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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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Römer nur noch eine Heldensage aus der Großen Stadt. Leo, auch wenn er schlau wie ein Fuchs war, hatte einst gemeinsame Sache mit dem Basileus gemacht – dem zweiten, der diesen Titel trug – und mit der Armee, als sie lange nach diesen Ereignissen von den Bulgaren zerschlagen wurde. Damals kam er knapp mit dem Leben davon, also konnte er bei diesen Dingen schon mitreden.
    Er fragte mich nach meinen Erinnerungen an die Schlacht bei Aleppo, die er den Berichten anderer Zeitzeugen hinzufügen wollte. Also erzählte ich – soweit ich eben dazu etwas sagen konnte. Ich mochte Leo, deshalb sagte ich ihm nicht, dass er in Wirklichkeit von uns Nordmännern keine blasse Ahnung hatte – er nannte uns » Tauroskythen«, als ob wir alle aus der Steppe nördlich des Schwarzen Meeres stammten.
    Ich erzählte ihm, was ich wusste, und das war wenig genug und schon vom goldenen Nebel der Vergangenheit verklärt, aber das war ihm gleichgültig. Schließlich erzählte er mir mehr als ich ihm, aber wir waren uns einig: Das Verderben kam über uns, weil Uneinigkeit herrschte zwischen zwei Kampfweisen, zwischen dem sogenannten » Handschlag von Miklagard« und der Methode der Nordmänner, mit Bären zu kämpfen. Beim Ersteren drückt man den Feind mit einer Hand an die Brust und erdolcht ihn von hinten mit der anderen, während man bei der zweiten Methode vorprescht und das Tier tötet, ehe es einen selbst in seine tödliche Umklammerung nimmt.
    Siebenundvierzigtausend Mann kamen eine Woche nach Rotstiefel aus Antiochien anmarschiert – und es waren noch mehr, die über das Gebiet hinwegzogen, das als Dschasira, oder » Insel«, bekannt ist, im Norden, zwischen Euphrat und Tigris. Von dort zogen sie nach Süden und wieder westlich, um schließlich bei Aleppo die Grenze zu Antiochien zu erreichen. Es war ein großer Feldzug, bei dem die Hamdaniden und ihre Verbündeten hinweggefegt wurden, sodass Rotstiefel Aleppo zerstören und den Teil von Serkland einnehmen konnte, der heute Syrien heißt.
    Als wir schließlich auf die Sarakenoi stießen, bestand unsere Armee aus zwei Reihen auf einer Breite von 2700 Metern. Die Jarls waren in der vorderen Reihe, die ganz aus scutatoi bestand, den Fußsoldaten der Großen Stadt mit ihren mächtigen Schilden. Die Nordmänner waren am rechten Flügel, und ganz am Ende der Reihe standen die Eingeschworenen.
    Ich erzählte Leo dem Diakon nicht, dass wir nur widerwillig gekommen waren. Wir waren so von dem Vorhaben besessen gewesen, Starkad umzubringen und auszurauben, dass wir nicht mehr rechtzeitig wegkamen, ehe das Kriegsgeschehen uns mitriss.
    Im Gegensatz zu Starkad, der seinen Eid gegenüber Jarl Brand brach und in einer Staubwolke verschwand. Bis wir das gemerkt hatten, war es zu spät abzuhauen, ohne uns zu verraten. Also gingen wir zu Rotstiefels Männern und bereiteten uns auf die bevorstehende Schlacht vor, und wir verfluchten uns und Starkad dafür, dass wir hier in etwas hineingeraten waren, was keiner von uns beabsichtigt hatte.
    Die Sarakenoi kamen mit Reitern in schwerer Rüstung und mit Leder gepanzert. Die abgerissenen Fußsoldaten waren Bergbewohner aus der persischen Provinz Dailam, so erfuhr ich später; und die Reiter nannten sich Beduinen, was Wüstenbewohner heißt – sie stießen wie die Schwalben in die Staubwolken hinein und wieder heraus; und da waren die hamdanidischen Reiter, die noch immer das schwarze Banner der Abbasiden mit sich führten, obwohl diese gegen sie rebelliert hatten. Es waren sogar Türken aus Bagdad dabei, wo die Strategoi die Abbasiden nur noch zum Schein regieren ließen.
    Die Sarazenen überragten unsere Kampflinie um eine Meile an jedem Flügel – das war natürlich der Grund, weshalb alles schiefging. Die Armee der Großen Stadt war daran gewöhnt und hatte eine zweite Reihe in Reserve, um darauf zu reagieren, aber das wussten wir nicht. Wir sahen nur viel zu viele Gegner auf uns zukommen.
    Skarpheddin hatte für uns einen Schlachtplan ersonnen, das heißt, es war der Schlachtplan, den Nordmänner immer verfolgten: Wir würden laut auf unsere Schilde hämmern und die Feinde wegen der Größe ihrer Eier verhöhnen, und dann würden wir mit lautem Wolfsgeheul losstürmen. Aber weder ich noch Finn oder sonst einer der Eingeschworenen wusste etwas von diesem großartigen Plan. Die Armee zog los, mit ihren siebenundvierzigtausend Soldaten, fünfzehntausend Maultieren, Kamelen und Ochsen und tausend Wagen mit den Einzelteilen der Belagerungsmaschinen,

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