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Sacramentum

Sacramentum

Titel: Sacramentum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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ihn weiterhin.
    Diese Leute sind so unfreundlich , dachte er, als er ihr voran zum Zimmer ging. Je schneller ich hier fertig bin, desto besser.

20
    Liv saß aufrecht im Bett und versuchte, genau zu hören, was draußen vor sich ging.
    Die Schritte waren von rechts gekommen; also war das auch die Richtung, in die sie fliehen musste. Dann klopfte es an der Tür, kurz und laut, und Liv zog sich die Decke unters Kinn.
    Der Priester betrat den Raum, und sofort fühlte Liv, wie Angst sich in ihr ausbreitete. Die Krankenschwester folgte ihm und ging zum Bett, um den Alarm abzuschalten, der sie hergerufen hatte. »Alles okay?«, fragte sie auf Englisch und mit starkem Akzent. Automatisch zog sie ein digitales Thermometer aus der Tasche und legte es auf Livs Stirn.
    »Ja, alles okay, denke ich … Ich muss Sie nur etwas fragen«, antwortete Liv. Die Krankenschwester drückte einen Knopf, und das Thermometer piepte. »Was ist mit meinen Sachen passiert, als ich eingeliefert worden bin?«
    »Persönliche Gegenstände werden in einem Büro hinter dem Empfang aufbewahrt.« Die Krankenschwester betrachtete das Display des Thermometers und packte dann Livs Handgelenk, um ihren Puls zu messen.
    »Und was muss ich tun, um sie wieder zurückzubekommen?«
    »Unterschreiben, wenn Sie entlassen werden.« Die Frau zählte die Herzschläge, ließ das Handgelenk wieder los und schaute Liv zum ersten Mal ins Gesicht, seit sie den Raum betreten hatte. »Sonst noch etwas?«
    »Ja …« Liv schaute zu dem Priester, als sei ihr peinlich, was sie nun fragen wollte. »Können Sie mir sagen, wie ich mich mache? Sie wissen schon … medizinisch meine ich.«
    Die Krankenschwester nahm die Krankenakte von der Wand und schaute sie sich an. »Was haben wir denn hier? Ein Hormonungleichgewicht … Der Östrogenspiegel ist ziemlich hoch, aber nicht gefährlich. Sie haben erhöhte Temperatur und leiden unter Übelkeit. Vielleicht haben Sie ja einen Virus. Unsere größte Sorge ist aber Ihr Gedächtnis.« Sie blätterte zum Ende und las die Bemerkungen des Psychiaters. Liv hatte versucht, sie selbst zu lesen, doch sie waren auf Türkisch geschrieben. Und sosehr sie auch von hier wegwollte, es war sinnlos, die Flucht zu versuchen, wenn sie keine hundert Meter von der Tür entfernt tot umfallen würde.
    »Der psychiatrische Bericht sieht gut aus«, sagte die Krankenschwester. »Sie sind nur noch zur Beobachtung hier.«
    Das überraschte Liv, und sie glaubte es nicht wirklich. In ihrem Kopf gingen viel zu seltsame Sachen vor. Sie musste doch unter Medikamenten stehen.
    »Theoretisch kann ich also ganz normal weitermachen«, sagte Liv und beobachtete aufmerksam das Gesicht der Krankenschwester auf der Suche nach einer professionellen Lüge. »Ich meine, ich muss also nichts meiden oder so … wie zum Beispiel Fliegen, Tauchen, Fallschirmspringen?«
    Die Krankenschwester schaute zu dem Priester und zuckte mit den Schultern. »Sie können tun und lassen, was Sie wollen.«
    »Danke«, sagte Liv. Ihre Erleichterung war ihr deutlich anzumerken.
    »Kein Problem. Sonst noch was?«
    »Ja, eins noch«, sagte Liv und warf die Decke beiseite. Sie war vollständig angezogen. »Ich würde mich gerne selbst entlassen. Sofort!«
    Liv hatte sich bereits ihre Reisetasche geschnappt und war auf halbem Weg zur Tür, als Vater Ulvis Hirn realisierte, was da gerade geschah. Instinktiv versperrte er ihr den Weg, doch sie trat um ihn herum und quetschte sich durch die offene Tür.
    Draußen im Flur stand der Polizist auf und trat auf sie zu. »Zurück in Ihr Zimmer.«
    »Warum?«, verlangte Liv zu wissen und schaute den Mann ruhig an.
    »Weil … äh … Sie sind krank.«
    »Also die Krankenschwester da hat gerade etwas anderes gesagt.« Liv blickte über ihre Schulter zu der Schwester zurück. »Und ich bin doch nicht verhaftet, oder?«
    Der Cop öffnete den Mund, um etwas darauf zu erwidern, sagte dann jedoch schlicht: »Nein.«
    Liv lächelte und legte den Kopf auf die Seite. »Würden Sie dann bitte zur Seite treten?«
    Der Mann schaute an ihr herunter und kämpfte sichtlich mit sich selbst. Schließlich traf er eine Entscheidung und machte den Weg frei.
    »Sie müssen hierbleiben«, sagte der Priester. Es klang wie ein Befehl.
    »Nein«, erwiderte Liv und ging einfach weiter. »Das muss ich wirklich nicht.«
    Sie warf sich die Tasche über die Schulter und marschierte schnellen Schrittes in die gleiche Richtung, aus der sie die Krankenschwester hatte kommen hören.

21
    Kathryn

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