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Rywig 03 - Meine Träume ziehn nach Süden

Titel: Rywig 03 - Meine Träume ziehn nach Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Gewicht und Kräften, er brauchte vor nichts zu fliehen, vor so einem lächerlichen Töfftöffwagen mit ein paar Zweibeinern drin erst recht nicht. Es sei denn, die Zweibeiner hätten seine ruhige Besinnlichkeit gestört. Dann hätte er sich freilich mit einem Trompetenstoß oder mit einem Rüsselschlag aufs Autodach Respekt verschaffen können. Aber die Zweibeiner waren zum Glück still, also kümmerte er sich nicht mehr um sie.
    Ja, wir waren still - wir waren atemlos! Diesen Koloß hier zu sehen, in seinem eigenen Reich, in dieser Einsamkeit den Herrn von unzähligen Kilometern Savanne - wie anders war das als ein Besuch bei seinen Artgenossen in den Zoos, wenn sie die Rüssel über den Schutzgraben streckten und um Leckerbissen bettelten.
    Das sagte ich auch den anderen, als wir wieder sprechen durften.
    „Ja“, meinte Herr Dieters, „aber anderseits: welch Glück, daß wir gute Zoos haben! Alle Menschen können nicht nach Afrika fahren, um Elefanten und Löwen zu sehen, nicht nach Amerika zu den Pumas und Lamas - und...“
    „... und erst recht nicht nach Australien zu den Känguruhs!“ ergänzte ich.
    „Eben. Natürlich gibt es phantastisch gute Tierfilme und herrliche Bilderwerke, aber das lebendige, wirkliche Tier vor sich zu haben, ist doch was anderes!“
    „Doch die armen Tiere einfach einzufangen und in Käfige zu stecken!“ sagte die Tigerin. Ihre Stimme war ganz Vorwurf gegen alle Tierfänger, Zoodirektoren und Zoobesucher der Welt.
    „So einfach ist das nun nicht“, sagte Heiko. Zum ersten Mal gab er sich die Mühe, der Tigerin sachlich zu antworten. „Sie dürfen einen modernen, gut eingerichteten Zoo nicht mit alten Menagerien über einen Kamm scheren. Daß die Tiere eingefangen werden müssen, ist klar. Aber sie werden nicht einfach in einen Käfig gesteckt! Da haben Forscher und Wissenschaftler vielleicht in jahrelanger Arbeit das Leben und Verhalten der Tiere in der freien Natur studiert, und die Behausung in der neuen Heimat ist, soweit möglich, eine Nachahmung ihrer natürlichen Umgebung. In modernen Zoos haben die Tiere Gelegenheit, sich zu bewegen, sie kriegen das Futter, das ihnen bekommt, sie dürfen ihre Angewohnheiten beibehalten. Und sie vermehren sich! Das ist ein sicheres Zeichen dafür, daß sie sich wohl fühlen. Sie vermehren sich zum Teil so ausgiebig, daß die Zoos sich gegenseitig mit Jungtieren versorgen, man braucht längst nicht mehr stets wilde Tiere einzufangen. Es sei denn, es handelt sich um besonders seltene Arten. Und für solche Tiere ist es oft gut, daß sie in einen sicheren Zoo gebracht und nicht ganz ausgerottet werden.“
    „Meinen Sie von den Großwildjägern?“ fragte Frau Tiger.
    „Das auch. Aber vor allem von den Wilddieben, die mit ihren scheußlichen Drahtschlingen und Fallen die Tiere langsam zu Tode quälen.“
    „Warum machen sie das bloß?“ fragte Frau Tiger.
    „Aus verschiedenen Gründen. Das heißt, aus einem Hauptgrund, nämlich um Geld zu verdienen. Noch gibt es abergläubische Menschen, die meinen, daß Nashörner - ich meine also das Horn der Nashörner - in pulverisierter Form diese und jene Krankheit heilten. Oder daß Murmeltierfett ein Wundermittel ist. Eine Zeitlang, so Anfang des Jahrhunderts, waren die Strauße arg gefährdet, weil alle Damen Straußfederboas trugen. Ebenso die Paradiesvögel. Ahnen Sie, wieviel damals für den Schwanz eines Paradiesvogels bezahlt wurde?“
    „Solche Dinge sind ja zum Glück unmodern geworden!“ meinte die Tigerin.
    „Ja. Aber Krokodiltaschen, Leopardenfelle und Otterpelze sind jetzt modern. Jetzt schweben sie in höchster Gefahr. Und zurück zum Ausgangspunkt: Wenn es so weitergeht, werden vielleicht die Zoos die letzten Leoparden retten müssen, damit diese prachtvolle Tierart nicht ausstirbt!“
    Frau Tiger faßte automatisch ihre Ohrläppchen an, wo die mit Leopardenfell bezogenen Ohrklips prangten.
    „Ich hätte lieber die silbernen kaufen sollen“, murmelte sie.
    Dann - o Wunder! - machte ihr Mann den Mund auf.
    „Wie gut, daß dir eine ganze Leopardenjacke zu teuer war.“ Dann schwieg er wieder.
    Es ging weiter. Moses fuhr tollkühn über das hügelige Gelände, zwang den Wagen über Vertiefungen und durch Wasser. Ab und zu hielt er an, und der Wildwart suchte die Gegend mit dem Fernglas ab.
    Dann sagte er ein paar Worte auf Suaheli, und Moses übersetzte es ins Englische. Ich gab es norwegisch weiter zu Senta und Herrn Dieters, die es dann endlich deutsch

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