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Runlandsaga - Feuer im Norden

Runlandsaga - Feuer im Norden

Titel: Runlandsaga - Feuer im Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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sich mit allen Kräften, schlug und trat um sich, doch der Seemann zog ihn unerbittlich von Rena fort, immer bedacht, so dicht wie möglich am Boden zu bleiben.
    »Schnell, geh ihnen nach!«, befahl Arcad dem anderen Jungen.
    Mirka blickte ängstlich von dem Elfen zu Daniro, der seinen Freund zum Eingang des Unterdecks zerrte. Er schien etwas erwidern zu wollen, doch kein Wort kam über seine Lippen. Schließlich eilte er ihnen mit eingezogenem Kopf hinterher.
    Jemand trat an Enris vorbei. Als er hochsah, erkannte er den Bootsmann.
    »Austeilen könnt ihr ja«, knurrte der Alte leise, als spräche er mit sich selbst.
    Ohne jede Deckung hielt er eine gespannte Armbrust vor sich und zielte auf den Steg. Pfeile schwirrten an seinem Kopf vorbei, doch er wich nicht aus, sondern blieb bewegungslos wie ein Standbild.
    »Mal sehen, wie gut ihr einsteckt!«
    Ein lautes Klacken ertönte, als er die Armbrust auslöste. Kaum dass er das Geschoss abgefeuert hatte, duckte er sich überraschend schnell und kroch an die Bordwand. Enris spähte über die Reling. Einer der Serephin war am Steg zusammengebrochen. Der abgeschossene Bolzen steckte etwas unterhalb seines Helmes in der Rüstung.
    »Wer sagt‘s denn!«, brummte der Bootsmann zufrieden. »Das alte Drecksding hat schon lange keinen Piraten mehr durchbohrt, aber es ist doch immer noch zu was nütze. Geht durch so eine Panzerung wie Butter.« Er wandte sich an Suvare, die ebenfalls dicht an der Bordwand kauerte. »Ungeheuer oder nicht, jedenfalls sterben sie genauso wie wir.«
    Sie antwortete nicht, blickte aber wie Enris vorsichtig über die Reling. Ein weiterer Serephin am Steg hatte sich neben seinem gefallenen Kameraden niedergekniet und dessen Wunde betastet. Dann erhob er sich und nahm seinen Helm ab. Enris begannen in seinen nassen Kleidern die Zähne aufeinander zu schlagen, nicht so sehr wegen der nächtlichen Kälte, sondern weil es sich bei diesen Angreifer um keinen Fremden handelte. Es war Ranár. Seine Augen lagen im Dunkeln, aber Enris wusste genau, dass dieser ihn gesehen und wiedererkannt hatte. Der Serephin im Menschenkörper sagte kein Wort. Reglos stand er inmitten der Leichen der Stadtbewohner und blickte dem sich langsam entfernenden Schiff hinterher. Doch Enris brauchte keine wütenden Schreie aus Ranárs Mund, um zu verstehen, dass dieser Serephin noch nicht mit ihnen fertig war. Er hatte den Fliehenden auf der Suvare sein Gesicht gezeigt. Das war ein deutlicheres Versprechen als hundert Drohungen.
    Weitere Pfeile schwirrten über das Deck, einer mit einem Brandsatz. Glücklicherweise traf er keines der Segel, sondern bohrte sich in den Mast. Suvare bellte einen Befehl an ihre Seeleute, das Feuer zu löschen. Sofort rannten zwei der Männer geduckt bis an den Brandherd und schlugen mit tropfend nassen Decken auf die Flammen ein.
    Der nächste Pfeil mit Brandsatz verfehlte das Heck nur knapp, tauchte zischend in die finsteren Wellen und verlöschte. Die Suvare hatte endlich genügend Abstand zum Ufer gewonnen.
    In einiger Entfernung sah Enris ein weiteres Schiff, das vom Pier losgekommen war. Da es in der Eile seiner Flucht nur ein Vorsegel gesetzt hatte, war es nicht aus der Reichweite der Bögen, und die Krieger hatten es mit wenigen Schüssen in Brand gesetzt. Die Schreie der Männer an Bord, von denen einer nach dem anderen ins Hafenbecken sprang, drangen laut über das nächtliche Wasser. Der schwimmende Scheiterhaufen erinnerte Enris auf grausige Weise an die Bootseinäscherungen, von denen er gehört hatte, dass sie in alter Zeit den Edelsten aus dem Volk der Elfen zuteilgeworden waren. Auch an den Pieren hatten die Serephin Schiffe angezündet, die es nicht mehr rechtzeitig geschafft hatten, ihre Anker zu lichten.
    »Bei allen Geistern!«
    Arcad hatte sich an der Bordwand aufgerichtet und sah zur Stadt hinüber. Tiefe Furchen hatten sich in sein altersloses Gesicht gegraben. Seine Hände klammerten sich um die Reling, als müssten sie das ganze Gewicht seines Körpers tragen.
    Andostaan stand inzwischen völlig in Flammen. Nicht nur die Häuser im Hafenbezirk brannten lichterloh, sondern auch die Gehöfte am Stadtrand, vom einen Ende der halbmondförmigen Bucht bis zum anderen. Die Brandherde breiteten sich nach allen Seiten aus, als sei ihnen das Unheil, das sie angerichtet hatten, noch nicht groß genug, als trachteten sie in ihrem Eifer danach, selbst das umliegende Land und die Klippen zu verzehren. Der einzige Ort, an dem keine Feuer

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