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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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ich liebe dich!«
    Doch böse Wellen ergossen sich
    Über das süße Bekenntnis,
    Und löschten es aus.
    Zerbrechliches Rohr, zerstiebender Sand,
    Zerfließende Wellen, euch trau ich nicht mehr!
    Der Himmel wird dunkler, mein Herz wird wilder,
    Und mit starker Hand, aus Norwegs Wäldern,
    Reiß ich die höchste Tanne,
    Und tauche sie ein
    In des Ätnas glühenden Schlund, und mit solcher
    Feuergetränkten Riesenfeder
    Schreib ich an die dunkle Himmelsdecke:
    »Agnes, ich liebe dich!«
    Jedwede Nacht lodert alsdann
    Dort oben die ewige Flammenschrift,
    Und alle nachwachsende Enkelgeschlechter
    Lesen jauchzend die Himmelsworte:
    »Agnes, ich liebe dich!«
    7.
Nachts in der Kajüte
    Das Meer hat seine Perlen,
    Der Himmel hat seine Sterne,
    Aber mein Herz, mein Herz,
    Mein Herz hat seine Liebe.
    Groß ist das Meer und der Himmel,
    Doch größer ist mein Herz,
    Und schöner als Perlen und Sterne
    Leuchtet und strahlt meine Liebe.
    Du kleines, junges Mädchen,
    Komm an mein großes Herz;
    Mein Herz und das Meer und der Himmel
    Vergehn vor lauter Liebe.
    *
    An die blaue Himmelsdecke,
    Wo die schönen Sterne blinken,
    Möcht ich pressen meine Lippen,
    Pressen wild und stürmisch weinen.
    Jene Sterne sind die Augen
    Meiner Liebsten, tausendfältig
    Schimmern sie und grüßen freundlich
    Aus der blauen Himmelsdecke.
    Nach der blauen Himmelsdecke,
    Nach den Augen der Geliebten,
    Heb ich andachtsvoll die Arme,
    Und ich bitte und ich flehe:
    »Holde Augen, Gnadenlichter,
    Oh, beseligt meine Seele,
    Laßt mich sterben und erwerben
    Euch und euren ganzen Himmel!«
    *
    Aus den Himmelsaugen droben
    Fallen zitternd goldne Funken
    Durch die Nacht, und meine Seele
    Dehnt sich liebeweit und weiter.
    Oh, ihr Himmelsaugen droben!
    Weint euch aus in meine Seele,
    Daß von lichten Sternentränen
    Überfließet meine Seele.
    *
    Eingewiegt von Meereswellen
    Und von träumenden Gedanken,
    Lieg ich still in der Kajüte,
    In dem dunkeln Winkelbette.
    Durch die offne Luke schau ich
    Droben hoch die hellen Sterne,
    Die geliebten, süßen Augen
    Meiner süßen Vielgeliebten.
    Die geliebten, süßen Augen
    Wachen über meinem Haupte,
    Und sie blinken und sie winken
    Aus der blauen Himmelsdecke.
    Nach der blauen Himmelsdecke
    Schau ich selig lange Stunden,
    Bis ein weißer Nebelschleier
    Mir verhüllt die lieben Augen.
    *
    An die bretterne Schiffswand,
    Wo mein träumendes Haupt liegt,
    Branden die Wellen, die wilden Wellen;
    Sie rauschen und murmeln
    Mir heimlich ins Ohr:
    »Betörter Geselle!
    Dein Arm ist kurz, und der Himmel ist weit,
    Und die Sterne droben sind festgenagelt
    Mit goldnen Nägeln –
    Vergebliches Sehnen, vergebliches Seufzen,
    Das beste wäre, du schliefest ein.«
    *
    Es träumte mir von einer weiten Heide,
    Weit überdeckt von stillem, weißem Schnee,
    Und unterm weißen Schnee lag ich begraben
    Und schlief den einsam kalten Todesschlaf.
    Doch droben aus dem dunkeln Himmel schauten
    Herunter auf mein Grab die Sternenaugen,
    Die süßen Augen! und sie glänzten sieghaft
    Und ruhig heiter, aber voller Liebe.
    8.
Sturm
    Es wütet der Sturm,
    Und er peitscht die Wellen,
    Und die Well’n, wutschäumend und bäumend,
    Türmen sich auf, und es wogen lebendig
    Die weißen Wasserberge,
    Und das Schifflein erklimmt sie,
    Hastig mühsam,
    Und plötzlich stürzt es hinab
    In schwarze, weitgähnende Flutabgründe –
    O Meer!
    Mutter der Schönheit, der Schaumentstiegenen!
    Großmutter der Liebe! schone meiner!
    Schon flattert, leichenwitternd,
    Die weiße, gespenstische Möwe,
    Und wetzt an dem Mastbaum den Schnabel,
    Und lechzt, voll Fraßbegier, nach dem Herzen,
    Das vom Ruhm deiner Tochter ertönt,
    Und das dein Enkel, der kleine Schalk,
    Zum Spielzeug erwählt.
    Vergebens mein Bitten und Flehn!
    Mein Rufen verhallt im tosenden Sturm,
    Im Schlachtlärm der Winde.
    Es braust und pfeift und prasselt und heult,
    Wie ein Tollhaus von Tönen!
    Und zwischendurch hör ich vernehmbar
    Lockende Harfenlaute,
    Sehnsuchtwilden Gesang,
    Seelenschmelzend und seelenzerreißend,
    Und ich erkenne die Stimme.
    Fern an schottischer Felsenküste,
    Wo das graue Schlößlein hinausragt
    Über die brandende See,
    Dort, am hochgewölbten Fenster,
    Steht eine schöne, kranke Frau,
    Zartdurchsichtig und marmorblaß,
    Und sie spielt die Harfe und singt,
    Und der Wind durchwühlt ihre langen Locken,
    Und trägt ihr dunkles Lied
    Über das weite, stürmende Meer.
    9.
Meeresstille
    Meeresstille! Ihre Strahlen
    Wirft die Sonne auf das Wasser,
    Und im wogenden

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