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Saeculum

Titel: Saeculum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poznanski Ursula
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letzten zwei Tage permanent auf dem Gelände unterwegs, ich kenne mich hier besser aus als jeder andere.«
    »Okay, gut zu wissen. Immerhin hätte es sein können, dass dir etwas aufgefallen ist. Oder jemand.« Bastian befreite sich mit einer geschickten, zufällig wirkenden Bewegung aus Pauls Griff.
    »Nein. Hier ist niemand außer uns. Ich verstehe, dass bei allen allmählich die Nerven blank liegen, mich eingeschlossen, aber wir müssen zusehen, dass wir vernünftig bleiben.« Pauls Stimme klang erschöpft. »Schlimm genug, dass Doro nicht von dem Märchen mit dem Fluch abzubringen ist. Wenn alle Angst kriegen, kann ich die Gruppe nicht mehr unter Kontrolle halten, und wer weiß, was dann passiert. Eine Story von irgendeinem Fremden, der hier rumschleicht und uns auflauert, brauchen wir nicht auch noch.« Er nahm den sichtlich widerstrebenden Bastian am Arm und zog ihn ein Stück weiter, außer Hörweite.
    Iris streifte Steinchen mit einem letzten prüfenden Blick, befand, dass alles weitgehend in Ordnung war, und stand auf. Sie hatte Bastian versprochen, bei Steinchen zu bleiben und ihm das Gespräch mit Paul zu überlassen, doch sie wollte kein Detail verpassen. Wenn einer der beiden mehr gesehen hatte, als er ihr gegenüber zugab, musste sie es wissen.
    »… trotzdem«, sagte Bastian gerade. »Ich sehe ohne Brille nicht weit, aber das Rot war wirklich außergewöhnlich …«
    »Iris?«
    Scheiße, doch nicht jetzt. »Gleich, Lisbeth.«
    »Ich wollte dir nur etwas zu essen anbieten, wir haben -«
    »Später, okay?« Iris schob sich zwei Schritte näher, wobei sie so tat, als würde sie im Gras nach etwas suchen.
    »Hast du etwas verloren? Kann ich dir helfen?«
    Nicht genervt seufzen. Sie ist nett. »Nein, schon gut.«
    »Ich wäre froh, eine Beschäftigung zu haben. Ich hoffe so sehr, wir kommen heute noch hier weg, ich will keine weitere Nacht im Freien schlafen müssen.« Lisbeths Augen wurden feucht. »Und ich habe solche Angst um Sandra. Ich kann mir nicht vorstellen, wo sie steckt. Was denkst du?«
    »Keine Ahnung.« Verdammt, so kriegte sie rein gar nichts von Pauls und Bastians Gespräch mit.
    Noch ein paar Schritte näher ran. Jetzt schien auch bei Lisbeth der Groschen zu fallen.
    »Worüber reden die zwei?«
    »Wenn du nicht ständig schwafeln würdest, könnte ich es vielleicht hören«, blaffte Iris sie an.
    »Würde mich sehr interessieren«, murmelte Lisbeth, mehr zu sich selbst. »Ich frage mich -«
    »Pssst!«
    »… sonst niemand etwas bemerkt«, sagte Paul gerade. »Ich denke auch, es wird ein Tier gewesen sein.«
    Iris sah Bastians Gesicht nur von Weitem, doch selbst aus dieser Entfernung erkannte sie, dass er beunruhigt war. Mehr, als er es in ihrer Gegenwart gezeigt hatte.
    »Wir sollten mit den anderen sprechen«, schlug er nun vor. »Wenn außer uns noch jemand hier ist, wirft das ein neues Licht auf das Verschwinden von Sandra, Warze und Lars. Lass uns klären, ob jemand einen Mann mit rotem Haar gesehen hat.«
    Durch Lisbeths Körper ging ein Ruck. »Rotes Haar?«
    Iris fuhr herum. »Ja, genau. Hast du so jemanden gesehen?« Sie packte Lisbeth so fest am Ärmel, dass der Stoff ein reißendes Geräusch von sich gab. »Wo? Und wann?«
    Ohne Zweifel war ihr Griff zu grob gewesen, denn Lisbeth schrie auf, laut genug, dass alle sich zu ihr umwandten. »Nein, habe ich nicht. Nur …«
    Die anderen kamen näher. Paul, Bastian und Georg sowieso. Aber auch Doro, Mona und Nathan waren aufmerksam geworden.
    »Was nur ?« Immer noch hielt Iris Lisbeth fest, konnte nicht loslassen, weil alles in ihr taub war, taub und verkrampft. Er war da. Ganz sicher. Jetzt, wo sie es wusste, spürte sie seine Anwesenheit sogar. Hörte sie im Wind, roch sie aus den harzigen Düften des Waldes heraus.
    »Ich habe ein Büschel roter Haare gefunden. An einem Baum. Jemand muss an dem Ast hängen geblieben sein und sie sich ausgerissen haben, ich habe mich gewundert, weil sie zu keinem von uns passen, aber - es waren nur Haare.«
    Nur Haare. Nur. Wenn es stimmte. In Lisbeths Augen war keine Berechnung zu finden, keine Spur einer Lüge. Warum auch?
    Jemand packte Iris' Arm und bog ihn weg, zerrte, bis sie Lisbeth losließ. Georg, natürlich. Er versetzte Iris einen Stoß, dass sie fast umfiel. »Niemand fasst sie an, ist das klar?«
    »Aber ja. Ausgenommen derjenige, der ihr die Beule verpasst hat«, sagte sie und erwiderte seinen Blick mit ebenso viel Wut, wie sie in seinem las.
    »Das war ich doch selbst.« Automatisch

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