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Sacramentum

Sacramentum

Titel: Sacramentum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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erschüttert hatte … Begann nicht die Erde zu zerbrechen?
    Alles deutete darauf hin, dass die Prophezeiung sich erfüllte, und das hieß, dass man die Krankheit am ehesten aufhalten konnte, wenn man der jungen Frau dabei half, den Garten Eden zu finden. Und doch glaubte Bruder Dragan, dass nur die Rückkehr des Sakraments in die Kapelle den Berg heilen würde. Er versuchte, sie wieder hierher zurückzubringen. Vielleicht war er ja der Drache, der in der Prophezeiung erwähnt wurde, und sein fanatischer Glaube das Feuer, das gelöscht werden musste. Athanasius musste mit ihm sprechen. Vielleicht konnte er ihn ja von der Wahrheit überzeugen, wenn er ihm die Spiegelprophezeiung zeigte.
    Vater Thomas diskutierte noch immer mit Malachi, als Athanasius aus dem Waschraum stürmte und zum Schreibtisch des Abts rannte.
    »Wir müssen mit Dragan reden«, verkündete er und zog die oberste Schublade auf, wo der alte Abt die Schlüssel zur Verbotenen Treppe verwahrt hatte. »Ich glaube, ich weiß, wie wir das Wehklagen heilen können.«
    Der Abt war einer von nur zwei Mönchen in der Zitadelle gewesen, der sowohl in den oberen, abgesperrten Teil des Berges gedurft hatte, der für die Sancti reserviert war, als auch in die unteren Teile, wo die anderen lebten. Der andere, dem diese Privilegien zuteilgeworden waren, war der Prälat gewesen. Dragan war in den verbotenen Teil über die Treppe des Prälaten hinaufgestiegen, und Athanasius beabsichtigte, nun das Gleiche über die Treppe des Abtes zu tun. Er schnappte sich die Schlüssel und ging ins Schlafzimmer.
    Ein großes Holzbett nahm einen großen Teil des Raums ein. Der einzige andere Gegenstand im Raum war ein riesiger Gobelin mit dem Zeichen des Tau aus grünen Fäden. Athanasius zog ihn beiseite, und dahinter kam eine Tür zum Vorschein.
    »Was machst du da?«, rief Malachi ihm hinterher. »Du darfst nicht durch diese Tür.«
    Athanasius wirbelte zu ihm herum und legte all den Frust und Stress der letzten Wochen in seine Antwort. »Was macht das denn für einen Unterschied? Du hast doch selbst gesehen, dass da nichts ist. Egal, an was für ein Geheimnis wir uns in der Vergangenheit auch geklammert haben, jetzt ist es nicht mehr da. Wir wären doch Narren, wenn wir auch unsere Zukunft davon abhängig machen würden. Bruder Dragan klammert sich an einen Traum, und es ist ein gefährlicher Traum, der uns allen das Leben kosten könnte.« Er drehte den Schlüssel im Schloss, öffnete die Tür und trat hindurch. »Ich muss ihn finden und ihn davon überzeugen, dass er loslassen muss … sonst sind wir verloren.«
    Malachi schickte sich an, ihn aufzuhalten, doch Athanasius war zu schnell. Er schlug die Tür hinter sich zu und schloss sie wieder ab, sodass niemand ihm folgen konnte.

97
    Washington wartete schon auf sie, als sie aus dieser finsteren Hölle von einem Krankenhaus kamen. Sie stiegen in den SUV – Gabriel vorne, Liv hinten – und fuhren stumm los.
    »So schlimm, ja?«, bemerkte Washington nach ein paar Kilometer Schweigen.
    Gabriel schüttelte den Kopf. Er versuchte noch immer, die bizarre Geschichte zu verarbeiten, die er gerade gehört hatte. »Ich weiß nicht. Er kam mir eigentlich ziemlich klar vor. Ich glaube, er hat die Wahrheit gesagt, oder zumindest hat er geglaubt, dass es die Wahrheit ist. Er hat gesagt, ein Drache habe das Lager zerstört und ein Geist meinen Vater getötet. Ich bin sicher, dass ist abstrakt gemeint, irgendwelche Metaphern für etwas anderes; aber seine Verbrennungen sind real, und seine Erlebnisse waren eindeutig traumatisch genug, um seinen Verstand zu zerstören.«
    Washington schwieg. Dann fragte er: »Hat er gesagt ein Geist habe deinen Vater getötet oder der Geist?«
    Gabriel starrte aus dem Fenster auf die von der Sonne gebackenen Straßen und versuchte, sich zu erinnern.
    »Es war ein Geist«, antwortete Liv.
    Washington runzelte die Stirn. »Es gibt da einen Aufständischen – keine große Bedrohung; deswegen steht er auch eher unten auf der Liste –, aber er hat uns in der Vergangenheit schon so manches Problem beschert. Er ist als Ash’abah bekannt – der Geist.«
    »Ist er noch hier in der Gegend aktiv?«
    »Oh ja. Und er war schon immer da. Er ist ein richtiger Fedaijin der alten Schule. Er kämpft gegen alles und jeden und für die Freiheit seines Landes. Allerdings muss man ihm zugutehalten, dass er offenbar auch schon dem alten Regime ein Dorn im Auge war. Viele Einheimische betrachten ihn als eine Art Robin Hood;

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