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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Palov
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auf der die Menschen sich wie in Panik geratene Schafe drängten.
    Oben angekommen fanden sie sich in einem großen Vestibül wieder, das von zwei Pumas aus Bronze bewacht wurde. Auf der gegenüberliegenden Seite des Vestibüls öffneten sich die Türen des Aufzugs und ein halbes Dutzend Besucher mit entsetzten Gesichtern strömte heraus. Ein paar Schritte entfernt erblickte er die öffentlichen Toiletten, deren Türen mit weiblichen und männlichen Symbolen gekennzeichnet waren. Direkt hinter den Pumas befand sich der Ausgang zur 4th Street, wo sich ein regelrechtes Chaos abspielte. Panische Museumsbesucher rannten hin und her, überforderte Wächter versuchten, sie durch die Pforte zu schleusen.
    Wie todgeweihte Fische in einem Goldfischglas.
    Leichte Beute für eine hungrige Katze.
    Nachdem er die Situation abgeschätzt hatte, packte Cædmon Edie bei der Hand und zog sie zu den Toiletten. Mit der Schulter stieß er die Schwingtür auf und zog seine Begleiterin ins Damenklo.
    »Was tun Sie da?«, schrie sie, und das Echo hallte von den blendend weißen Fliesen wider.
    »Ihnen das Leben retten, würde ich sagen.«
    »Aber Sie sind ein Mann! Sie dürfen hier nicht rein!«
    Ohne ihr Beachtung zu schenken, überprüfte er die Örtlichkeiten.
    Sechs Kabinen. Fünf Waschbecken. Keine Benutzer.
    Er stieß eine der mittleren Kabinentüren auf.

    »Haben Sie gehört, Cædmon? Ich sagte, Sie dürfen nicht …«
    »Würden Sie sich vielleicht bitte beruhigen?« Er schob sie in die Kabine und folgte ihr. »Und seien Sie ein bisschen leiser. Sich aufzuregen, macht alles nur noch schlimmer, als es ohnehin schon ist.«
    Mit unerschütterlichem Gesichtsausdruck protestierte sie weiter. »Aber das hier ist die Damentoilette.«
    »Und genau deshalb habe ich sie dem Klo für kleine Jungs vorgezogen. Nur eine Vermutung, aber ich bezweifle ernsthaft, dass unser testosterongesteuerter Angreifer daran denken wird, hier drin nach uns zu suchen. Zumindest für den Moment sind wir in Sicherheit.«
    »Und zusammengequetscht wie Erbsen in einer Porzellanschote«, murmelte sie und verdrehte ungeschickt den Oberkörper, während sie breitbeinig über der Toilettenschüssel stand. Die Kabine war schon kaum breit genug, um einer Person Platz zu bieten, geschweige denn zwei.
    Nachdem Cædmon die Kabinentür verriegelt hatte, zog er einen Museumsführer aus der Jackentasche, den er eingesteckt hatte, als er das Museum betreten hatte.
    »Was jetzt?«
    »Jetzt überlegen wir, wie wir unsere Nemesis am besten überlisten können.« Er faltete den Plan auseinander und hielt ihn vor sich. Edie, die auf Zehenspitzen stehen musste, lugte ihm über die Schulter. »Laut Plan gibt es fünf mögliche Ausgänge aus dem Museum.«
    »Der nächste ist keine fünfzehn Meter von hier entfernt. Das ist der, an dem wir gerade vorbeigekommen sind.« Sie langte über seiner Schulter und tippte mit dem Finger auf den nächstgelegenen Ausgang. »Genau hier. Der Ausgang zur 4th Street. Mein Jeep steht vor der Tür. Wir könnten innerhalb von Sekunden hier raus sein.«
    Cædmon lehnte ihren Vorschlag mit einem schroffen Kopfschütteln ab. »Ich habe Grund zur Annahme, dass Ihnen jemand zum Museum gefolgt ist. Was bedeutet, dass der Ausgang zur 4th Street
ohne jeden Zweifel entweder von dem Schützen oder einem Komplizen bewacht wird. Unser Ausgang sollte so weit wie möglich von unserer augenblicklichen Position entfernt sein.«
    Sie packte ihn am Oberarm und drehte ihn ungeschickt zu sich herum. »Sind Sie verrückt? Sie sprechen vom Ausgang zur 7th Street!«, stieß sie mit einem aufgeregten Flüstern hervor. »Das ist ganz auf der anderen Seite der National Gallery of Art. Drei Blocks entfernt von hier. Wenn Sie das für einen guten Plan halten, dann sind Sie völlig wahnsinnig!«
    »Ah, wie ich sehe, ist mein Ruf mir schon vorausgeeilt.«
    Nun, da er seine Entscheidung getroffen hatte, faltete er den Plan wieder zusammen und steckte ihn in seine Brusttasche. Ohne sich die Mühe zu machen, sie um Erlaubnis zu fragen, durchsuchte er die Taschen von Edies geklautem Trenchcoat, förderte einen Regenhut aus schwarzem Leinen zutage und reichte ihn ihr.
    »Hier, setzen Sie den auf.«
    »Mmn-mmn.« Sie schüttelte den Kopf, dass die braunen Locken ihr munter um die Schultern wippten. »Ihnen mag es ja vielleicht egal sein, ob Sie Läuse bekommen, aber mir …«
    »Setzen Sie ihn auf«, befahl er, wobei er ihre Unnachgiebigkeit wieder einmal für reichlich fehl am Platz hielt.

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