roch seine Habgier selbst auf die Entfernung, doch ich nahm mich zusammen und neigte höflich den Kopf.
    » Dieser Bärentöter bin ich«, sagte ich, » doch ich heiße Orm. Dies ist Sighvat, der Denker, und dies Radoslaw, der Schtschuka genannt wird.«
    Hinter Skarpheddin ertönte ein Fauchen und einen Moment war ich völlig irritiert, denn ich dachte, er hätte gefurzt. Doch dann sah ich, dass das Geräusch von einer Frau kam, und Skarpheddin drehte sich halb nach ihr um, als sie aus dem Dämmerlicht hervortrat.
    Ich bekam eine Gänsehaut. Sie war alt, aber ihr Haar war offen und fiel in eisengrauen Strähnen auf ihre Schultern. Sie trug ein Kleid von der Farbe des blauen Zwielichts im Norden, sie war gegürtet wie ein Mann, und an dem Gürtel hingen alle möglichen Sachen: zwei Beutel, ein kleiner Tierschädel, die Schwanzknöchel einer Schlange. Um den Hals trug sie eine Kette aus Bernsteinkugeln, so groß wie Möweneier.
    Doch es war der Umhang aus Katzenfell, den sie um die Schultern trug, der mir verriet, was sie war: dieser Umhang und die magische Kraft, die von ihr ausging, sodass sich die Haare an meinen Armen aufrichteten wie bei einem Gewitter. Ehe ich denken konnte, hatte ich schon ein Abwehrzeichen gemacht. Sie lachte kurz auf, es klang wie das Bellen eines Hundes.
    » Fürchtest du dich vor dieser Volva, Orm Bärentöter?«
    Meine Zunge klebte mir am Gaumen, aber Sighvat kam mir mit seiner ruhigen Antwort zur Hilfe. Er grüßte sie so höflich wie jede andere Frau.
    » Er hat nichts zu befürchten, solange ich hier bin«, sagte er ruhig und Skarpheddin kicherte, als die Frau zweifelnd das Gesicht verzog, während beide auf die Raben auf seiner Schulter starrten, die Sighvat jetzt überall mit hinnahm. Ich hatte mich an sie gewöhnt, doch nun sah ich es aus der Sicht unserer Gastgeber. Sighvat musste ihnen wie ein Seher erscheinen, ein Mann, der selbst über Seidr-Kräfte verfügte. Das war auch der Grund, weshalb er von dem Rest der Mannschaft respektiert, aber auch oft heimlich von der Seite beäugt wurde, denn ein Mann, der sich mit Magie abgab, galt als seltsam und unmännlich.
    » Nun, Thorhalla«, sagte Skarpheddin schließlich, » mir scheint, der Bärentöter ist mit seinem eigenen Magier bestens bedient. Und das«, fügte er hinzu und deutete auf Radoslaws Tätowierung, » ist auch ein nützliches Zeichen, denke ich.«
    Radoslaw grinste. » Eure Hexenkünste können mir nichts anhaben«, sagte er selbstsicher. » Ich diene Perun, und er hält seine starke Hand über mich.«
    Thorhalla fauchte wie die Katzen, die sie um die Schultern trug, und machte eine Bewegung mit den Fingern.
    » Komm, komm, Alte«, schimpfte Skarpheddin mit gespielter Strenge, » jetzt ist’s genug. Schließlich sind dies unsere Gäste.«
    Dann, als die Frau wieder im Hintergrund verschwunden war, breitete er entschuldigend die Hände aus. » Verzeiht meiner Mutter. Sie klammert sich noch immer an die alten Traditionen, und zu viele meiner Leute hier sind schon Christen.«
    Seine Mutter. Mein Mitleid mit Skarpheddin verstärkte sich noch. Hier saß er und vegetierte im Exil vor sich hin. Und als ob das nicht schlimm genug war, hatte er auch noch diese Mutter, eine richtige Spaekona. Wie Sighvat es später auf den Punkt brachte: » An seiner Stelle hätte ich sie schon längst umgebracht, denn bestimmt ist sie die Ursache dieser ganzen Tragödie.«
    Danach wurde hart verhandelt. Ich merkte, dass Skarpheddin uns in Dienst nehmen wollte, nicht nur wegen unserer Fähigkeiten, sondern wegen des Schatzes, von dem er gehört hatte. Ich sagte ihm, wir seien neugetaufte Christen und jetzt zusammen mit unserem Christenpriester auf dem Weg nach Jerusalem. Er runzelte die Stirn und nickte. Ich spürte, dass die Habgier ihn erfasst hatte wie eine Krankheit.
    » Ich gehöre den Asen«, sagte er mit mildem Lächeln, » aber da

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