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Saat der Lüge

Saat der Lüge

Titel: Saat der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Jones
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Grafik?«
    »Nein, mit Paul aus der Grafik.«
    Ich brach in Gelächter aus. »Keine Chance. Nicht interessant genug.«
    »Simon wird bald gefeuert, weil er seine Geschichten an die Mail on Sunday verkauft hat.«
    »Blödsinn – die Mail on Sunday würde unser Zeug nicht mit der Kneifzange anfassen.«
    Er seufzte. »Okay, du hast recht. Aber ich könnte dir ein echtes Geheimnis verraten, wenn du versprichst, dass du es für dich behältst. Du darfst es auf keinen Fall drucken, sonst reißen sie mir die Eier ab. Das Ganze ist Deep Background – Deep Throat sozusagen.« Er grinste vielsagend.
    Ich grinste zurück. »Du hast wieder Die Unbestechlichen geschaut, gib’s zu! Na gut, versuch’s meinetwegen mit Woodward und/oder Bernstein, aber versprechen kann ich nichts.«
    »Also …« Er rückte unnötig nah an mich heran, beugte sich vor und flüsterte verschwörerisch: »Gestern hat mir eine meiner Kontaktpersonen von der Polizei gesteckt, dass die Mutter von diesem Mädchen aus dem Fluss – wie hieß sie noch? Morgan – die persönlichen Gegenstände durchgegangen ist, die sie nach der Beerdigung mitgenommen hat, und dabei offensichtlich auf etwas Neues gestoßen ist.«
    »Eine deiner Kontaktpersonen? Du meinst Phil, den Mann deiner Schwester, von der Kripo«, stellte ich klar, brachte aber nur ein dürftiges Lächeln zustande. Ich hatte Angst vor dem, was nun kam.
    »Stimmt«, räumte er ein, »es war Phil. Deshalb darf ich auch nicht darüber reden. Marie bringt mich um. Jedenfalls hat diese Mrs Morgan um Jennys Geburtstag herum ein altes Buch ihrer Tochter durchgeblättert und dabei einen Zettel gefunden, einen Liebesbrief oder so was, bei dem es um ein Treffen mit einem Mann ging. Er wird gerade auf Fingerabdrücke untersucht. Der Zettel war unterschrieben mit …« Er machte eine dramatische Pause und kam noch dichter an mich heran, ermuntert von der Tatsache, dass ich die Luft anhielt. Zwischen uns erstreckte sich ein Ozean, in dem ich kläglich ertrank. »… dem Buchstaben M.«
    Mein Herzschlag setzte aus.
    »Genau, ist das nicht der Wahnsinn? Der mysteriöse Mr M.! Vielleicht heißt er aber auch M. mit Vornamen. M. – bei Anruf Mord.«
    »Was stand sonst noch drauf? Auf dem Zettel, dem Brief?«
    »Keine Ahnung. Nur so was wie: Ich kann es nicht erwarten, dich zu sehen. Ich weiß, wir sollten das nicht tun, aber ich kann nicht anders. Klingt wie ein verheirateter Mann, wenn du mich fragst. Vielleicht ist es ja der Mann aus dem Charlie’s, den deine Freundin Nora erwähnt hat? Plötzlich ergibt alles einen Sinn, nicht wahr? Kleines Flittchen macht mit verheiratetem Kerl rum, und die Sache gerät außer Kontrolle. Er muss ihr irgendetwas angetan haben, warum hat er sich sonst nicht gemeldet, als die Polizei diese ganzen Aufrufe gestartet hat? Bald hast du deinen Mordfall, wirst sehen! Ich wette, eine deiner Kontaktpersonen kann dir die Sache bestätigen. Wäre doch ’ne tolle Exklusivstory für dich, Lizzy! Das sollte dir eigentlich ein paar schöne Stunden wert sein«, schloss er triumphierend.
    Ich musste unbedingt weiter Desinteresse vortäuschen, durfte auf keinen Fall den Eindruck vermitteln, dass mich seine Geschichte auch nur im Entferntesten interessierte. »Vielleicht. Aber nicht heute.« Ich tätschelte seinen Arm, schob den Stuhl zurück und gab das Signal zum Ende unserer Verhandlungen, indem ich mich so aufrecht wie möglich erhob. »Schluss mit der Märchenstunde. Der mysteriöse Mr M., dass ich nicht lache! Kein Pulitzerpreis für dich, Jimmy. Und kein Fick. Aber danke für den Kaffee.«
    Er lächelte liebenswürdig, weil er ohnehin nicht wirklich erwartet hatte, dass ich sein Angebot annahm. »Wie du meinst, Liz. Es ist deine Karriere. Und wieder hast du mir eiskalt das Herz gebrochen. Falls du das Material doch noch verwendest, schuldest du mir was, klar? Nächstes Mal bist du für den Kaffee zuständig. Und für die Story.«

Märchenstunde
    V on wegen Märchenstunde.
    Am nächsten Tag passierte etwas, das mich zum Grübeln brachte. Vielleicht war James’ Version der Ereignisse doch nicht so abwegig. Plötzlich verknüpften sich mehrere Erzählstränge miteinander, und das Ergebnis war durchaus fesselnd.
    Um elf Uhr vormittags kauerte ich auf der Kante eines abgenutzten Stuhls, aufmerksam beobachtet von einem hellbraunen Terrier zu meinen Füßen, und unterhielt mich mit einem älteren Ehepaar. Er hatte den Inhalator griffbereit liegen, benutzte ihn aber bisher nicht, weil es ihm in

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