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Saemtliche Dramen

Saemtliche Dramen

Titel: Saemtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Camus
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sind sie aus dem Haus gegangen, und zwar, so meint Octavio, zum Kloster. Wenn mein Vater bereits ihren Beschluss ausführt, habe ich dann nicht das Recht, traurig zu sein? Denn ich werde Eusebio im Kloster nicht vergessen können, also werde ich mir den Tod geben, noch bevor sie mich zur Nonne machen können.
    ( EUSEBIO kommt herein.)
    EUSEBIO (beiseite)
    Wen hätte jemals die Verzweiflung dazu getrieben, im Haus des Beleidigten Zuflucht zu suchen? Aber ich muss mit Julia sprechen, bevor sie von Lisardos Tod erfährt. Julia!
    JULIA
    Du hier!
    EUSEBIO
    Unglück und Liebe treiben mich hierher.
    JULIA
    Wie bist du hereingekommen? Warum begibst du dich in solch eine Gefahr?
    EUSEBIO
    Ich fürchte nicht den Tod …
    JULIA
    Was hast du vor?
    EUSEBIO
    Ich will dich retten, Julia, und wenn du einwilligst, kann unsere Liebe weiterleben, all meine Wünsche gehen in Erfüllung. Ich habe erfahren, dass mein Werben deinen Vater gegen mich aufgebracht hat. Er weiß von unserer Liebe, und um mir alles zu rauben, alle Hoffnung auf Glück, will er dich zwingen, morgen den Schleier zu nehmen. Wenn dein Herz mich wirklich begehrt, wenn es wahr ist, dass du mich liebst und ich dir teuer bin, dann komm mit! Verlass dieses Haus, in dem du dich, du weißt es, Curcios Willen fügen musst. Mit der Zeit wird dein Vater sich mit der Kränkung abfinden und aus der Not eine Tugend machen müssen. Ich besitze Häuser zu deinem Schutz, Männer, die dich verteidigen, ein Vermögen, das ich dir schenke, und ein Herz, das dich vergöttert. Wenn du mir dein Leben schenken willst, wenn deine Liebe wahrhaftig ist, dann wage es und fliehe mit mir, ich flehe dich an, oder der Schmerz wird mich vor deinen Augen töten!
    JULIA
    Höre, Eusebio …
    ARMINDA
    Julia, mein Herr kommt …
    JULIA
    Oh Unglück! Kann Eusebio noch gehen?
    ARMINDA
    Unmöglich. Der Herr klopft schon an.
    JULIA
    Schlimmer kann es nicht kommen.
    EUSEBIO
    Was soll aus meinen Plänen werden? Was tun?
    JULIA
    Versteck dich.
    EUSEBIO
    Wo?
    JULIA
    In dem Zimmer da.
    ARMINDA
    Schnell! Ich höre seine Schritte.
    ( EUSEBIO versteckt sich, CURCIO kommt herein.)
    CURCIO
    Meine Tochter, ich habe frohe Nachrichten für dich. Der heilige Stand, den du, da bin ich gewiss, so sehr erträumt hast, steht dir jetzt offen. Gib rückhaltlos deine Seele und dein Leben für dieses Geschenk, sonst vergiltst du mir schlecht meine Fürsorge für dich. Alle Vorkehrungen sind getroffen, nichts wurde dem Zufall überlassen: Du brauchst dich nur noch zu schmücken und eine Braut Christi zu werden. Sei glücklich, mein Kind. Heute wirst du über alle erhoben, die von der Welt beneidet werden, du wirst himmlische Hochzeit halten. Nun, was sagst du?
    JULIA
    Herr, das Recht eines Vaters übertrifft jedes andere, und er darf gewiss über das Leben verfügen. Nicht jedoch über die Freiheit. Wäre es nicht besser gewesen, mir vorab Eure Absichten mitzuteilen? Hättet Ihr nicht auch meine Wünsche hören können?
    CURCIO
    Nein. Mein Willen muss der deine sein, ob es dir recht ist oder nicht.
    JULIA
    Ein Kind ist frei, sein Leben zu wählen. Nichts Unrechtes darf seine Entscheidungen einem Zwang unterwerfen. Lasst mich nachdenken und dies in guter Ruhe prüfen, wundert Euch nicht, wenn ich um Aufschub bitte. Eine Entscheidung, die das ganze Leben betrifft, lässt sich nicht so schnell fällen.
    CURCIO
    Es genügt, dass ich für dich nachgedacht und für dich eingewilligt habe.
    JULIA
    Dann nimm auch meinen Platz im Kloster ein, wenn du an meiner Stelle leben willst!
    CURCIO
    Schweige, Hündin! … Schweige, Närrin, oder ich mache aus deinen Haaren eine Schlinge für dich, bevor ich dir mit eigenen Händen deine freche Zunge aus dem Hals reiße, die mich beleidigt!
    JULIA
    Ich bestehe auf meiner Freiheit, Herr, aber mein Leben verweigere ich Euch nicht. Beendet seinen traurigen Lauf, und mein Kummer wird mit ihm enden. Ihr habt mir das Leben gegeben, ich kann es Euch nicht verweigern. Meine Freiheit aber hat mir der Himmel geschenkt, und im Namen des Himmels verweigere ich sie Euch.
    CURCIO
    Bislang hatte ich nur den Verdacht, dass deine Mutter mich betrogen und jemand meine Ehre besudelt hat, jetzt aber beginne ich, daran zu glauben angesichts deiner Aufsässigkeit, mit der du die Ehre eines Vaters in den Schmutz ziehst, dessen Herkunft, Ansehen und stolzer Adel sogar den Glanz und die Schönheit der Sonne übertreffen.
    JULIA
    Ich verstehe Euch nicht, Herr, und kann dazu nichts sagen.
    CURCIO
    Arminda, hinaus.
    (

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