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Runlandsaga - Feuer im Norden

Runlandsaga - Feuer im Norden

Titel: Runlandsaga - Feuer im Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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beschäftigt mit ihren Angelegenheiten, die ihnen wichtig und kostbar waren, beschloss Enris, dass er Mirka genauso wenig zurücklassen würde wie Themet. Wenn es dazu käme, dass sie alle aus der Stadt fliehen müssten, dann würde er ihn mitnehmen.
    Seine Augen suchten den Bereich der Halle vor dem Podest nach Arcad und Suvare ab. Er sah, dass sie an der linken Längswand standen, unmittelbar neben dem Ersten der verschlossenen Fenster zur Veranda. Der Elf blickte gespannt zu einer Gruppe hinüber, die auf der Treppe zum Podest stehengeblieben waren. Sie trugen die kräftig gefärbte, teuer aussehende Kleidung der reichen Leute. Bestimmt waren sie Mitglieder des Rates von Andostaan. Unter ihnen erkannte Enris Tolvane und den dicklichen, kleinen Mann, der sich in der Vorhalle an ihm vorbeigedrängt hatte, ebenso den Kaufmann, den Suvare Larcaan genannt hatte. Neben Larcaan stand Larian, ins Gespräch vertieft mit Tolvane. Enris‘ Herz begann schneller zu schlagen, als er in das Gesicht des Mannes blickte, in dessen Haus er bis zum gestrigen Tag gewohnt hatte. Larian redete mit Tolvane, aber er war weit von der Gruppe entfernt, und das Stimmengewirr der Anwesenden hallte so laut im Raum wider, dass Enris nicht verstehen konnte, was sie sprachen.
    Während er die Ratsleute weiter beobachtete, trat ein baumlanger, kräftig gebauter Mann zu ihnen. Er trug die Lederrüstung der Stadtwache. Seine dunkelbraunen Haare fielen ihm bis auf die Schultern und hingen ihm in Strähnen ins Gesicht, weil er etwas vornübergebeugt stand, um sich mit den Ratsleuten vor ihm halbwegs auf Augenhöhe zu unterhalten. Enris versuchte, sich an den Namen des Mannes zu erinnern. Aber er wusste nur noch, dass es der Anführer der Stadtwache war. Tolvane richtete kurz das Wort an den Mann, worauf dieser knapp nickte, sich umdrehte und zum Eingang der Halle ging, während die Ratsleute auf das Podest stiegen, um auf den für sie vorbereiteten Stühlen Platz zu nehmen.
    Zum wiederholten Male wurde Enris an eine Theaterbühne erinnert: Mit dem Betreten des Podestes verstummte wie auf ein vereinbartes Zeichen allmählich das Geräusch der vielen Stimmen im Raum. Als auch das Letzte der Mitglieder des Rates, ein älterer Mann mit vollem Haar und dichtem, grauen Bart, im Laufschritt durch den Mittelgang zu dem Podest geeilt war und sich auf seinem Stuhl niedergelassen hatte, herrschte in der Halle eine erwartungsvolle Stille. Enris bemühte sich, so leise wie möglich zu Arcad und Suvare an die Seitenwand zu treten, während er den Jungen vor sich herschob. Mirka sah ihn zunächst unwillig und fragend an, nickte aber dann, als Enris mit dem Kinn auf die beiden deutete.
    Tolvane, der einen kurzen Blick mit den Männern zu seiner Rechten und Linken gewechselt hatte, nickte und erhob sich. Seine Lippen waren fest aufeinander gepresst, als ob er Schmerzen unterdrücken würde. Alles Blut war aus seinem Gesicht gewichen. Enris fand, dass der Ratsherr noch müder aussah als einige Stunden zuvor. Er schien sich seit ihrem Treffen nicht ausgeruht zu haben.
    »Bürger von Andostaan!«, hob er mit lauter, angestrengter Stimme an. »Wir Ratsmitglieder haben diese Versammlung einberufen, weil wir beunruhigende Nachrichten über eine Gruppe von Fremden erhielten, die sich gewaltsam Zugang zur Meeresburg verschafft haben.«
    Ein Raunen ging durch die Sitzreihen, Köpfe wendeten sich einander zu, einige tuschelten. Tolvane hob beide Hände, und die Geräusche verklangen erneut.
    »Zweifellos sind bereits eine Menge Gerüchte über das aufgeblüht, was heute in Carn Taar geschehen ist.« Seine Augen musterten die Versammelten. Für einen Moment zuckte etwas wie die Ahnung eines Lächelns um seine Mundwinkel. »Ich kann mich nicht erinnern, wann wir hier das letzte Mal so viele Besucher bei einer Ratsversammlung sitzen hatten. Es muss wohl die Wintersonnwendfeier gewesen sein, mit all dem guten Essen und dem Freibier. Als wir uns vor drei Wochen darüber unterhielten, den alten Pier weiter auszubauen, hörten uns jedenfalls bei weitem weniger zu.«
    Er machte eine Pause, in die hinein ein paar Leute lachten. Für Enris klangen die Geräusche wie erleichtertes Durchatmen. Es war alles nicht so schlimm, wie die Gerüchte verlauteten, das war die Botschaft, die Tolvanes Bemerkung zugrunde lag, und offensichtlich wollten die meisten im Raum auch genau das hören. Am Ende war es gar nicht notwendig gewesen, heute Abend hier heraufgekommen zu sein. Die Stadtwache würde

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