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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Palov
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»Als ihr Jungs vorhin euren Sicherheitscheck in der Kirche gemacht habt, ist mir eine sehr große Marmortafel aufgefallen, die das Martyrium des heiligen Laurentius darstellt.« Er breitete die Arme aus und deutete eine Größe von gut über einem Meter an. »Ich schätze, wenn wir dieses Baby von der Wand stemmen, finden wir dahinter die Bundeslade.«
    »Bete besser, dass es so ist.«

46
    »In Washington«, stellte Edie klar, denn sie wollte nicht, dass Cædmon glaubte, sie hätte ihn erst vor Kurzem angelogen.
    »Eine Lüge würde natürlich deine Verlegenheit erklären.«
    »Ehrlich gesagt verstehst du das falsch. Ich bin überhaupt nicht verlegen darüber, dass ich gelogen habe. Ich schäme mich dafür.«
    »Hast du mich in Bezug auf Padges Ermordung angelogen?«
    »Was?!« Edie schüttelte heftig den Kopf, als das Bild von Dr. Padghams ausgestrecktem, leblosem Körper vor ihrem inneren Auge aufblitzte. »Nein, natürlich nicht. Ich habe in Bezug auf meinen, ähm, familiären Hintergrund gelogen.«
    Cædmon verschränkte die Beine über dem Knie und wartete schweigend, dass sie die Lücken füllte. Wenn er darüber wütend oder enttäuscht war, angelogen worden zu sein, dann ließ er es sich nicht anmerken.
    »Erinnerst du dich daran, wie ich dir erzählt habe, dass meine Eltern bei einem Bootsunfall vor der Küste Floridas ums Leben gekommen sind? Diese Geschichte war … nun, sie war eine glatte Lüge. Was meinen Vater angeht, so kann ich nichts sagen, aber meine Mutter hat nie auch nur den Fuß auf irgendetwas gesetzt, das auf dem Wasser schwimmt.«
    Sie nahm sich eine Mandarine aus der Obstschale auf dem Tisch
und begann sie mit zitternden Fingern zu schälen, wenn auch nur aus keinem anderen Grund, als ihren plötzlich schweißnassen Händen eine Beschäftigung zu geben. Gott, ich fühle mich lausig. Unglaublicherweise hatte sie Cædmon Aisquith gerade mehr über ihre Kindheit erzählt als jemals einer Menschenseele zuvor.
    »Hast du mich angelogen, um mein Mitgefühl zu wecken?«
    Edie hörte auf zu schälen.
    »Nein! Absolut nicht!«
    Sie wusste, warum sie die Lüge erzählt hatte, aber sie war sich nicht wirklich sicher, warum sie plötzlich die Wahrheit sagen wollte, also ließ Edie die Mandarine sinken und stand vom Tisch auf. Vielleicht war sie es einfach leid, mit Männern unter falschen Voraussetzungen ins Bett zu gehen. Langsam, bemüht, ihre Gedanken zu ordnen, schritt sie vor den geteilten Matratzen auf und ab. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, dass Cædmon sein Glas Portwein leerte.
    Sie blieb stehen. Dann wandte sie sich ihm zu und sagte: »Wenn sie noch leben würden, gäbe es kein einziges Mitglied meiner Familie, das ich dir gerne und mit Stolz vorstellen würde. Ich wollte … Ich wollte einfach nur eine normale, geistig gesunde, liebende Familie. War das so falsch?«
    Cædmon schüttelte den Kopf. »Danach sehnen wir uns alle.«
    »Ja, das tun wir, nicht wahr? Aber das waren nicht die Karten, die mir das Schicksal zugeteilt hat.« Als ihr bewusst wurde, wie klischeehaft und melodramatisch das klang, entschloss sie sich, einfach nur bei den nackten Tatsachen zu bleiben. Keine Gefühle. Kein hysterisches Gehabe.
    »Okay, hier kommt es. Die ungeschönte Version der Geschichte ist, dass meine Mutter Melissa süchtig nach Heroin, den falschen Männern und nach den Losen der staatlichen Lotterie war. Und damit du nicht den falschen Schluss ziehst, dass sie ein schrecklicher Mensch war, es war nicht allein ihre Schuld. Sie wuchs in einer sehr strengen evangelikalen Familie auf. Unglücklicherweise
verliebte sie sich in einen jüdischen Jungen aus ihrer Klasse. Pops war damit nicht einverstanden. Also warf er sie aus dem Haus. Sie war sechzehn Jahre alt.«
    »Ich vermute, der unglückliche Liebhaber war dein Vater?«
    Edie schnaubte verächtlich. »Hmpf! Das hätte ich gern.« Vielleicht hätte sich manches anders entwickelt, wenn Jacob Steiner mein Vater gewesen wäre.
    »Laut meiner Mutter gab es einen ungewöhnlichen Autounfall. Durch einen heftigen Windstoß kam das Fahrzeug ins Schleudern und prallte an einen Baum. Jacob starb, sie überlebte.«
    »Hat deine Mutter da angefangen, Drogen zu nehmen?«
    Edie nickte. »Der Kummer brachte sie beinahe um. Wenigstens war das die Entschuldigung, die sie vorbrachte, warum sie nichts mehr auf die Reihe bekam. Oh, ab und zu kam sie wieder ganz gut zurecht. Tatsächlich kam sie richtig gut zurecht. Doch dann …«, Edie schnippte mit den Fingern, »…

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