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Sacramentum

Sacramentum

Titel: Sacramentum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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zurückgebe, willst du dir ja vielleicht die Adresse der Klapsmühle aufschreiben. Ich bin sicher, Mr Aziz würde sich über einen Besuch freuen. Ich nehme an, er bekommt nicht allzu oft welchen.«

94
    Hyde verließ das Hauptgebäude und trat in die Hitze des Tages hinaus.
    »Da drüben«, sagte Tariq und deutete an dem Bohrturm vorbei in Richtung Osten.
    Hyde kniff die Augen zum Schutz vor der Sonne zusammen und sah eine Staubwolke am Horizont. Sandstürme stellten in der Wüste eine ständige Gefahr dar. Sie tauchten wie aus dem Nichts auf und machten binnen Sekunden den Tag zur Nacht. Und sie richteten mehr Schaden an der Ausrüstung an als Kugeln oder Bomben. Deshalb verbrachte Hyde auch mehr Zeit damit, sich gegen sie zu verteidigen, als gegen irgendwelche Angreifer, Saboteure oder Kidnapper.
    Rasch ging Hyde zum Ostzaun und stieg den Wachturm hinauf. Wenn er nicht angemessen auf einen Sandsturm reagierte, konnte das die Operation für Wochen lahmlegen. Wenn Sand in eine Maschine drang, dann musste sie komplett auseinandergebaut, gesäubert und wieder zusammengesetzt werden, bevor sie ihre Arbeit wieder aufnehmen konnte. Waffen versagten, wenn Sand das Öl verklumpte, und Elektronik bekam Kurzschlüsse, wenn mikroskopisch kleine Partikel ihren Weg auf die Platinen fanden. Und Menschen konnten vorübergehend erblinden, wenn sie Sand in die Augen bekamen und die Körner wie Schleifpapier auf ihrer Hornhaut scheuerten. Das war auch so einer der vielen, vielen Gründe, warum Hyde dieses Land so hasste.
    Kaum war er oben auf dem Turm angekommen, da nahm er sein Fernglas, um sich die Staubwolke genauer anzusehen. Wie ein kleiner, sich bewegender Berg zog sie durch die Wüste. Im Augenblick war sie noch verhältnismäßig klein und weit entfernt, aber sie kam definitiv in ihre Richtung. Wenn sie sich nicht auflöste oder die Richtung änderte, dann würden sie alles abschalten müssen, bis sie vorbeigezogen war. Doch eine solche Abschaltung kostete Geld und Zeit, und der einzige Grund, warum Hyde diesen Job angenommen hatte, war, dass man ihm eine Gewinnbeteiligung versprochen hatte. Bis jetzt war das genau ein halbes Prozent von nichts.
    Hyde schaute zu dem Windsack am Hubschrauberlandeplatz. Der Wind kam aus dem Nordwesten, doch die Staubwolke rückte von Osten heran. Vielleicht waren irgendwo Querwinde, die den Sturm in eine andere Richtung lenken würden, bevor er sie erreichte … oder vielleicht war es überhaupt kein Sturm.
    Hyde griff wieder zu seinem Fernglas und schaute noch einmal genauer hin. Diesmal konzentrierte er sich auf den unteren Rand der Wolke, und tatsächlich sah er kurz etwas Weißes aufblitzen, dann noch einmal. Hyde grinste. Er hatte recht. Das war keine Naturgewalt, das war der Geist, der mit einer Reiterarmee in breiter Formation auf sie zukam. Die Beduinen nutzten stets diese Formation, wenn sie schnell ritten. Auf diese Weise konnten sie alle saubere, sandfreie Luft atmen; außerdem war der Anblick auch recht einschüchternd.
    Hyde beobachtete, wie sie näher kamen. Inzwischen waren die Reiter mit bloßem Auge zu erkennen, kleine weiße Punkte vor der gewaltigen Staubwand wie die kleinen, scharfen Zähne eines wilden Tiers. Es waren gut dreißig Reiter in weißen Dishdasha, die Kufiya ums Gesicht gewickelt. Hyde dachte bei sich, dass sich dieser Anblick seit Tausenden von Jahren nicht verändert hatte: Die Pferde, die Männer, ja selbst die Kleider waren die ganze Geschichte hindurch gleich geblieben. Nur die Waffen waren anders.
    Jetzt hörte Hyde die Pferde auch, und daneben noch etwas anderes, das immer lauter wurde. Er drehte sich um, und wenn er gerade noch die Geschichte des Wüstenkrieges gesehen hatte, so sah er jetzt die Moderne. Ein Kampfhubschrauber raste dicht über den Boden direkt auf sie zu. Der Wachmann drehte die M60 in seine Richtung, doch Hyde hob die Hand und befahl den anderen über Funk, sich ebenfalls zurückzuhalten. Der Helikopter raste über sie hinweg, kippte scharf zur Seite und ging in den Schwebeflug über, bevor er auf dem Hubschrauberlandeplatz am anderen Ende der Anlage landete. Gleichzeitig trafen die Reiter am Zaun ein.
    Hyde stieg von dem Wachturm hinunter und ging zum Landeplatz, um die Neuankömmlinge zu begrüßen. Er sah, wie einer der Reiter sich von den anderen löste und zum Haupttor weiterritt. Er winkte der Torwache, ihn hereinzulassen; dann ging er zum Hubschrauber weiter.
    Es war ein Sikorsky UH-60 Black Hawk. Er war mit Hellfire-Raketen

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