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Saat des Feuers

Saat des Feuers

Titel: Saat des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Palov
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abhielt.
    Beinahe acht Jahre lang hatte Cædmon und Sir Kenneth eine enge Beziehung verbunden. Einer Beziehung zwischen Vater und Sohn nicht unähnlich.
    Anfangs hatte Sir Kenneth, fasziniert von der Vorstellung, dass die Tempelritter während ihrer Zeit im Heiligen Land möglicherweise die Grabmäler und Tempel Ägyptens erforscht hatten, das Thema seiner Dissertation befürwortet. Doch als Cædmon es wagte zu behaupten, dass die Tempelritter dem katholischen Glauben den Rücken gekehrt hatten und Anhänger des geheimen Isis-Kults geworden waren, weigerte Sir Kenneth sich nicht nur, diese Behauptung zuzulassen, sondern ging in seiner Zurückweisung sogar noch einen Schritt weiter und verspottete ihn öffentlich dafür, »bereitwillig Gerüchte angenommen und sie als die Wahrheit ausgegeben« zu haben.
    Er hatte sich gefühlt, als wäre er mitten in einer dunklen, regnerischen Nacht überfallen und ausgeraubt worden.
    Dreizehn Jahre später hatte er sein Unglück in einen Vorteil verwandelt, denn die geschmähte Doktorarbeit legte den Grundstein für Isis, enthüllt .
    Sich räuspernd schob Cædmon die alten Erinnerungen beiseite und machte sich bereit für etwas, das zweifellos kein heiterer Spaziergang werden würde.
    »Betrachten wir einmal die Frage, ob Galen of Godmersham auf seinem Spähtrupp durch das Tal Esdrelon die Bundeslade entdeckt haben könnte«, begann er vorsichtig im Hinblick darauf, dass Sir Kenneth sich mit »Fakten, nicht mit versteckten Andeutungen« befasste. »Gibt es irgendeinen Beleg, der diese Behauptung unterstützt?«

    In seinen ledernen Ohrensessel gelehnt, die von blauen Äderchen durchzogenen Finger vor der Brust verschränkt, kniff Sir Kenneth nachdenklich die Augen zusammen. Zweifellos wog der alte Mann ab, ob er antworten sollte oder nicht. Mit spürbarem Mangel an Begeisterung meinte er schließlich: »Es gibt ein paar bruchstückhafte historische Tatsachen, die Ihre Theorie unterstützen.«
    »Die da wären?«, meldete Edie sich zu Wort. Feingefühl war nicht gerade ihre Stärke.
    »Wie Sie zweifellos wissen, wurden immer wieder Theorien darüber, wann und wo die Bundeslade verschwand, aufgestellt und verworfen. Wenn man die Jahrhunderte biblischen Schweigens sorgfältig durchforstet, könnte man das Verschwinden der Bundeslade dem ägyptischen Pharao Schischak, der die heilige Stadt Jerusalem im Jahre 926 v. Chr. eroberte, in die Sandalen schieben.«
    Als sein ehemaliger Mentor zu sprechen begann, wurde Cædmon wieder daran erinnert, dass Sir Kenneth seine Vorlesungen niemals vorbereitete, sondern immer aus dem Stegreif sprach. Und das brillant. Die meisten, die unvorbereitet zu Höhenflügen ansetzten, machten letztlich eine Bruchlandung. Doch nicht so Sir Kenneth Campbell-Brown. Seine Vorlesungen waren legendär.
    Cædmon wandte sich zu Edie und ergänzte: »Schischaks Einmarsch ereignete sich nicht lange nachdem Salomons Sohn Rehabeam die Krone Israels geerbt hatte. Da die nördlichen Stämme sich zuvor während eines Machtkampfes abgespalten hatten, war das Königreich Israel verwundbar.«
    »Mit anderen Worten, die opportunistischen Ägypter stürzten sich auf sie wie die Aasgeier auf überfahrene Tiere am Straßenrand.«
    Deutlich amüsiert lachte Sir Kenneth laut auf. »Sehr schön ausgedrückt, meine Liebe! Wirklich sehr schön ausgedrückt.«
    Auf der anderen Seite des Arbeitszimmers öffnete sich plötzlich die Tür. Ohne ein Wort zu sagen trug Mrs. Janus ein mit Wedgewood-Porzellan und Zinn beladenes Tablett zum Teetisch hinüber.
Immer noch schweigend wie ein Grab reichte sie jedem von ihnen einen Becher Glühwein und ein Tellerchen mit zwei kleinen Pasteten. Als Cædmon zusah, wie die Haushälterin den Raum wieder verließ, glaubte er, sich an die Frau zu erinnern, obwohl er sich nicht vorstellen konnte, warum irgendein Hausangestellter Sir Kenneths unberechenbare Launen so viele Jahre freiwillig ertragen würde. Offensichtlich besaß die Frau die Geduld Hiobs.
    »Der verfluchte Ofen läuft schon seit dem ersten Dezember ununterbrochen auf Hochtouren. Wenn ich nicht aufpasse, dann nehme ich bis zum Dreikönigstag mindestens fünf Kilo zu.«
    Edie ignorierte eine kunstvoll ziselierte Dessertgabel und griff sich mit den Fingern ein winziges Törtchen vom Teller. »Sie wollten uns gerade mit der Geschichte von Schischaks Einfall in Israel erfreuen.«
    »Ganz recht.« Sir Kenneth zog Wein dem Gebäck vor und umfasste seinen Becher mit beiden Händen. »Im fünften Jahr

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