SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller
glaubte ich, sie sei leben-« Ihre Stimme brach abrupt ab, ebenso unvermittelt drang ein hoher Schrei zu mir herüber.
Was nun folgte, ließ mich daran zweifeln, in die Wirklichkeit zurückgekehrt zu sein. Träumte ich vielleicht noch oder wurde gerade ein Albtraum Wirklichkeit? Wie erstarrt saß ich auf dem Bett und hörte Deborahs spitze Angstschreie. Nun sprach blanke Panik und Entsetzen aus ihnen. Ich begann zu zittern. Jeder meiner Muskeln schmerzte vor Anspannung. Allerdings ließ erst ein anderes Geräusch meinen Adrenalinspiegel soweit ansteigen, dass ich mich förmlich aus dem Zimmer hinauskatapultierte: ein wildes Knurren und Fauchen, das Fauchen einer wutentbrannten Katze.
Nackt wie ich war, stürmte ich dem grässlichen Lärm entgegen. Deborah lag halb im Bad und halb im Flur; mit wild fuchtelnden Armen versuchte sie verzweifelt, ihren ungeschützten Körper vor den scharfen Krallen ihres Angreifers zu retten. Tascha – natürlich war es Tascha – ließ sich jedoch selbst von harten Zufallstreffern nicht ablenken. Wie eine Furie sprang sie immer wieder auf Kopf, Hals, Schultern, Rücken und Beine ihres Opfers und hinterließ dort rote, feucht glänzende Spuren. Als ich sie erreichte, blutete Deborah bereits aus zahlreichen Wunden.
Noch im Laufen schrie ich meine Wut und Verzweiflung heraus. »Neeeeiiiin! Tascha, hör’ auf, verdammt! Scher’ dich weg! Tascha! Du gottverdammtes Geschöpf!«
Die Angriffe gingen unvermindert weiter. Tascha konnte oder wollte offenbar nicht hören. Ich bremste nur wenig ab. Angesichts der Situation vergaß ich jeglichen Skrupel. Ohne zu zögern packte ich das sich windende Tier, riss es von Deborahs Rücken und schleuderte es mit aller Kraft von mir. Ich spürte dabei kaum die wirbelnden Krallen, die meine Unterarme zerkratzten, auch nicht den tiefen Biss in das weiche Fleisch zwischen Daumen und Zeigefinger meiner rechten Hand.
Das schwarze Fellbündel flog seitlich durch den Flur, prallte an der Wand ab und blieb regungslos davor liegen. Schnell sprang ich zurück zu meiner immer noch schreienden Freundin. Ich umfasste sie möglichst sanft unter den Armen und zog sie dann vollends ins Bad hinein. Die Tür fiel keinen Moment zu früh ins Schloss; nur wenige Sekunden später ertönte ein dumpfer Aufprall mit anschließendem Schaben und Kratzen. Ein plötzlicher Schwindel ergriff mich; nur der langsam anwachsende Schmerz in meiner Hand bewies mir, dass ich nicht träumte. Die Szenerie war grausig: Vor mir lag Deborah gekrümmt auf dem Boden; auf den Fliesen hatte ihr Körper feine, wässrig-rote Blutspuren hinterlassen. Ihre Haut sah aus, als wäre sie von unzähligen Speerspitzen aufgerissen worden. Es schien fast keine Stelle zu geben, an der sie nicht blutete. Und vor der Tür versuchte eine tollwütig gewordene Bestie vergeblich, das Holz mit ihren Krallen zu durchgraben.
Wie gelähmt wanderte mein Blick zwischen dem rot glänzenden Körper und der verschlossenen Tür hin und her. Ich war der hilflose Betrachter einer bizarren Situation. Irgendwann, vielleicht schon nach ein, zwei Minuten, verstummte das dumpfe Aufprall-Geräusch des Angreifers. Erst jetzt gelang es mir, die Lage halbwegs zu begreifen. Deborah war verletzt, sie brauchte Hilfe. Ich beugte mich zu ihr herab und legte ihr behutsam meine Hand auf eine nicht mit Blut verschmierte Stelle. Bei der Berührung verwandelte sich ihr leises Wimmern augenblicklich wieder in einen hohen Aufschrei. Sie zuckte zusammen, als hätte ich sie mit einem glühenden Eisen geschlagen.
»Nein! … Weg, weg … nein … nein!«, schrie sie mit fest zusammengekniffenen Augen und schlug blind mit den Armen um sich. Für einen kurzen Augenblick erinnerte sie mich dabei an die zu Tode erschrockene Tipi Hedren in ›Die Vögel‹.
Ich fasste ihre wirbelnden Arme und setzte mich neben sie auf den Boden. »Ruhig, Deb, ganz ruhig«, flüsterte ich ihr zu. »Ich bin’s … ich … es ist alles in Ordnung, verstehst du? Es ist alles wieder okay. Keine Gefahr mehr. Alles okay.«
Wie in einem Gebet wiederholte ich immer wieder die gleichen Worte, so, als könnte ich dadurch das Geschehene wieder rückgängig machen. Nur ganz allmählich wich die Verspannung aus ihren Gliedern. Zärtlich streichelte ich ihren Rücken und verteilte das Blut damit gleichmäßig über jede Stelle. Zu meiner Erleichterung waren Taschas Biss- und Kratzspuren zwar zahlreich, aber nicht sehr tief. Keine Wunde würde eine bleibende Narbe hinterlassen. Der
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