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Sacramentum

Sacramentum

Titel: Sacramentum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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sagten, der Rosenkranz reinige sie von ihren Sünden, so nutzte er die Perlen, um sich daran zu erinnern, woher er gekommen war und was er getan hatte. Die dunklen Flecken auf seiner Seele waren viel zu schwarz, als dass sie in dieser Welt hätten gereinigt werden können. Und die Welt war nicht perfekt. Nur Gott war makellos. Also hatte Vater Ulvi beschlossen, gar nicht erst so zu tun, als könne er hier für seine Taten Buße tun. Er war, was er war: ein finsteres Instrument des strahlenden Willen Gottes. Es war Gott gewesen, der ihn dazu gemacht hatte, und nur Gott konnte auch über ihn richten, wenn die Zeit gekommen war.
    Vater Ulvi erreichte das Ende seines speziellen Rosenkranzes und steckte ihn wieder in die Tasche. Dabei ertastete er auch sein Handy und das Keramikmesser, scharf wie Stahl, aber von den Metalldetektoren nicht zu entdecken, mit denen er zu Beginn seiner Schicht abgesucht worden war. Außerdem hatte er noch eine Spritze mit einer Nylonnadel in seinem Jackett, einen kleinen Beutel Flunitrazepampulver und eine Ampulle Aconitin, ein starkes Pflanzengift. Er hatte das stets dabei, seit die Polizeibeamten sich an ihn gewöhnt hatten und in ihren Kontrollen nachlässig geworden waren.
    Vater Ulvi schaute zu dem gelangweilten Polizisten auf seinem Stuhl, der in Gedanken ganz woanders war. Er las noch immer in seiner Zeitung und arbeitete sich dabei wie immer von den Sportseiten nach vorne vor. Dabei rutschte er tiefer auf seinem Stuhl nach unten, und das Kinn fiel ihm auf die Brust. Der Mann war ganz offensichtlich aus dem gleichen Holz geschnitzt wie sein Boss: arrogant und dumm.
    Egal.
    Mit einer gelangweilten Wache wurde man leicht fertig. In der Nacht, wenn Ruhe im Krankenhaus einkehrte, würde Vater Ulvi anbieten, Kaffee zu kochen, damit sie wach blieben, und in der kleinen Küche den Gang hinunter würde er dem Beamten dann das Flunitrazepam in den Becher schütten. Er sah jetzt schon das dumme Gesicht des Mannes vor seinem geistigen Auge, wenn er am Morgen mit dickem Kopf wieder aufwachte und seine drei Schützlinge waren tot. Und sein Chef würde vermutlich genauso dämlich dreinschauen. Doch bis dahin wäre Vater Ulvi schon über alle Berge und auf einer anderen Mission, um Gott auf seine eigene, finstere Art zu dienen. Ruhig lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück. Das Warten war bald vorbei.
    Bis morgen früh , hatte es in der Nachricht geheißen.
    Vater Ulvi fragte sich, ob es wohl noch andere Agenten wie ihn gab, die die gleiche Nachricht bekommen hatten. Die sensible Natur seiner Arbeit bedingte, dass er stets allein arbeitete, damit nichts auf seine Auftraggeber hindeuten konnte, sollte etwas schief laufen. Aber es würde ohnehin nichts schieflaufen; dafür war Vater Ulvi viel zu erfahren.
    Vater Ulvi steckte die Hand in die andere Tasche und griff nach den drei losen, blutroten Perlen, die nur darauf warteten, dem Rosenkranz hinzugefügt zu werden. Er ließ sie durch die Finger gleiten und rezitierte im Kopf die Namen: Kathryn Mann, Liv Adamsen, Bruder Dragan Ruja. Es hatte ihn überrascht, als man ihm verkündet hatte, auch der letzte überlebende Mönch sei ein Ziel; aber es war nicht an ihm, einen Befehl in Frage zu stellen. Der Mönch hatte sein Leben ohnehin schon Gott geweiht. Ulvi würde diese Schuld lediglich einfordern.
    Vater Ulvi griff nach dem Roman, den er mitgebracht hatte, um sich die Zeit zu vertreiben. Es ging um die Tempelritter, Kriegermönche wie er. Er wollte gerade anfangen zu lesen, als er Schritte näher kommen hörte. Der Polizist hörte sie ebenfalls und blickte von seiner Zeitung auf, als eine Krankenschwester um die Ecke bog und geradewegs auf sie zumarschierte. Vater Ulvi schaute auf seine Uhr. Es war noch zu früh für die Abendvisite, und die Frau hatte es offenbar eilig. Irgendjemand in den Zimmern musste sie gerufen haben.
    Die Krankenschwester erreichte den kleinen Tisch und griff nach der Anmeldeliste. Die beiden Männer ignorierte sie. Es hatte zu einigen Spannungen geführt, als man das medizinische Personal angewiesen hatte, die restlichen Patienten aus der alten Psychiatrie zu verlegen und die Renovierungsarbeiten einzustellen.
    Hab Geduld , dachte Vater Ulvi. Morgen früh habt ihr euer Gebäude wieder zurück. Versprochen.
    Er schaute zu, wie die Frau ihren Namen, die Zeit und dann ›406‹ in die Spalte ›Zimmer‹ schrieb. Das war Liv Adamsen. Vater Ulvi nahm die Schlüssel vom Tisch und lächelte die Krankenschwester an, doch die ignorierte

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