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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Palov
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als je ein Wasserhahn für heißes und für kaltes Wasser. Aber wie sie schnell begriffen hatte, waren die Briten ein seltsamer Haufen.
    Sie hakte den BH auf und ließ ihn auf den Linoleumfußboden fallen. Als sie den kleinen Fleck neben ihrer Brustwarze sah, lächelte sie. Cædmon hatte sie mit seiner Leidenschaft überrascht, denn kaum hatte er sich seiner Woll- und Tweedkleidung entledigt, hatte er sich in ein wollüstiges Alphamännchen verwandelt. Viele Dinge an Cædmon überraschten sie. Die Art, wie er einen Keks
in seinen Kaffee tunkte und sich dann sofort dafür entschuldigte, als hätte er die unverzeihlichste Sünde begangen. Seine fast jungenhafte Überschwänglichkeit, wenn es um etwas auch nur ansatzweise Esoterisches ging. Sein Bestehen darauf, ihr Türen zu öffnen und vor ihr Stufen hinunterzugehen. Seine Liebenswürdigkeit. Seine Zärtlichkeit. Seine unerbittliche Entschlossenheit, wenn es um die Bundeslade ging.
    Gott, aber er konnte auch so ein Kotzbrocken sein. Sie vermutete, dass er seinem Vater mehr ähnelte, als ihm bewusst war. Ja, sie hatte ihn bedrängt. Aber er hatte sie noch härter zurückgestoßen. Bis auf einen kaltblütigen Mord würde sie jedes tiefe, dunkle Geheimnis verstehen, das er so unter Verschluss hielt.
    Das Beste war, wenn sie ihn in Ruhe ließ. Sobald er dazu bereit war, sobald er sich in Bezug auf ihre Beziehung wohler fühlte, würde er sich schon öffnen.
    Nachdem sie sich ihrer Kleider entledigt hatte, ging sie zur Wanne und drehte die Wasserhähne zu. Vorsichtig streckte sie eine große Zehe ins Wasser. Dann, die Hände links und rechts um den Rand der Wanne mit Löwentatzen geklammert, ließ sie sich langsam ins schaumige Wasser sinken. Sie hatte eine halb aufgebrauchte Flasche Schaumbad gefunden, und der Raum füllte sich mit leichtem Zitronenduft.
    »Perfekt«, gurrte sie, als sich ihre verkrampften Muskeln endlich entspannten. Sie starrte an die stark geneigte Decke und beobachtete, wie das Licht aus dem angrenzenden Raum der Oberfläche einen hübschen bonbonrosafarbenen Ton verlieh.
    Dann griff sie nach dem Waschlappen, den sie sich vorher am geschwungenen Wannenrand zurechtgelegt hatte.
    »Deck the halls with boughs of holly, fa-la-la-la, la-la-la-la-la.«
    Sie stellte fest, dass das eines der Weihnachtslieder war, die sich nach ein paar Gläsern Glühwein besser anhörten, und ging stattdessen dazu über, »The Little Drummer Boy« zu summen, während sie den Waschlappen einseifte.

    Dann hob sie das rechte Bein aus dem Wasser und wusch es von den Zehenspitzen bis zum Knie.
    Wieder kehrten ihre Gedanken zu Cædmon zurück. Weihnachten musste eine schwierige Jahreszeit für ihn sein, wenn man bedachte, dass sein Vater …
    »Machst dich wohl sauber für all die schmutzigen Schweinereien, was?«
    Als Edie die tiefe Stimme hörte, fuhr ihr Kopf zur offenen Badezimmertür herum.
    Oh Gott! Er war es!

57
    Fassungslos sah Edie ihren Angreifer aus Oxford lässig im Türrahmen lehnen und glaubte, das Herz bliebe ihr stehen. Völlig von Angst überwältigt klammerte sie sich hilflos an den Wannenrand.
    »Und für den Fall, dass du auf die Idee kommst zu schreien, zu kreischen oder dich beim Management zu beschweren, dann solltest du es dir besser noch einmal überlegen«, meinte der Eindringling gedehnt, während er langsam eine Pistole aus dem Bund seiner militärartigen Cargo-Hose zog. »Wir zwei machen das hier schön leise.«
    Edie starrte auf den dunklen Stahl, den seine fleischige Hand umklammert hielt. Sie wusste nicht viel über Feuerwaffen, aber sie erkannte einen Schalldämpfer, wenn sie einen sah. Er würde sie kaltblütig umbringen und niemand im Gästehaus würde auch nur das Geringste davon mitbekommen. Genauso wie er Dr. Padgham im Museum umgebracht hatte. Genauso wie er wahrscheinlich Gott weiß wie viele Leute umgebracht hatte.
    Mit der Waffe in der Hand schlenderte er herüber und hob ihren BH vom Fußboden auf, dabei bemerkte Edie den Verband an
seiner Schläfe. Offensichtlich hatte er genäht werden müssen, nachdem Cædmon ihn mit der Flasche angegriffen hatte. Als ob er nicht schon furchterregend genug aussah, verlieh ihm das weiße Pflaster das Aussehen eines turbogeladenen Frankensteins.
    Er hielt sich den BH vor die Nase und las das Etikett. »75 C. Fein. Die werden gerade richtig in meine Hände passen.«
    Edie hätte sich am liebsten übergeben.
    »W-wie h-haben Sie mich gefunden?«, stammelte sie, in der Hoffnung, dass sie, wenn sie vom

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