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Sacramentum

Sacramentum

Titel: Sacramentum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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Cops.
    Alle drehten sich zu ihm um. Die beiden nächsten Beamten sprangen sofort auf und schnappten sich den armen Kerl, dem Gabriel gerade einen weiteren Hustenanfall beschert hatte. Von seiner Last befreit wirbelte Gabriel zum Ausgang herum. »Ich habe ihn zur Lobby hochgebracht«, bellte er in sein Funkgerät. »Wo zum Teufel ist der Krankenwagen?« Dann stapfte er durch die Tür und war frei.
    Gabriel hatte keine Ahnung, wie lange der Hustenanfall seines Gefangenen dauern würde, aber sehr lange wahrscheinlich nicht. Außerdem hatten die Beamten im Keller inzwischen wohl herausgefunden, was wirklich los war.
    Auf der Straße, auf der Gabriel sich befand, herrschte nur wenig Betrieb, aber sie mündete auf die Hauptstraße. Wenn er es bis zur Ecke schaffte, dann hatte er eine Chance. Und die war ungefähr sechzig Meter weit entfernt. Gabriel hielt sich weiter das Funkgerät vors Gesicht und kämpfte gegen das Verlangen an, einfach loszurennen. Es musste vor kurzem geregnet haben, denn die Straße war nass. Das kam ihm gelegen, denn so fiel er in seiner nassen Uniform kaum auf.
    Gabriel erreichte die Ecke im gleichen Augenblick, als hinter ihm eine Sirene heulte. Rasch verschwand er zwischen den Passanten und warf das Walkie-Talkie in einen Mülleimer. Er musste so schnell wie möglich von der Straße runter. Eine nasse Polizeiuniform war nicht gerade die beste Verkleidung für einen Ausbrecher.

18
    Davlat-Hastenesi-Krankenhaus
    Die Herausforderung, Oscars versteckte Nachricht mit den wenigen Mitteln sichtbar zu machen, die ihr in ihrem Krankenzimmer zur Verfügung standen, hatte Kathryn so viel Hoffnung gegeben, wie schon seit Tagen nicht mehr.
    Durch ihre Feldarbeit wusste sie, dass man drei Dinge brauchte, um ein Feuer zu entfachen: Brennstoff, einen Brandbeschleuniger und eine Flamme. Als Brennstoff hatte sie ein paar Seiten aus ihrer Krankenakte genommen. Die hatte sie dann in kleine Stücke gerissen und auf der Fensterbank aufgeschichtet.
    Was den Brandbeschleuniger betraf, so musste sie ein wenig querdenken. Das konnte alles Mögliche sein. Schließlich fand sie, was sie suchte, und zwar in dem Desinfektionsmittelspender neben der Tür. Das Etikett verriet ihr, dass es sich dabei um hochprozentigen, medizinischen Alkohol handelte.
    Kathryn nahm sich eine Hand voll davon, verteilte den Alkohol auf der Fensterbank und legte die Papierfetzen darauf, damit sie die leicht entflammbare Flüssigkeit aufsaugen konnten. So weit, so gut, aber sie brauchte immer noch eine Flamme, und dafür musste erst einmal die Sonne rauskommen.
    Kathryn legte sich aufs Bett und starrte zum Fenster hinaus und auf den hellen Streifen zwischen den Regenwolken und den Berggipfeln am Horizont. Es war schon lange her, seit sie auf diese Art ein Feuer entfacht hatte. Das war auf ihrem letzten Trip mit John gewesen. Es war einer jener spontanen Ausflüge gewesen, wie sie sie häufig gemacht hatten, bevor Gabriel wieder aufs College und John in den Irak zu der Ausgrabung gegangen war, von der er nie wieder zurückkehren sollte.
    Sie waren in der Nebensaison über die Presidential Ridge in New Hampshire gewandert und von einem Sturm überrascht worden. Als sie es schließlich zurück zu ihrem Mietwagen geschafft hatten, waren sie bis auf die Haut durchnässt und auch noch die Batterie leer gewesen. Sie gingen zu einer Forsthütte zurück, an der sie auf dem Weg den Berg hinab vorbeigekommen waren. Unglücklicherweise hatte ein anderer Wanderer den Holzvorrat vor kurzem aufgebraucht und sich nicht die Mühe gemacht, ihn wieder aufzufüllen. Also hatten Kathryn und Gabriel so viele Äste gesammelt, wie sie finden konnten, doch die waren viel zu nass. Zunächst hatten sie gar nicht bemerkt, dass auch John weg gewesen war; doch plötzlich stand er wieder in der Tür, in der Hand einen langen Stock mit seiner Socke oben dran, und diese Socke triefte von Diesel, den er aus dem Wagen geholt hatte. Sie hatten das nasse Holz auf die Socke gelegt und ein wenig gewartet, bis die Dieseldämpfe das Holz durchtränkt hatten. Diesel an sich brennt zwar nicht sonderlich gut, damit durchtränktes Holz aber schon. So hatten sie dicht aneinandergedrängt die Nacht dort verbracht und sich am Feuer gewärmt. Das war das letzte Mal gewesen, da sie alle zusammen gewesen waren. Die Erinnerung ließ Kathryn lächeln. Sie erinnerte sich an ihre Nähe, ihr Lächeln im Feuerschein und an die Wärme, während draußen der Sturm getobt hatte. Dann wurde ihr bewusst, dass

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