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Saeculum

Titel: Saeculum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poznanski Ursula
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dir keine Sorgen.«
    »Schon klar, okay. Aber seid vorsichtig, dieser Simon ist hier. Der, der Iris verfolgt, du weißt schon. Er war hier unten und sie hat ihn vorhin auch draußen gesehen.«
    »Wirklich? Wo ist Iris?«
    Sie meldete sich mit dünner Stimme. »Hier drüben.«
    »Oh. Okay. Tja, da kann man nichts machen. Mir wäre es lieber gewesen, du hättest dich mit den anderen abholen lassen, aber -« Paul ließ den Satz unvollendet, zuckte nur mit den Schultern. »Lars? Carina? Macht doch mal ein bisschen heller hier!«
    Die beiden kamen ins Blickfeld; sie hatten Rucksäcke dabei und packten nun Campinglaternen aus, die sie so aufstellten, dass schwaches, warmes Licht den Teil des Kellers rund um Bastians Verlies erfüllte.
    Lars winkte ihm zu. »Alles in Ordnung bei dir?«
    »Ja. Danke, dass ihr gekommen seid!«
    »Das mussten wir doch.«
    »Dann lasst uns keine Zeit verlieren!«, hörte Bastian Iris rufen. Sie kam näher, beugte sich über das Gitter und nickte ihm aufmunternd zu. »Holen wir Bastian raus. Zu viert ist das eine Sache von Sekunden.«
    Merkwürdigerweise rührte sich keiner. Lars blickte zur Wendeltreppe und stützte die Arme in die Seiten, Paul legte das alte Schwert sorgsam auf den Boden, als wolle er es in Reichweite haben.
    »Na, kommt schon!«, rief Iris und rüttelte am Gitter.
    »Gleich.« Paul lächelte wieder zu Bastian hinunter. »Dauert nicht mehr lange.«
    »Was? Was dauert nicht mehr lange?«
    Keine Antwort.
    Carina begann, im Kerker auf und ab zu gehen. Sie hatte ebenfalls eine Taschenlampe dabei, die sie nun an- und ausschaltete. An und aus.
    »Kann es sein, dass wir aneinander vorbeigelaufen sind?«, fragte Lars.
    »Schon möglich.« Paul entfernte sich in Richtung der Wendeltreppe. Was er dann tat, konnte Bastian nicht sehen.
    Er will sichergehen, dass Simon nirgendwo lauert.
    Das klang gut, traf es aber nicht. Etwas Neues lag in Pauls Verhalten. Seit Bastian ihn kannte, hatte er ihn noch nie so nervös gesehen. Nicht, als sie einen Ausgang gesucht hatten, nicht beim Zweikampf um Bastians Leben. Jetzt hingegen bebte er fast vor unterdrückter Anspannung.
    »Iris!« Bastian hatte wieder begonnen zu flüstern, ohne genau sagen zu können, warum. »Leuchte mir bitte mal.«
    Sie tat, worum er sie gebeten hatte. Ohne ein Wort. In ihren Augen sah er eine völlig neue Furcht.
    »Was ist mit denen los?«, murmelte sie.
    »Ich weiß auch nicht. Sieh mal, da ist der Krug!« Bastian nahm das Gefäß, das aus Zinn zu sein schien und leer war, drehte es um und stellte sich darauf. Es hatte nur ein Fuß Platz, doch das war egal, er stand jetzt vierzig Zentimeter höher und konnte endlich sehen, was passierte. Dort war Paul, leuchtete die Wendeltreppe hinauf.
    Worauf wartete er?
    »Paul!«, rief Bastian. »Hilfst du mir jetzt bitte mal? Verdammt, ich will hier endlich raus!«
    Keine Antwort. Paul drehte nicht einmal den Kopf.
    »Bitte«, flüsterte Iris. Sie nahm Carina am Arm. »Bitte helft ihm doch. Warum tut ihr nichts?«
    »Werden wir schon noch.« Carina trat zwei Schritte zur Seite. »Am besten, du gehst da hinten hin«, sagte sie und nickte Iris zu. »Wo niemand hinleuchtet. Wäre besser.«
    Irgendetwas lief hier schrecklich falsch. Bastian packte das Gitter mit beiden Händen und rüttelte, so fest er konnte, drückte dagegen, doch es half nichts. Er war nicht stark genug.
    »Carina!«, rief Paul, ohne seine Position zu verlassen. »Siehst du bitte zu, dass er sich nicht verletzt? Danke!«
    Sie nickte und kniete sich neben die Grube. »Hör auf, ja? Sonst muss ich dir auf die Finger klopfen.« Sie lachte. »Bringt doch nichts, was du da versuchst. Entspann dich einfach.«
    Entspannen? »Sag mal, habt ihr einen Knall? Holt mich sofort hier raus! Paul, das ist nicht witzig. Keine Spielchen, das bist du mir schuldig!«
    »Kann gut sein«, sagte Paul langsam. »Aber mir ist auch noch jemand etwas schuldig. Erinnerst du dich, dass du gestern gemeint hast, du würdest die Pointe nicht kapieren? Gleich wirst du. Genieß es.« Er trat einige Meter zurück und straffte seinen Rücken.
    Jetzt war Rumoren von oben zu hören.
    »Lars, du bleibst neben mir. Carina, achte auf Bastian.«
    Schritte, die lauter wurden. Eine unwillige Stimme und eine andere, die antwortete. Beide ließen Bastians Herz beinahe aussetzen.
    »Iris«, flüsterte er und sein Blick flog in die finstere Ecke, in die sie sich zurückgezogen hatte. Sie war völlig im Dunkeln verborgen und gab keine Antwort. Gut, das war gut.

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