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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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einst sein Lehrer gewesen war. Die andern Kinder gehörten zur Familie des Amtsverwalters Clöter. Clöter hatte als Husar mit Blücher zusammen den Siebenjährigen Krieg mitgemacht und vor längerer Zeit einen Eisenhammer, den sogenannten Wendenhammer, in Schwarzenbach erworben. Außerdem war er Fürstlich Schönburgischer Amtsverwalter in Förbau und Schwarzenbach und im ganzen wohl einer der wohlhabendsten Bürger des Marktfleckens. An Jean Paul hing er mit einer für den weit älteren Mann fast rührenden Verehrung, aber auch der Dichter bewahrte ihm Zeit seines Lebens ein verehrendes Angedenken. Zweiundzwanzig Jahre später empfahl er ihn dem in München wohnenden Freunde Jacobi.
    Zu dem selbständigen Leben, das zu führen er sich vorgenommen hatte, gebrach es ihm zunächst an jeder Art von Ausstattung. »Beim Antritt meines Schwarzenbacher Schulamts muß ich das gewöhnliche Inventarium übernehmen, das in Stiefeln, Strümpfen, Schnupftüchern und ein paar Kreuzern Geld besteht. Aus diesen vier Artikeln fehlt mir nun besonders der erste, der zweite, der dritte und der vierte«, schrieb er an die immer hilfsbereiten Brüder Otto. Auch auf diese hoffnungsreiche Abreise warf der Mangel seinen drückenden Schatten, und Jean Paul nahm die Hilfe seiner Freunde keineswegs leicht oder gleichgültig entgegen. »Der Brief ist vergnügter als ich,« fährt er fort, »und ich fühle meine beschwerliche Zudringlichkeit darum nicht minder.«
    Der 28. Geburtstag aber sah ihn über alle Schwierigkeiten hinweg in dem neuen Wirkungskreis, mit dem sich ihm eine neue Welt eröffnete. Wohl nahm die Erziehertätigkeit einen großen Teil seiner Zeit und Kraft in Anspruch, aber er fühlte sich doch frei und unabhängig. Wo der Tag nicht ausreichte, nahm er die Nacht zu Hilfe, um alle auf ihn einstürmenden Ansprüche zu bewältigen. Nach allen Seiten hin blieben die Fäden ausgesponnen. Mit Venzka unterhielt er immer noch einen regen Briefwechsel. Die Hofer Freunde, allen voran Christian Otto und die Familie Wirth, besuchten ihn des öfteren in seiner Klause, und er wanderte ihnen entgegen oder mit ihnen zurück bis an die Tore Hofs, immer noch seinen Weg verlängernd, um die Trennung hinauszuschieben. Eine Birke zwischen Hof und Schwarzenbach war der gewöhnliche Treffpunkt mit Otto, von wo sie dann in mannigfachen Gesprächen über tausend Gegenstände weiterwanderten. Seine Lebensweise hatte etwas Fliegendes bekommen. Wie seine Definition des Witzes schuf er Beziehungen zwischen den fernsten Dingen, an alle Dinge mit überschäumender Seele anbrandend.
    Wie wirkte er damals auf die Menschen um sich? Das Zeugnis Spangenbergs wurde bereits angeführt. Damals aber fehlte ihm noch die lebendige Gemeinschaft mit einem größeren Kreis, der erst in Hof sich um ihn schloß. Erst hier entwickelten sich seine großen gesellschaftlichen Talente. Seine Freundin Helene Köhler, Tochter des einen der einander abwechselnden Bürgermeister von Hof, schreibt über ihn:
    »Bei einer gemeinschaftlichen Landpartie lernten wir Richter durch Christian Otto kennen, der ihn uns als seinen besten Freund vorstellte. Meine Mutter, bei ihrer großen Empfänglichkeit für alles Gute, war von dem genialen Jüngling bezaubert, und sein glänzender Humor, in welchem sich zu zeigen er die Liebenswürdigkeit hatte, riß sie zu der lebhaftesten Bewunderung hin. Wie war dies auch anders möglich? Witz, Geist, Gedankenfülle, Empfindungsglut sprudelten mit nie zu erschöpfender Fülle aus ihm; alles ward von seinem mächtigen Geiste ergriffen, und wir fühlten, daß wir noch nie einen solchen Nachmittag verlebt hatten. Von nun an kam Richter in unser Haus, und wir wußten bei näherer Bekanntschaft nicht, ob wir mehr seinen Geist bewundern oder seinen Charakter lieben sollten. Kindlich bis zur Naivität, war er immer bescheiden, offen und gut. Liebenswürdig, fremd in den gewöhnlichsten Dingen des Lebens, ließ er sich mit rührender Gutmütigkeit den Spott über kleine Ungeschicklichkeiten gefallen; so scharf seine Feder und seine Worte treffen konnten, nie war er wahrhaft verletzend, nie traute er jemandem eine böse Absicht zu; sein heiterer genügsamer Sinn nahm willig jede kleine Freude auf, und ihn ergötzte, was andere oft kaum bemerkten. Für die Welt war er ein Gegenstand der Bewunderung und des Ruhms, aber für diejenigen, die das Glück hatten, ihm als Jüngling nahezustehen, blieb er stets der Inbegriff des Edlen und Reinen…
    »Es begann in unserm

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