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Sacramentum

Sacramentum

Titel: Sacramentum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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Simenon. »Wir viele Bäume waren von der Infektion betroffen? Waren es nur ein oder zwei? Hat sich die Seuche auf bestimmte Areale beschränkt oder auf bestimmte Bäume?«
    Athanasius schüttelte ernst den Kopf.
    »Es war überall«, antwortete er, und sofort wurde ihm klar, was das bedeutete. »So gut wie alle Bäume waren infiziert.«

IV
    Da sprach der Herr zu Mose und Aaron: Füllt eure Hände mit Ruß aus dem Ofen, und Mose werfe ihn vor dem Pharao gen Himmel, dass er über ganz Ägyptenland staube und böse Blattern aufbrechen, an den Menschen und am Vieh in ganz Ägyptenland.
    Exodus 9:8-9

74
    Mit dem Abend kehrte wieder so etwas wie Normalität nach Trahpah zurück. Es hatte keine Nachbeben mehr gegeben, sodass die Aufräumarbeiten rasch und ungehindert vorwärtsgingen. Die meisten Straßen waren wieder geöffnet, und überall standen Restauranttische auf den Bürgersteigen, die noch vor wenigen Stunden von Glas übersät gewesen waren. Es waren auch jede Menge Leute unterwegs, die sich nach dem Stress der letzten vierundzwanzig Stunden entspannten. Und in dieser Menschenmenge tauchte Gabriel nun unter.
    Er ließ sich mit der Menge treiben, hielt sich an die Touristenstraßen und versteckte sein Gesicht unter einer Kappe, während er sich immer näher an die alte Stadtmauer heranbewegte. Er musste zwar erst in ein paar Stunden in Position sein, doch wäre er früher gegangen, als es noch heller war, hätte man ihn leichter entdeckt, und wäre er später gegangen, hätte er auf den einsamen Straßen zu viel Aufmerksamkeit erregt.
    Die Altstadt selbst war jetzt für die Öffentlichkeit gesperrt. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts diente jedes Gebäude in der Altstadt einem kommerziellen Zweck; niemand durfte mehr hier wohnen. Offiziell hieß es, die Sperrstunde diene der Ruhe, um die Gebete im Berg nicht zu stören. Die Wahrheit war jedoch, dass die Wohnungsmieten in der Altstadt aufgrund eines uralten Vertrags auf mittelalterlichem Niveau festgeschrieben waren; für Gewerbetreibende galt das jedoch nicht. Die Kirche hatte direkt zehnmal mehr Mieteinnahmen gehabt, als das Residenzverbot in Kraft getreten war. Deshalb durfte auch niemand nachts in die Altstadt. Jeden Tag bei Sonnenuntergang trieben Verwaltungsangestellte die Touristen den Hügel hinunter und in Richtung der alten Tore. Dann wurden die Fallgatter geschlossen und alles für die Nacht abgeschlossen. Dementsprechend war Gabriels erstes Problem, wie er in die Altstadt gelangen sollte.
    Er entdeckte Arkadian an einem der großen Tore. Der Inspektor lungerte am Fallgatter herum. Aufgrund der Millionen von Touristen und Pilgern, die jedes Jahr die steile Straße hinaufstiegen, gab es auch fast täglich Zwischenfälle, angefangen von verdrehten Knöcheln bis hin zu Hitzeschlägen. Zumeist konnte man das vor Ort behandeln, doch wenn es einmal einen schwereren Zwischenfall gab, dann kamen die als Notfalltore ausgewiesen Gatter ins Spiel, die von den Sanitätsdiensten und der Polizei betrieben wurden.
    Arkadian nickte Gabriel zu, als er näher kam. Dann drehte er sich um und gab den Code in ein Panel ein, das an jedem dieser Tore angebracht war. Irgendwo in der Mauer sprang ein Motor an, und das Fallgatter hob sich. Gabriel schlüpfte darunter hindurch, ohne auch nur eine Sekunde innezuhalten. Arkadian folgte ihm. Auf der anderen Seite gab er den Code noch mal ein, und das Gatter schloss sich mit einem beeindruckenden Knall. Das Ganze hatte weniger als eine Minute gedauert. Die beiden Männer stiegen stumm die Straßen hinauf und hielten sich in den Schatten.
    Die Altstadt wurde von gelblich leuchtenden Natriumdampflampen erhellt, deren Licht den Gebäuden ein kränkliches Aussehen verlieh. Vorsichtig gingen die Männer den Hügel hinauf. Sie bemühten sich, so wenig Lärm wie möglich zu machen, und lauschten dabei auf die Reinigungstrupps. Sie hörten jedoch nichts außer dem Lachen der Menschen in den Kneipen und Restaurants jenseits der Mauer.
    Auf halbem Weg den Hügel hinauf duckte Arkadian sich in eine schmale Gasse zwischen zwei überhängenden Gebäuden und öffnete die Tür zu einem kleinen Büro mit einem Tresen in der Mitte und Postern an der Wand, die in verschiedenen Sprachen vor Taschendieben warnten. Das war die Polizeistation der Altstadt, und hier würden sie warten, bis es an der Zeit war zu handeln. Gabriel schaute auf seine Uhr. Sie mussten gut vier Stunden totschlagen, aber wenigstens waren sie in Position.
    Arkadian ging ins

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