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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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Verheißung liegen. Unendliches Weh und Glück zugleich preßt die Brust der Liebenden. Ein Regen kommt. Viktor und Klothilde suchen eine Laube auf und genießen das Glück des Alleinseins.
    Am dritten Pfingstfeiertag wird der Engländer mit seinen Musikanten nach Maienthal kommen, und das ganze Dorf wird ein Fest feiern. Aus der Seligkeit der einzelnen steigt nun der selige Taumel eines ganzen Dorfes, löst sich in Seelentrunkenheit und schläft ein unter den Klängen eines Adagios. Jener letzte Glückstag auf Teidor in der »Unsichtbaren Loge« wiederholt sich hier in ausgedehnteren Dimensionen. Eine beispiellose innere Kraft treibt den Freudentaumel durch tausend Register. Schmerz, Seligkeit, Sehnsucht, Tod und Leben stoßen mit schmalen Grenzen aneinander. Das Fest schwingt in den vierten Pfingsttag hinein. Dem blinden Julius ist Emanuels Vater erschienen. Emanuel deutet es als Vorboten seines Todes, dessen Stunde er kennt und den Seinen mitgeteilt hat. Aber Matthieu ist jener selige Geist gewesen, der dem Blinden erschien. Man weiß jetzt, daß Unheil die Tage von Maienthal umschleicht. Am Abend verweilen die Liebenden am Grabe Giulias, als Flamin, rasend vor Wut, auf einmal hervorstürzt. Es fallen Schüsse. Er verschwindet. Klothilde ist in Ohnmacht gefallen. Im Arm des Freundes erwacht sie. Ein Abschied um Mitternacht endet die Tage dieses unbeschreiblichen Pfingstfestes.
    Viktor ist nach Flachsenfingen zurückgekehrt. Der Fürst ist kalt zu ihm, die Fürstin eisig. Viktor geht nach St. Lüne und bewirbt sich beim Oberstkammerherrn Le Baut um Klothildes Hand. Er erhält sie. In eisiger Förmlichkeit geht die Verlobung vor sich. Flamins Schüsse haben jede Verbindung mit dem Pfarrhaus unmöglich gemacht. Wie eine Mauer steht es zwischen dem Schloß und dem Häuschen Eymanns. Nur einmal treffen sich Klothilde und die Pfarrerin zu einem von niemand gesehenen Spaziergang. Emanuels Todesstunde naht. Er bittet Klothilde, zu ihm zu kommen, aber sie muß es dem Lehrer verweigern, weil die Erschütterung dieses Todes sie unfehlbar vernichten würde. Viktor allein wird dem Sterben des Geliebten beiwohnen. Fast glaubt er noch immer, daß Emanuel am Leben bleiben werde, aber als er nach Maienthal kommt, sieht er freilich, daß der Tod Emanuels Gesicht schon gezeichnet hat. Er weiß jetzt, Emanuel wird in der Stunde sterben, die er seit langem für seinen Tod vorausgesagt. Wieder hebt eine der größten Partien an, die vielleicht je geschrieben wurden. Die Abschiedswege um das Tal, der Abschied auf dem Berg, das schon gegrabene Grab des Inders und dann die furchtbare Todesnacht selber. Ein Gewitter dröhnt und quirlt Himmel und Erde durcheinander. Eine furchtbare Explosion erschüttert die Luft. Es ist der Pulverturm, den der eine Engländer als Zeichen der erwachenden Weltbefreiung in die Luft gesprengt hat. Grausige Szenen dazwischen mit dem »tollen Totengebein«, einem wahnsinnigen Krüppel, der in der furchtbaren Nacht um den Sterbenden tollt. Der Blinde kommt, und sie tragen Emanuel, den sie schon gestorben glauben, zu seinem Grabe. Dort erwacht er noch einmal. Noch immer weiß man nicht, ob er wirklich sterben wird oder ob nur der Paroxysmus der Todeserwartung ihn vorübergehend niederwarf. Emanuel glaubt sich gestorben und in einem schöneren Jenseits. Die Mondscheibe hält er für die Erde über sich. Eine paradiesische Beschreibung der Sommernacht verkehrt die Erde zum Himmel. Emanuel erzählt seinen Traum von der auflösenden großen Wonne. Er stirbt. Es ist das Ergreifende an diesem Tod, daß der dem Leben abgekehrte Weise dennoch der Angst der Kreatur unterworfen ist. Er will sterben, und dennoch packt ihn der Todesschrecken.
    Ein neues Geheimnis hat der Sterbende aufgedeckt: Viktor ist nicht der Sohn des Lords, sondern des Pfarrers Eymann. Der Blinde hingegen ist, was Viktor zu sein glaubte. Mit dieser Nachricht glaubt Viktor sich nun ganz von seinem bisherigen Leben geschieden. Vier Tage trauert er mit Julius in der Lindenhütte Emanuels und an seinem Grabe, dann führt er den Blinden mit sich nach Flachsenfingen. Die Vergangenheit ist für ihn tot. Auch Klothilden entsagt er, da ihr Vater ihm, dem Bürgerlichen, die Hand der Tochter verweigern würde. Aber das nicht allein ist der Grund seiner Entsagung. Er fühlt allzusehr den Unstern, der über dieser Liebe hing. In Obermaienthal sieht er die Kutsche Le Bauts. Die Pfarrerin und Klothilde sind auf dem Wege nach England. Furchtbares hat sich während des

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