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Runlandsaga - Feuer im Norden

Runlandsaga - Feuer im Norden

Titel: Runlandsaga - Feuer im Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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ihnen auf dem Pfad lagen, stumme Zeugen Nerias letzter Bemerkung.
    »Das bedeutet, diesen riesigen Drachen hat es ebenfalls gegeben«, sagte die Voronfrau. »Auch wenn sich das völlig verrückt anhört.«
    »Verrückter als die Magie eines Gorrandha?«, gab Sarn zurück. »Verrückter als ein weißer Geisterwolf, der nur euch Voron erscheint, oder wegen eines Traums von ihm seine Heimat zu verlassen? Kleine, wenn dieser Drache nichts weiter als die Ausgeburt eines verrückten Verstandes gewesen sein sollte, dann bist nicht nur du wahnsinnig, weil du einem Hirngespinst hinterherläufst, oder ich, weil ich die Närrin bin, die dir vorangeht. Dann ist auch dein Volk verrückt, das an euren Wächter glaubt.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Dass das, woran jemand glaubt, ein anderer Wahnsinn nennen mag, und dennoch kann dieser Glaube wahr sein.« Sarn breitete ihre Arme aus und drehte sich um sich selbst. »Sieh dich um! Ein gewaltiger Sturm hat über den Roten Wald gewütet. Niemand würde beim Anblick all der umgestürzten Bäume daran zweifeln, dass es so war. Nun sagst du mir, dass der Sturm die Gestalt eines ungeheuren Drachen besessen hätte. Ich finde das überhaupt nicht verrückt. Du hast ihn nur in deinem Traum mit anderen Augen gesehen als die meisten. Das macht dein Bild von ihm nicht weniger wahr. Was du gesehen hast, war das innerste Wesen dieses Sturms. Seine zerstörerische Kraft.«
    Sie hielt für einen Augenblick inne und lächelte knapp. »Seine Schönheit.«
    »Sarn, du wärst gestern im Wald um ein Haar erschlagen worden! Wir hatten Glück, dass uns dieses Unwetter nicht das Dach über den Köpfen eingerissen hat! Das nennst du Schönheit?«
    Das Schmunzeln der alten Frau wurde breiter, ein zähnezeigendes Lachen, als ginge die Sonne auf ihrem grimmigen Gesicht auf. Neria starrte sie verwirrt an.
    »Ay, das tue ich, kleine Voronfrau. Erzähl mir nicht, dass du es nicht genauso siehst. Wenn du unter dem Licht des Vollmonds auf vier Beinen jagen gehst, dann liegt Schönheit in dem, was du tust, und du weißt es auch! Wenn du das Blut deiner Beute vergießt, dann ist das entsetzlich für sie, denn sie verliert ihr Leben, damit du Nahrung erhältst, und doch: Ist das leuchtende Rot auf deinen Zähnen etwa nicht von einer Tiefe, wie sie kaum eine andere Farbe erreicht? Auch das Entsetzliche in der Natur ist schön.«
    Neria senkte ihren Blick. »Ich gebe ja zu, dass der Drache beeindruckend aussah. Aber ich muss dauernd an meine Leute denken. Ich hoffe nur, dass der Sturm niemanden in meinem Dorf verletzt hat. Am liebsten würde ich umkehren, um mich zu vergewissern, aber das kann ich nicht. Nicht nach dem, was ich gesehen habe.«
    »Du meinst die anderen aus deinem Traum, von denen du mir erzählt hast.«
    »Ay. Sie waren auf einem Schiff, und das Schiff befand sich mitten in dem Sturm. Ich konnte es nur undeutlich erkennen, denn sie waren nicht wirklich da. Alles, was ich von ihnen weiß, sind ein paar Gedankenfetzen aus dem Geist des Einen, den ich sehen konnte, wenn auch nur für einen Moment.«
    »Und sein Geist war mit dem des Drachen verbunden.«
    »Er war genauso verwirrt wie ich. Er verstand es nicht. Es gab auf einmal einen fürchterlichen Lärm. Mir war, als ob das Schiff mit allen Menschen darin wie in einer riesigen Faust zerdrückt würde. Der Drache schrie im Todeskampf. Dann wachte ich auf, und plötzlich war der Sturm nicht nur in meinem Traum.« Sie hielt kurz inne, bevor sie etwas leiser fortfuhr. »Einen Moment lang dachte ich, das Ende dieser Welt sei tatsächlich gekommen, so wie der Wächter es mir angekündigt hat. Jedenfalls kann ich jetzt erst recht nicht zurück.« Wie um ihren letzten Satz zu unterstreichen, begann sie weiterzugehen. Die Eichen hatten einer mit Kiefern bewachsenen Anhöhe Platz gemacht. Der mit regenfeuchten Nadeln übersäte Boden verschluckte beinahe jedes Geräusch ihrer Stiefel. »Ich muss einfach wissen, ob diese Fremden in Sicherheit sind. Es sind die, zu denen Talháras mich führen will. Die auch von der Bedrohung wissen und gegen sie ankämpfen werden.«
    »Du bist davon überzeugt, dass sie noch am Leben sind.« Sarns Worte klangen nicht wie eine Frage, sondern wie eine Feststellung.
    »Ich kann noch immer fühlen, wie es mich von meinem Dorf, von meinem Zuhause fortzieht. Wenn sie wirklich umgekommen wären, dann würde ich dieses Gefühl nicht verspüren. Ich könnte umdrehen und zurückgehen. Aber ich weiß, dass ich auf sie treffen werde! Es

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