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Ruth

Ruth

Titel: Ruth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank G. Slaughter
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ist bekannt, daß Schmiede
auch Zauberer sind.“ Ruths Stimme zitterte ein wenig vor Aufregung. „Wagt es
Prinz Hedak, den Fluch Jahwes auf sich zu ziehen?“
    „Ich fürchte keine hebräischen
Zaubereien“, prahlte Hedak voll Verachtung.
    „In Edom wissen wir, wie
mächtig der Fluch Jahwes ist“, sagte Ruth beharrlich. „Diese Leute haben das
Asylrecht beansprucht, das allen Schmieden und Zauberern zusteht. Wenn ihr hier
unschuldiges Blut vergießt, kann der Fluch über die ganze Stadt kommen.“
    „Was ist das für ein Fluch,
Ruth?“ fragte Zebuschar neugierig. „Ich kenne nicht alle Worte“, gab Ruth zu.
„Aber der Schwertschmied sollte sie kennen.“
    „Wie lautet er?“ fragte
Zebuschar erneut und wandte sich an Machlon.
    „Es ist ein uralter Fluch, von
unserem Gott gegen die gerichtet, die die Kinder Israels bekämpften“, erklärte
Machlon. „Ich lernte die Worte als Kind.“ Und er begann:
     
    „Verflucht
bist du in der Stadt
    und
verflucht auf dem Felde.
    Verflucht
ist dein Brotkorb
    und
deine Backschüssel.
    Verflucht
ist die Frucht deines Leibes
    und
die Frucht deines Bodens,
    der
Wurf deiner Rinder
    und
die Tracht deiner Schafe.
    Verflucht
bist du, wenn du kommst,
    und
verflucht bist du, wenn du gehst.“
     
    Hedak war durch die Aufzählung
der Verfluchungen, die der israelitische Gott bereithielt, ein wenig aus der
Fassung geraten. Er schob das Schwert von der rechten in die linke Hand.
Zebuschars schneller Blick erfaßte das Unbehagen seines Feldherrn. „Dies sind
mächtige Flüche, Hedak“, sagte er. „Und es ist wohl bekannt, daß Zauberer von
Kräften geschützt werden, die stärker sind als irgendein Gott.“
    „Ich fürchte keine
israelitischen Götter“, erwiderte Hedak abfällig. „Laßt uns dies auf
moabitische Weise durch die Schwertprobe entscheiden.“ Er wandte sich an
Machlon. „Hast du kein Schwert, Israelit, wenn du mit deiner Überlegenheit als
Schwertschmied prahlst?“
    Machlon blickte zum König, aber
er bat nicht um Gnade, obwohl er wußte, daß er im Kampf gegen Hedak keine
Chance haben würde.
    „Prinz Hedak fordert eine
Schwertprobe“, sagte Zebuschar. „Nach unserem Brauch kann dies nicht
abgeschlagen werden. Willst du dir von einem meiner Soldaten ein Schwert
leihen, Israelit?“
    „Ich brachte ein Schwert nach
Moab mit, König, als Probe unserer Arbeit. Der Soldat im Leopardenfell“,
Machlon deutete auf Hedaks Hauptmann, „nahm es an sich, als ich verhaftet
wurde.“
    Nebo trat vor und übergab
Machlon unter dem Grinsen seiner Kameraden das Schwert, nicht wenig verlegen
darüber, daß er ertappt worden war. Zebuschar beugte sich vor, um die Waffe aus
der Nähe begutachten zu können, und ein leichtes Lächeln überzog sein Gesicht.
Selbst aus der Entfernung konnte jeder die überlegene Güte der Waffe erkennen,
die Machlon hielt. Keine Hammerschläge waren auf der glänzenden Fläche zu
sehen.
    Mit ausladender Geste kniete
Hedak nieder. Er umfaßte den Griff seines Schwertes mit der Rechten, die Spitze
mit der Linken und hielt die Waffe so mit beiden Händen über seinen Kopf.
„Schlag nieder auf meine Klinge, israelitischer Hund“, befahl er. „Ist deine
Sache gerecht, so spalte mir den Schädel.“
    Machlon blickte um sich. Er
wußte, wenn er die Herausforderung nicht annahm, würde dies den Tod für ihn,
aber auch für Noëmi, Elimelech und Kiljon bedeuten.
    „Wenn du in Moab leben und zu
Wohlstand gelangen willst“, höhnte Hedak, „schlag zu, wie ich es befehle.“
    Machlon erhob sein Schwert und
schwang es absichtlich so, daß es Hedak verfehlen mußte. Einen Augenblick lang
war der moabitische Feldherr durch die Geste verwirrt, dann stand er auf und
lächelte grimmig. „Du hast mich verfehlt, Narr! Jetzt bin ich an der Reihe.“
    Machlon nahm seine eigene
Klinge in beide Hände, wie Hedak es getan hatte, und kniete auf dem Steinboden
der Altarplattform nieder. Sein Körper straffte sich in Erwartung des Schlags
durch Hedaks Schwert, und er bog das Ende seiner Waffe so stark, daß sie sich
ganz leicht nach oben wölbte. Sein Gesicht war angespannt, aber er rührte sich
nicht, als Hedak sein Schwert hoch über den Kopf riß, um mit Wucht zuschlagen
zu können.
    Mit einem triumphierenden
Schrei schlug Hedak zu und traf den dünnen Stahlbogen, der allein Machlons
Haupt vor der schweren moabitischen Waffe schützte, die seinen Schädel mit
Leichtigkeit spalten konnte.
    Klirrend traf Metall auf
Metall. Dann folgte ein Ausruf der

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