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Russisches Requiem

Russisches Requiem

Titel: Russisches Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Ryan
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Melden Sie ihm, dass Gregorin vielleicht zum Metropol will und dass ich ihm auf den Fersen bin. Dann und erst dann kümmern Sie sich um Semjonow und Natascha. Verstanden?«
    »Ja«, antwortete sie, als er ihr den Knebel abnahm, und die Anstrengung des Sprechens schien ihr wieder etwas Fassung zu verleihen. Kurz berührte er ihr Gesicht, und sie drehte den Kopf, bis ihre Lippen an seinem Handgelenk lagen. Einen Moment lang schauten sie sich in die Augen, dann stand er auf.
    Ächzend vor Anstrengung, wälzte Koroljow Wolodja zur Seite und angelte sich seine Walther aus der Jackentasche des Toten. Als er die Wohnung verlassen wollte, hob Semjonow die Hand, und er neigte sich zu ihm.
    »Sein Wagen. Emka. Woronzowo Pole. Deswegen bin ich ... zurückgekommen.« Die Worte brachen als blutige Blasen von Semjonows Lippen.
    »Hilfe ist schon unterwegs, Wanja. Halt durch, mein Freund.«
    Immer vier Stufen auf einmal nehmend, rannte Koroljow die Treppe hinunter. Aus halboffenen Türen starrten weiße Gesichter, als er vorbeijagte, und dann war er vor der Tür und blickte nach vorn zu der Kirche, nach der die Straße benannt war. Er glaubte Gregorin zu erkennen, der gerade um eine Ecke bog, war sich aber nicht sicher.
    Zwei Milizionäre stürmten auf das Haus zu, und er zeigte ihnen seinen Ausweis. »Koroljow, Petrowka-Straße.« Er deutete auf einen von ihnen. »Sie kommen mit mir. Und Sie laufen rauf in den ersten Stock, da liegt ein Verletzter. Er muss versorgt werden. Ein Toter ist auch oben.«
    Einer von beiden lief ins Haus, während der andere wartete, die Hand griffbereit auf dem Halfter.
    Mit erhobener Stimme wandte sich Koroljow an die vier oder fünf neugierigen Nachbarn, die aus den umliegenden Häusern getreten waren. »Vor höchstens einer Minute ist ein dunkelhaariger Mann mit Lederjacke durch die Tür hier gekommen. Hat jemand bemerkt, wohin er gerannt ist?«
    Maria Lobkowskaja löste sich aus der Gruppe und deutete in Richtung Kirche. »Da ist er lang, Alexei Dimitrijewitsch.«
    Von der hinkenden Gestalt war weit und breit nichts zu sehen, doch dann fielen Koroljow die dunkelroten Tropfen auf der Straße ins Auge. »Halten Sie Ihre Waffe bereit, Wachtmeister.«
    Mit nervösen Fingern schob der Milizionär die Klappe seines Halfters zurück und folgte Koroljow. Rechts ragte die Kirche in ihrer spinnwebverhangenen Pracht auf, und er überlegte fieberhaft, als er mit entsicherter und zum Himmel gerichteter Waffe darauf zustürmte. Wenn Semjonow zur Petrowka-Straße oder, wahrscheinlicher, zur Lubjanka unterwegs gewesen war, war er bestimmt links gegenüber der Kirche abgebogen. Irgendwo dort musste also Gregorin den Emka abgestellt haben. Und sicher wollte der Oberst zu seinem Wagen, um zu fliehen. Zu Fuß kam er mit einer Kugel im Bein nicht weit.
    Während er sich der Kreuzung näherte, wechselte Koroljow auf die linke Straßenseite. Auf der größeren Allee strebten bereits Gruppen von Fußgängern zur Parade am Roten Platz. Rechts parkte eine Schlange von spruchbandbehängten Bussen und Lastwagen, die ihre Fuhre von Aktivisten und Arbeitern abgeladen hatten. Einer von mehreren Fahrern, die dort beisammenstanden, deutete auf ihn, als er an der Ecke stoppte.
    Schwer atmend traf auch der Wachtmeister ein. »Was ist hier eigentlich los, Genosse?«
    »Ein Verbrecher. Hat in dem Haus einen Mann getötet und einen Tschekisten verletzt. Er darf nicht entkommen.«
    Stumm verarbeitete der Milizionär das Gehörte. Inzwischen ging Koroljow auf die Knie und folgte seiner Walther mit dem Kopf um die Ecke. Aus dem Augenwinkel registrierte er, dass die Fahrer zurückwichen und sich Fußgänger schnell in Eingänge flüchteten, als sie die Bewaffneten bemerkten.
    Als er die Straße ganz im Blick hatte, entdeckte Koroljow ungefähr dreißig Meter weiter einen parkenden Emka und auf dem Fahrersitz eine nach vorn gebeugte Gestalt. Aber es war kein Motorengeräusch zu hören. Er wandte sich dem Wachtmeister zu.
    »Gleich links steht ein Emka. Wahrscheinlich unser Mann.«
    Der Uniformierte nickte. Er war ungefähr in Koroljows Alter, das Gesicht lag breit unter der Schirmmütze. Seine blauen Augen spähten ruhig in die Straße. Dann deutete er mit seinem Revolver auf einen Kiosk. »Soll ich vielleicht dort rüberlaufen, Genosse? Dann könnten wir aus zwei Richtungen schießen.«
    »Ich gebe Ihnen Feuerschutz.« Er legte auf den Emka an. Doch die vornübergebeugte Gestalt war verschwunden, und die Fahrertür stand offen. Um besser zu

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