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Sacramentum

Sacramentum

Titel: Sacramentum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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Licht für ein, zwei Sekunden, wenn sie um eine Kurve bogen, und dann musste Gabriel sich rasch an der Wand entlangtasten, um Athanasius wieder einzuholen. Dann wieder bewegte es sich links nach unten oder rechts nach oben, wenn Athanasius eine Treppe hinauf- oder hinunterstieg und sie die Ebene wechselten. Gabriel versuchte, sich zu merken, wo sie waren, doch das war unmöglich. Er hoffte nur, sein Führer lotste ihn über diese Umwege, um zu vermeiden, dass sie gesehen wurden, und nicht, um ihn im Vorfeld eines Hinterhalts zu verwirren.
    Nach zehn Minuten traten sie durch eine große Tür, und der Anblick, der sich Gabriel bot, verschlug ihm den Atem. Die Höhle war so riesig, dass es ihn förmlich benommen machte. Gewaltige Stalagtiten hingen von der hohen Decke herab, und in die gegenüberliegende Wand war ein riesiges Fenster gehauen. Gabriel konnte den Mond sehen. Sein Licht fiel durch das antike Glas und warf wässerige Muster auf den Boden. Sie mussten mitten durch das Herz des Berges und auf die andere Seite gegangen sein.
    »Hier entlang«, flüsterte Athanasius. »Das Beinhaus liegt unter der Kathedralengrotte.«
    Gabriel folgte ihm, vorbei an dem Tau, das sich über dem Altar auf der anderen Seite erhob, und zu einer Stalagmitenformation, hinter der sich eine kleine Tür verbarg. Athanasius drehte einen Schlüssel im Schloss, und das Geräusch hallte durch die riesige Kammer wie das Nachladen eines Karabiners. Gabriel schaute noch einmal über die Schulter zurück, um sich zu vergewissern, dass sie allein waren; dann folgte er Athanasius durch die Tür.
    Sie befanden sich am Rand einer Rampe, die in die Dunkelheit hinabführte. Athanasius verschloss die Tür wieder und machte sich auf den Weg nach unten. Mit jedem Schritt roch es mehr nach Schimmel. Am Fuß der Rampe versperrte ihnen eine weitere Tür den Weg, und der Geruch von Fäulnis schlug ihnen entgegen, als Athanasius sie öffnete.
    »Das Beinhaus«, verkündete der Mönch, trat ein und hielt die Öllampe in die Höhe, um Licht in die Kammer zu werfen.
    Tiefe Nischen waren auf beiden Seiten in die Wände gehauen, jeweils drei übereinander, und sie erstreckten sich weit in die Dunkelheit hinein. Das Ganze erinnerte irgendwie an einen Schlafwagen, doch diejenigen, die hier schliefen, würden nie wieder aufwachen. In jeder Nische sah Gabriel Knochen, die aus verfaulten Soutanen ragten. Mehr war von den einst Mächtigen nicht übrig geblieben. In einer der Nischen hatte sich ein Schädel vom Körper gelöst, war zur Seite gerollt und starrte sie nun aus leeren Augenhöhlen an. Darunter war der Buchstabe X in den Stein gehauen.
    Gabriel trat vor. Das Versteck der Sternenkarte war auf Oscars Karte mit einem X markiert; aber es kam ihm seltsam vor, dass das Versteck so nahe an der Tür liegen sollte.
    Daneben sah Gabriel im Licht der Öllampe noch etwas anderes, das jedoch teilweise von Spinnweben verdeckt war, die fast alles hier bedeckten. Er wischte sie weg und bekam einen Schreck, als er sah, was darunter zum Vorschein kam: L I V.
    Kurz starrte er die Gravur an. Es hatte ihn vollkommen verwirrt, Livs Namen in der geheimen Krypta zu lesen. Dann erkannte er seinen Fehler. An jeder Nische war ein Symbol zu sehen. Die über dieser hier war mit einem XLIII gekennzeichnet, und links ging es mit XLII, XLI und XL weiter. Das waren römische Ziffern, und XLIV hieß schlicht 44.
    Gabriel holte Oscars Karte aus der Tasche. Neben dem Schädel hatte eine Zahl gestanden: XIV.
    »Hier entlang«, sagte er und bog nach links ab.
    Gabriel eilte den feuchten Tunnel hinunter und zählte dabei die Nummern, während Athanasius’ Lampe lange Schatten vor ihn warf. Je niedriger die Zahlen wurden, desto grober behauen waren die Tunnelwände, und als sie unter die 30 fielen, veränderte sich der Tunnel erneut. Die Spinnweben waren verschwunden, und auch die Leichen in den Nischen hatte man ordentlich hergerichtet. Hier waren die Knochen mit Tuch zu Bündeln gepackt, und die Schädel hatte man obendrauf gelegt.
    »Hier«, sagte Gabriel, als sie die Nummer XIV erreichten. Er holte eine kleine Taschenlampe hervor und schaltete sie ein. Weißes Licht durchschnitt die Dunkelheit.
    »Was genau suchen wir eigentlich?«, fragte Athanasius und hielt die Öllampe in die Höhe.
    »So etwas wie einen Stein oder den Teil einer Schrifttafel mit Symbolen darauf. Sie muss zu schwer sein, als dass man damit schwimmen kann, aber leicht genug, um sie hier zu verstecken.«
    Gabriel leuchtete

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