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Saat der Lüge

Saat der Lüge

Titel: Saat der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Jones
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ich vorher nicht zu fragen gewagt hatte. Dass es jetzt einen akuten Anlass gab, war ein zusätzlicher Vorteil. Ich ging also zum Angriff über.
    »Gut. Dann finden die Bullen also keine Spuren von dir in der Wohnung? Keine Haare, Stofffasern, Fingerabdrücke oder Sonstiges? Keinerlei Hinweise auf dich?« Ich sagte es nüchtern und wie beiläufig und lehnte mich dann einfach zurück, um seine Antwort abzuwarten.
    Ich spielte einen etwas gewagten Joker aus, denn in Wahrheit hatte ich keine Ahnung, wie der Ermittlungsstand war oder ob die Polizei Jennys Tod überhaupt als mögliches Verbrechen einstufte. Aber das konnte Mike ja nicht wissen. Bisher waren die Pressemitteilungen der Polizei äußerst vorsichtig und neutral formuliert gewesen. Es hatte lediglich darin gestanden, dass man versuche, ihre letzten Wege nachzuvollziehen, dass sie am Abend des großen Rugbyspiels vermutlich gegen neun ein Taxi in die Innenstadt genommen habe und dass man »offen in alle Richtungen« ermittle.
    Aber das konnte sich ebenso schnell ändern, wie man vier Buchstaben auf der Computertastatur getippt hat. Ich wollte das Wort Mord nicht vor Mike in den Mund nehmen – das Wort, das unweigerlich in der Redaktion herumgeisterte, dort vermutlich sogar Hoffnungen auslöste und sich in den Köpfen der Redakteure und Redaktionsassistenten, die ihre Seiten füllen mussten, bereits zu den bestmöglichen Schlagzeilen zusammenfügte.
    Vielleicht war es in den Augen der Polizei gar kein Mord. Vermutlich war es nichts dergleichen, so wenig, wie über die Umstände bekannt war, aber das würde ich Mike nicht auf die Nase binden. Stattdessen bediente ich mich dramatischer Ausschmückungen – erheblich erleichtert durch die Tatsache, dass die vielen Polizeiserien im Fernsehen immer mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit vordrangen –, um ihn auf die falsche Fährte zu locken und seine Fantasie anzuregen.
    Ich sah, dass er gedanklich bereits das Worst-Case-Szenario heraufbeschwor: ein Mann im knisternden weißen Overall, der Jennys Wohnung mit gezückter Pinzette und kleinen Plastikbeuteln gründlich durchkämmte. Mikroskope wurden ausgepackt und Pulver zur Sichtbarmachung von Fingerabdrücken aufgetragen. Wenn ich irgendwann die Wahrheit über jene Nacht und über Mike und Jenny herausfand, dann jetzt, wo ich das perfekte Druckmittel hatte.
    Er biss sich auf den Daumennagel und lehnte sich zurück. Ticktack, ticktack, Wahrheit oder Lüge? Um ihm einen zusätzlichen Schubs zu geben, fügte ich noch hinzu: »Sie trug eine Lederjacke, als sie aus dem Fluss gezogen wurde. Das war nicht zufällig deine?« Ich hatte ins Blaue geraten. In der Gerichtsmedizin hatte es unter der Hand lediglich geheißen, sie sei voll bekleidet gewesen, inklusive Lederjacke. Aber Mike hatte in jener Nacht seine Jacke verloren, die Jacke, die weder bei Gabe noch sonst irgendwo wieder aufgetaucht war.
    »Scheiße«, lautete seine Antwort.
    »Erzähl’s mir«, bat ich leise.
    Plötzlich hatte ich Angst vor dem, was er zu sagen hatte. Steif rutschte er auf seinem Stuhl herum, nahm einen Schluck Bier und hustete. Ich saß regungslos da. Für eine Journalistin ist es wichtig zu wissen, wann sie die Klappe halten muss.
    »Ja, ich bin mit ihr in ihre Wohnung gegangen«, sagte er. Ich schloss die Augen. »Nein, es war nicht, wie du denkst«, stellte er klar. Seine Hand schoss über den Tisch und griff nach meiner, die ihrerseits den Stiel meines Weinglases umklammerte. »Wir hatten euch verloren. Sie bekam kein Taxi und war ziemlich betrunken, ich meine, so richtig. Ich konnte sie doch nicht mitten in der Stadt stehen lassen, bei all diesen Besoffenen und Vollidioten! Euch hatte ich ja sowieso verloren.« Mike, der Gentleman.
    »Also habe ich sie zu Fuß zu ihrer Wohnung begleitet. Es war ja nicht weit. Nur rüber auf die andere Flussseite, du weißt schon. Dann hat sie mich gefragt, ob ich eine Tasse Tee möchte.« Er wandte für eine Sekunde den Blick ab. »Ich weiß, ich weiß«, sagte er dann. »Warum, glaubst du, konnte ich es euch nicht erzählen? Es Cora nicht erzählen? Dabei ist gar nichts passiert. Sie wollte natürlich schon, dass ich bleibe, das gebe ich zu. Sie hat sich wirklich ins Zeug gelegt, aber ich habe kategorisch abgelehnt und gemacht, dass ich wegkomme.«
    »Aber zu Gabe bist du nicht gegangen?«
    »Nein. Nie im Leben würde ich dort pennen, das überlebt man nicht ohne Milzbrand-Schutzimpfung. Ich bin zu Stevie gegangen. Gegen zwei.«
    »Und warum in aller

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