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Sacramentum

Sacramentum

Titel: Sacramentum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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Hinterzimmer, verzichtete aber darauf, das Licht einzuschalten.
    »Wollen Sie einen Kaffee?«, rief er von hinten und füllte einen Kessel mit Wasser. »Das wird eine lange Nacht. Da kann etwas Koffein schon helfen.«
    »Danke.« Während der Nachteinsätze in Afghanistan hatten Gabriel und seine Kameraden Koffeinpillen gekaut, die man Ripper Fuel nannte. Manchmal hatten sie sich aber auch einfach gefriergetrockneten Kaffee in den Mund geschüttet, um wach zu bleiben. Das war das Komische am Kämpfen: die Warterei. Langeweile war mindestens genauso tödlich wie Kugeln. Sie machte einen verrückt, tollkühn, und damals wie jetzt konnte Gabriel sich beides nicht leisten. Er hätte versuchen sollen zu schlafen, doch er wusste, dass das unmöglich war. Er dachte immer wieder an Liv, die vom Feind entführt worden war und sich just in diesem Augenblick auf dem Weg in seine Richtung befand. Er wurde das Gefühl einfach nicht los, dass er sie im Stich gelassen hatte.
    »Hier.« Arkadian hielt ihm einen Becher Kaffee hin. »Das ist zwar nicht gerade feinster Mokka, aber er sollte Sie wach halten.«
    Gabriel nahm den Becher und nippte an der glühend heißen Flüssigkeit. »Danke«, sagte er. »Danke für alles.«
    Arkadian zuckte mit den Schultern. »Ich versuche nur, dafür zu sorgen, dass die Guten gewinnen. Aber solange wir warten … Warum erzählen Sie mir nicht, worum es hier überhaupt geht?«
    Gabriel dachte an all das zurück, was er in den letzten Stunden gelernt hatte: an die Spiegelprophezeiung, an das Ende aller Tage und an die Suche nach dem Garten Eden. Er wusste nicht so recht, wo er anfangen sollte; doch als er in das kluge Gesicht des Inspektors blickte, war alles klar.
    »Es begann vor zwölf Jahren«, sagte er, »zumindest für mich. Es begann mit dem Tod meines Vaters …«

75
    Der Tag in der Zitadelle war in zwölf verschiedene Stundengebete unterteilt mit jeweils vier Nachtgebeten. Das zweite davon war die Komplet. Es begann zwei Stunden nach Sonnenuntergang und markierte den Augenblick, da der Berg sich zur Ruhe begab und die Sperrstunde begann. Danach durfte niemand mehr durch die Tunnel wandern mit Ausnahme der Wachen, Mönche, die in den Kapellen beteten, oder Brüdern, die so hoch im Rang standen, dass die Regeln nicht für sie galten.
    Als Folge davon war es eine halbe Stunde nach der Komplet totenstill im Berg … doch nicht alle schliefen.
    Vater Thomas war noch immer wach und arbeitete in der Bibliothek. Er wollte die Sicherheits- und Umweltsysteme wieder in Gang bringen, die nach der Explosion ausgefallen waren. Bis jetzt war es ihm jedoch nur gelungen, die Probleme in den Lesesälen und den Büros zu beseitigen, doch in den gewaltigen Hauptkammern funktionierte das System noch immer nicht. Also arbeitete er weiter.
    Auf dem breiten Balkon, der zu den Gemächern des Prälaten gehörte und der den Garten im Herzen des Berges überragte, war auch noch jemand wach. Dragan lief auf und ab. Er konnte nicht schlafen. Das Sakrament würde erst kurz vor Sonnenaufgang in den Berg zurückkehren, doch er fühlte bereits, wie es näher kam und seine Lebenskraft mitbrachte. Verräter und Ketzer hatten es aus dem Berg gestohlen, doch er war auserwählt worden, um es wieder zurückzuholen, und das würde er auch tun. Noch vor dem Morgengebet würde es wieder in der Kapelle sein, wo sein menschliches Gefäß erneut ins Tau gesperrt werden würde. Das war notwendig für den göttlichen Prozess. Nur dann würde Dragans Kraft wieder zurückkehren und der Berg geheilt werden. Und war das erst erreicht, dann würde er sich um die Verräter kümmern.
    Auf der anderen Seite des Berges, in einer fensterlosen Zelle neben den Gemächern des Abts, war Athanasius ebenfalls noch wach. Er hatte gelauscht, wie Stille in den Berg eingekehrt war, und dabei immer wieder seine Ersatzsoutane gefaltet, damit seine Hände etwas zu tun hatten. Seine Sinne waren geschärft von dem Adrenalin, das die Angst durch seinen Körper pumpte. Schon bald würde er die Sicherheit dieser Zelle verlassen und sich in die Dunkelheit wagen müssen. Er hatte auch früher schon ab und an die Sperrstunde missachtet, doch stets im Auftrag des Abts. Einen Abt gab es jedoch nicht mehr. Diesmal war er auf sich allein gestellt, und was er tun musste, war gefährlich. Also faltete er immer wieder seine Soutane.
    Und er wartete.

76
    Jenseits der Mauern des Berges, in den Straßen der Altstadt, war alles ruhig. Der Reinigungstrupp war weg, und am Himmel

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