Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
Vom Netzwerk:
wohl.« Die schattige Kirche nimmt die Wanderer auf. Der Prediger »trug die Vergebung der menschlichen Fehler vor – wie hart die Menschen auf der einen Seite, und wie zerbrechlich sie auf der andern wären: wie sehr jeder Fehler sich ohnehin am Menschen blutig räche und gleich einem Nervenwurme den durchfresse, den er bewohne, und wie wenig also ein anderer das Richteramt der Unversöhnlichkeit zu verwalten habe«. Hier schlägt das Thema der Jean Paulschen Ethik wiederum durch: beim Anblick von Leiden nichts zu tun als zu vermeiden »jede Immoralität in mir«. Ein freundlicher Wirtsgarten, in dem Fenk bereits ein Mittagessen bereitgestellt hat, beherbergt die Freunde. Ein Nachmittagsspaziergang wird durch ein Gewitter unterbrochen. Ein Zufall, oder kein Zufall, treibt Beate und Gustav unter dem gleichen Baum zusammen, der Schutz gegen den Regen bieten soll. Blick und Träne zeigt seinem wortlosen Flehen, daß sie ihm vergeben hat. »Sie standen und schwiegen in unendliche Dankbarkeit und Entzückung verloren – er nahm endlich, zitternd vor hochachtender Freude, ihren Arm und erreichte uns.«
    Die unendliche Seligkeit des nächsten Tages breitet sich vor uns aus. Doktor Fenk hat die Freunde in sein Landhaus auf der »Insel Teidor« in jener künstlichen Südsee eingeladen. Niemals wieder wurde nach Jean Paul ein solcher Tag beschrieben. »Die Erdkugel schien eine helle aus Dünsten und Lüften herausgehobene Mondkugel zu sein – die Berg- und Waldspitzen standen nackt im tiefsten Blau, sozusagen ungepudert von Nebeln – alle Aussichten waren uns nähergerückt und der Dunst war vom Glase, wodurch wir sahen, abgewischt.« Ein wolkenloser Tag, einer wie er nur über der Erde scheint, bevor das Wetter umschlägt. Jean Paul fingiert zu schreiben, während sich die Ereignisse dieses Tages, die eigentlich keine sind, vor ihm abspielen, und den Rest in später Nacht, noch umfangen von dem Traum dieses Tages, nachzutragen. Gegen Abend kommt auch Ottomar. »Er sieht immer aus wie ein Mann, der an etwas weites denkt, der jetzt nur ausruhet, der die hereinhängende Blume der Freude abbricht, weil ihn seine fliehende Gondel vor ihr vorüberreißet, nicht weil er daran denkt. Er hat noch seine erhaben leise Sprache und sein Auge, das den Tod gesehen. Immer noch ist er ein Zahuri, der durch alles Blumengeniste und alle Graspartien der Erde durchschauet und zu den unbeweglichen Toten hinabsieht, die unter ihr liegen.« Aber heute geht auch er, wenn auch nur stumm, in die Seligkeit des Tages ein. Wie im Traum läßt Jean Paul die Erinnerungen und Gestalten des Abends und der Nacht in uns aufsteigen und dahingleiten. Nichts geschieht, und doch trägt es uns wie auf Seraphsschwingen fort. Leben ist aufgelöst in Ewigkeit, und unter der Freude schwinden alle Umrisse der Dinge dahin. Alpenechos und Waldhörner rufen von fern. »Im Osten stiegen Sterne, im Westen sanken Sterne, mitten im Himmel zersprangen kleine von der Erde abgesandte Sternchen – aber die Ewigkeit stand stumm und groß neben Gott und alles verging vor ihr und alles entstand vor ihm. Das Feld des Lebens und der Vergänglichkeit hing nahe und tief über uns wie Ein Blitz herein, und alles Große, alles Überirdische, alle Verstorbene und alle Engel hoben unsern Geist in ihren blauen Kreis und sanken ihm entgegen.«
    In dieser Nacht schwebte ein singendes Wesen durch das Tal von Lilienbad. Abgerissene unverständliche Laute strömten von seinen Lippen. Es war der »Genius«, der einst wiederzukehren versprochen hatte und der jetzt Gustav suchte, um ihn zu mahnen. »O Lilienbad, du bist nur einmal auf der Welt; und wenn du noch einmal vorhanden bist, so heißest du V–zka«, schließt Jean Paul diesen »Sektor«.
    Ein Brief von Fenk unterbricht die Seligkeit dieser Tage. Wieder hat Gustav seine fünftägige Reise antreten müssen. Ein Streich von Hoppedizel ist zum Unglück ausgeschlagen. Der Professor wollte Auenthal als Räuber überfallen und mit einer Leiter in das Haus eindringen. Zufällig fällt dieser fingierte und scherzhafte Einbruch mit einem richtigen zusammen. Die Räuber werden entdeckt und verfolgt, und bei dieser Verfolgung stößt man auf eine unterirdische Höhle, in der sich vermummte Gestalten, unter ihnen Gustav, befinden. Die Gesellschaft, offenbar ist es die »Unsichtbare Loge«, wird gefangengenommen. Fenk ist zu Ottomar geeilt. Dieser will das Geheimnis der ausgehobenen Gesellschaft dem Freund verraten und dann sterben. Er erzählt Fenk

Weitere Kostenlose Bücher