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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Palov
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anglikanischen Kirche.«
    »Eher so etwas wie das Mutterschiff«, murmelte Edie, die immer noch ganz überwältigt von den schieren Ausmaßen dieses Ortes war. »Das hier wird Tage dauern. Insbesondere, da wir nicht einmal wissen, wonach wir eigentlich suchen.«
    »Aber wir wissen, dass es sich, was immer es auch ist, in der Kathedrale befindet. Und ich vermute, der Hinweis hat irgendetwas mit der Bundeslade zu tun.«
    »Aber der Hinweis könnte alles Mögliche sein. Eine Skulptur, ein Gemälde, ein Relief. Irgendetwas . Er könnte sogar etwas mit Thomas Becket zu tun haben«, fügte sie hinzu. »Schließlich ist er der ›gesegnete Märtyrer‹, nicht wahr?«
    »Ich glaube, Thomas Becket ist nur ein Nebendarsteller, nicht viel mehr als ein Hinweis, um uns nach Canterbury zu führen. Denn dieser Koloss aus Stein und Glas war es«, Cædmon hob den Arm und deutete auf die Kathedrale, »um den sich das tägliche Leben von Philippa drehte, bevor sie nach Godmersham ging. Darüber hinaus war sie …«
    Mitten im Satz und mitten im Schritt hielt Cædmon inne. Wortlos starrte er die Fassade der Kathedrale an. Wie versteinert.
    »Was ist los?«, fragte sie und packte ihn am Arm.
    Mit einem seligen Lächeln auf den Lippen drehte er sich zu ihr
um. »Der Hinweis ist aus Glas. Buntglas, um genau zu sein. Die bunten Kirchenfenster waren eine der größten künstlerischen Errungenschaften der mittelalterlichen Welt, das erste moderne Massenkommunikationsmedium.« Sein Lächeln wurde breiter. »Ganz zu schweigen davon, dass die Kirchenfenster einen ›Schleier zwischen zwei Welten‹ bilden.«
    Edie starrte die Fenster in der südlichen Fassade der Kathedrale an.
    »Bunte Kirchenfenster sollten eine Barriere zwischen der profanen Welt auf den Straßen der Stadt und der heiligen Welt innerhalb der Kathedrale darstellen«, fuhr Cædmon fort. »Wenn sie vom Licht, Gottes erster Schöpfung, durchflutet werden, dann können Kirchenfenster buchstäblich vor unseren Augen lebendig werden.«
    Wie eine Bestätigung des Himmels erklang ein tönender Glockenschlag.
    »Kommen Sie, Miss Miller. Das Schicksal ruft«, sagte Cædmon bedeutungsschwer und geleitete sie zum Eingang.
    Sie folgten einer amerikanischen Gruppe von Touristen und traten durch die mit kunstvollen Schnitzereien verzierten Tore am westlichen Ende der Kathedrale. Sofort schlugen ihnen die gepaarten Gerüche von Weihrauch und Blumen und die Geräusche klickender Kameras sowie der näselnde Akzent des amerikanischen mittleren Westens entgegen.
    »Über Ihnen, im sogenannten Westfenster, sehen Sie ein glanzvolles Beispiel mittelalterlicher Bleiglaskunst«, erklärte der amerikanische Reiseführer in seiner offensichtlich auswendig gelernten Rede. »Diese dreiundsechzig Glasbilder, die zahlreiche Heilige, Propheten und Könige zeigen, sind nur ein Bruchteil dessen, was Sie auf dieser Tour sehen werden, denn die Kathedrale rühmt sich einiger hundert solcher Kunstwerke. Zweifeln Sie nicht daran, liebe Leute, das hier ist eine der kulturellen Kostbarkeiten Europas.«

    Wie alle anderen in der Gruppe sah Edie nach oben.
    »Oh, Gott«, stöhnte sie fassungslos. »Das wird wie die Suche nach einer geweihten Nadel in einem heiligen Heuhaufen.«
    Cædmon fasste sie am Ellbogen und führte sie von der Gruppe fort. »Zugegeben, wir haben eine gewaltige Aufgabe vor uns.«
    Edie reckte den Hals und warf einen weiteren Blick auf die dreiundsechzig Bilder des Westfensters.
    »Ach, echt?«

54
    Mit in den Nacken gelegtem Kopf starrte Cædmon zu den obersten Bildern des Kirchenfensters empor. Die leuchtenden Farben blendeten ihn und warfen ein Muster aus Licht, das man nur als psychedelisch beschreiben konnte, auf die düsteren Wände des gotischen Inneren der Kathedrale.
    Les belles-verrières , sinnierte er stumm. Zweifelsohne mehr schönes Glas, als ein Mann und eine Frau an einem einzigen Tag verarbeiten konnten. Doch in Anbetracht der Möglichkeit, dass MacFarlane die Quartette richtig entschlüsselt hatte, kämpften er und Edie sich weiter durch die Bilder.
    Nach etwa zwei Stunden Suche standen sie in der Corona, der halbrunden Kapelle, die ursprünglich erbaut worden war, um die Gebeine von Thomas Becket zu beherbergen. Trotz der Tatsache, dass sie bereits Dutzende von Glasbildern, die vor der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts geschaffen worden waren, methodisch untersucht hatten, hatten sie bis jetzt noch keine Hinweise auf die Bundeslade entdeckt.
    Während er leicht schwankend

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