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Russen kommen

Russen kommen

Titel: Russen kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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aber hat mir dieser Russe einen Prospekt gezeigt, in dem es um Investitionen in Russland ging. Das interessiert mich nicht. Ich habe kein überflüssiges Geld, und was ich habe, das stecke ich ins Hotel. Da kann ich sehen, wo es ist.«
    »Haben Sie den Prospekt noch?«
    »Er hat ihn wieder mitgenommen, er hat sehr vertraulich und geheimnisvoll getan. Aber das ist nichts für mich. Selbst wenn man in Russland sicher sehr viel Geld machen kann.«
    »Sie haben über Dolochow gesprochen – über Boris Dolochow? Über Wassili Dolochow?«
    Der Hotelier denkt nach. Er wirkt heute deutlich nüchterner als damals am Abend. Ist wahrscheinlich auch nicht immer ganz leicht, Gästen zu entkommen, die einen einladen und zum Mittrinken animieren.
    »Ich glaube, er hat immer nur von ›Dolochow‹ geredet. Ohne Vornamen. Aber im Prospekt ist Boris Dolochow gestanden, da bin ich mir sicher. Boris, wie Boris Becker. Es war auch ein Bild dabei, auf dem er dem russischen Präsidenten die Hand schüttelt.« Er sieht mich an. »Ich glaube, es war dasselbe Bild, das in Ihrer Zeitung erschienen ist.«
    »Die Firma hieß ›Direktinvest‹, nicht wahr?«
    »Ja. Aber ich habe gewusst, dass ich durch den Umbau kein Geld flüssig habe, und wie gesagt: Ich bin ohnehin mehr für das Reale, das, was ich sehen kann.«
    »Wer hat Sie mit dem Russen zusammengebracht?«
    »Ein Stammgast, er ist mit dem Russen gekommen.«
    Mein Herz klopft. Eine neue Spur. »Können Sie mir seinen Namen nennen?«
    Der Hotelier schüttelt den Kopf. »Unmöglich. Er ist ein sehr seriöser Mann. Macht jedes Jahr bei uns Urlaub. Allein. Seine Frau mag die Berge nicht. Ohne Diskretion geht nichts im Hotelgewerbe.«
    Ich seufze. Ob Frau Guggenbauer zugänglicher ist? »Und der Name des Russen?«
    »Sachow. Aber von mir haben Sie den Namen nicht.«
    Ich nicke. »Er war mittelgroß, schlank, Mitte dreißig, guter Anzug?«
    »Sie kennen ihn?«
    »Ich habe von ihm gehört.«
    »Sie haben mir damals von der Flucht im ›Zirben‹ erzählt. War Sachow dabei?«, fragt Guggenbauer.
    Ich hätte es beinahe vergessen. Auch er weiß von der Flucht. »Nein, da war er nicht dabei. – Konnte Sachow eigentlich auch so gut Deutsch?«
    »Wir haben Englisch gesprochen.«
    »Ich habe mir inzwischen überlegt: Dolochow, ob Wassili oder Boris, ist vielleicht gar nicht vor Sorger geflohen, sondern vor einem der drei anderen. Da gibt es zwei Amerikaner, laut Sorger besitzt einer eine Schuhhauskette und der andere ist sein Freund. Kann natürlich auch nur Tarnung sein. Der Dritte war Toni Berger.«
    »Der Berger-Toni? Wer soll vor dem davonrennen? Sicher nicht. Der ist mit den dreien doch bloß Ski fahren gewesen.«
    »Ist er noch hier im Ort?«
    »Skitouren und Heli-Skifahren gibt es noch länger. In Lech unten haben ja einige Hotels durchgehend geöffnet. Er bleibt meistens, bis der letzte Schnee geschmolzen ist.« Christof Guggenbauer gähnt.
    »Sorry, dass ich Sie so lange aufgehalten habe«, sage ich und überlege, wie ich zum Namen des Stammgastes kommen könnte. Ich muss ihn bei meinem Aufenthalt im Hotel gesehen haben. Ein Mann, der offenbar alleine hier war. Und der mit einem Russen geredet hat. Aber noch etwas interessiert mich: »Hat eigentlich die Polizei schon mit Ihnen gesprochen?«
    »Nein, warum?«, kommt es rasch zurück. Er beschreibt mir den kürzesten Weg, auf dem ich morgen früh zum abseits gelegenen Haus des Berger-Toni komme, und dann trabe ich in den ersten Stock hinauf zu meinem Zimmer und schlafe ein, bevor ich mir noch weitere Gedanken über Russen und Arlberger machen kann.
    Als ich frühstücke, sind alle längst auf den Beinen. Ich habe meinen Wecker einfach überhört. Ich hatte ihn auf sechs Uhr gestellt. Aber ein paar Stunden Schlaf braucht der Mensch eben. Mein Flug geht am späten Nachmittag. Thomas bringt mir die dritte Tasse Kaffee, ich muss wach werden. Hätte der Kran nicht so einen Lärm gemacht, ich würde jetzt noch schlafen. Mir kommt eine Idee. Thomas war die ganze Saison über da. Ich rufe den Jungkellner zurück. Er kommt mit einem Lächeln, und das nach Saisonende.
    »Als ich vor zwei Wochen hier war, habe ich mit einem ganz lieben Stammgast von euch gesprochen, er hat mir erzählt, dass er jedes Jahr kommt. Leider habe ich seine Visitenkarte verloren und mir den Namen nicht gemerkt. Ich hab ein paar Fotos von ihm gemacht und wollte sie ihm schicken.«
    Thomas denkt angestrengt nach. »Keine Ahnung«, sagt er dann, »da gibt es viele, die seit Jahren

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