Sacramentum
Athanasius und schloss sich Bruder Simenon an.
»Wir wissen es nicht. Zuerst habe ich geglaubt, es könne das Gleiche sein, was auch die Sancti niedergestreckt hat, doch das hatte mehr von einem Fieber. Das hier ist jedoch etwas vollkommen anderes. Wir haben Blutproben entnommen und auch die Flüssigkeit aus den Beulen untersucht, aber bis jetzt haben wir die Symptome keiner bekannten Krankheit zuordnen können. Es gibt einige symptomatische Ähnlichkeiten zu den Pocken – deshalb liegt er auch auf einer Isolierstation –, aber das stimmt auch nicht wirklich. Ich glaube, es handelt sich um etwas völlig anderes. Einiges deutet auch auf die Pest hin, doch diese Krankheit ist so gut wie ausgestorben; also kann er sie sich eigentlich auch nicht eingefangen haben.«
»Er hat gerade den Garten gesäubert«, sagte Athanasius und dachte an das letzte Mal zurück, da er mit dem Bruder Gärtner gesprochen hatte.
»Ja, die Baumseuche. Daran habe ich auch schon gedacht, und tatsächlich glaube ich, dass das die Ursache sein könnte. Es gibt Pilzformen, die durchaus auch das Immunsystem des Menschen attackieren können. Sie können zu heftigen allergischen Reaktionen oder zu Infektionen führen. Aufgrund des Zustands der Haut gehe ich sogar davon aus, dass wir es hier mit einer Pilzkrankheit zu tun haben, obwohl ich von keiner weiß, die so schnell zuschlägt. Wir hoffen, ein Exemplar des Pilzes zu finden und untersuchen zu können, doch soweit ich gehört habe, sind die Gärtner angewiesen worden, alles infizierte Holz zu verbrennen.«
Athanasius nickte. »Was ist mit den anderen Gärtnern?«
Simenon blieb vor einer weiteren großen Tür stehen. »Das macht mir die größte Sorge.« Er öffnete die Tür zur größten Station im gesamten Komplex.
Der Raum war schmal und erinnerte mit seiner Gewölbedecke an einen Weinkeller. Je vier Betten auf jeder Seite standen einander gegenüber, und in jedem Bett lag ein Mönch. Alle schauten sie auf, als die Tür sich öffnete, und Athanasius sah die Angst in ihren Augen. Drei Apothecari kümmerten sich um sie. Sie trugen Masken vor dem Gesicht und blaue Gummihandschuhe, während sie die Mönche der Reihe nach befragten, ihnen Blut abnahmen und sie auf erste Zeichen von Symptomen hin untersuchten.
»Wir hielten es für das Beste, jeden zu isolieren, der mit der Baumseuche in Kontakt gekommen ist«, erklärte der oberste Apothecarius, »zumindest bis wir ausschließen können, dass sie die Ursache für die Krankheit des Bruder Gärtners ist.« Erneut hallte das Heulen durch den Flur, als hätte der Bruder Gärtner auf die Erwähnung seines Namens reagiert. Jeder im Hospital hörte ihn.
Einer der jüngsten Mönche, der in dem Bett lag, das der Tür am nächsten war, begann ungehemmt zu weinen. Er kauerte sich in die Bettlaken wie ein Kind, das Angst vor der Dunkelheit hat, und starrte in den Flur, als wolle ihn gleich ein Monster holen.
Simenon zog die Tür zu, eilte wieder den Gang hinauf und nahm eine Beruhigungsspritze aus der Ta s c h e.
»Und wenn es die Baumseuche ist?«, fragte Athanasius. »Wie lange wird es dann dauern, bis sie die gleichen Symptome zeigen?«
»Der Bruder Gärtner war der Erste, der damit in Berührung gekommen ist, und die Symptome haben sich in weniger als vierundzwanzig Stunden manifestiert. Wenn die Seuche also wirklich die Ursache dafür ist und alle Gärtner betroffen sein sollten, dann werden wir das schon bald wissen.«
Als sie vor der Tür des Bruder Gärtners ankamen, zog Simenon wieder die Maske vors Gesicht. »Ich rechne damit, dass wir schon in den nächsten Stunden mehr wissen werden. Wenn die anderen gesund bleiben, dann können wir alle wieder leichter atmen und uns ganz auf die Heilung des Bruder Gärtners konzentrieren. Sollten sie jedoch die gleichen Symptome zeigen, dann können wir nur hoffen, dass unsere Maßnahmen ausreichen, eine weitere Verbreitung zu vermeiden. Aber es gibt noch eine dritte Möglichkeit. Wenn sich diese Sache als virulent und ansteckend erweist und der Virus oder die Sporen sich über die Luft verbreiten, dann hat jeder in der Zitadelle ihn schon eingeatmet. Wir waren alle da, in der Kathedrale, als der Bruder Gärtner den ersten infizierten Ast mitgebracht und vor den Altar geworfen hat.«
Athanasius erinnerte sich daran, wie der Ast zerbrochen war und Staub in der Luft gehangen hatte wie Rauch.
»Athanasius, du warst doch auch im Garten, als man mit den Säuberungsarbeiten begonnen hat«, sagte Bruder
Weitere Kostenlose Bücher