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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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wenn auch Jean Paul einige Züge des eigenen Wesens und des allgemeinen Dichtertums in diese Gestalt hineingegeben hat, so identifiziert er doch sich oder eine Erscheinung wie etwa Herder keineswegs mit diesem Dichter Theudobach. Nicht gegen die Poesie richtet sich das Werk, nur gegen die Pseudopoesie, wie sie allerdings häufig auch von berühmten Namen vertreten wird. Den Ruhm macht er lächerlich, der nicht aus dem tiefen Wesenskern einer großen schöpferischen Persönlichkeit kommt, sondern nur infolge verschiedener äußerlicher Umstände zufällig auf ein Haupt gesammelt wird. Hier fallen Streiflichter auf die ungleiche und ungerechte Verteilung des Ruhms überhaupt. Er stellt Schiller in Gegensatz zu Herder und schreibt, daß der frühere, höhere, vielseitigere Genius Herders eine Stellung über Schiller verdiene; daß aber demungeachtet Schiller viel mehr Ruhm habe, weil er Dramatiker sei und deshalb alle Komödianten zu Verbreitern seines Ruhms habe, während der vielseitige Genius, nur von wenigen verstanden und ganz auf sich selbst gestellt, keine solche Helfer habe. Es ist entschieden etwas Wahres daran, und diese Feststellung gehört gewissermaßen zum Thema der vorliegenden Dichtung selbst, die skeptisch den Ruhm als eine Zufallserscheinung darstellt, hier auf einen dichtenden, wenn auch begabten Windbeutel gefallen. Gerade diese leicht eingängigen Modedichter wollte Jean Paul mit seiner Satire treffen, nicht den wahren Dichter, dessen Werk aus tiefer Herzensnot quillt. Ehe man in solchen Zufallsgrößen ein Idol sieht, dann solle man sich lieber an die tüchtigen Alltagsmenschen vom Schlage des Hauptmanns halten. Das ist die wahre Tendenz dieser Dichtung, und sie kommt klar genug heraus.
    Aber damit haben wir noch nicht das eigentliche Leben von »Dr. Katzenbergers Badereise« oder »Badgeschichte«, wie in den späteren Auflagen der Titel heißt, berührt. Dieses Leben liegt in dem urgesunden, derben Humor der Dichtung. Die Geschichte von Theodas Liebe zu dem unbekannten Dichter und zu dem Hauptmann ist nur die Nebenlinie des Werks. Seine eigentliche Fülle kommt ihm von der Hauptfigur, dem Dr. Katzenberger selber. Wir deuteten seinen Charakter bereits an. Ein scheußlicher Kerl, sicher einer der scheußlichsten, die je geschaffen wurden. Und dennoch schuf ihn der Dichter mit einem unbeschreiblichen Behagen, und dieses Behagen greift unmittelbar in das Herz des Lesers über. Worin liegt nun der eigentümliche Zauber dieser Gestalt, die nicht nur selbst das Ekelhafte am meisten liebt, sondern auch ein Sammelsurium ekelhafter Charaktereigenschaften ist? Man hat versucht, hinter dieser rauhen Hülle einen goldenen Kern entdecken zu dürfen. Dr. Katzenberger wäre gar nicht so schlimm, er machte sich selbst schlechter, als er in Wirklichkeit ist. Hinter seinen Eigentümlichkeiten stecke doch ein großes Herz. In Wirklichkeit liebte er seine Tochter und erfüllte ihr jeden Wunsch. Und sein Enthusiasmus für die Wissenschaft mache auch seinen Zynismus und selbst seinen stinkenden Geiz wieder gut. Deshalb lasse einen diese Gestalt ohne Ekel und gefalle sogar mit der Zeit. Aber das ist es nicht. Dr. Katzenberger würde es sich selbst ernstlich verbitten, so angeschaut zu werden. Er ist wirklich ekelhaft in jeder Beziehung, soweit es ein großer Gelehrter überhaupt sein kann. Er züchtet seinen Egoismus in Reinkultur. Kein Mittel ist ihm zu schlecht, um sich zu bereichern und seine Mißgeburtensammlung, für die er lebt und stirbt, zu vergrößern. Er würde vor nichts zurückschrecken, und darin allein erkennt er Grenzen an, daß er nichts unternimmt, was seiner Laufbahn ein vorzeitiges Ende setzen würde. Er steckt also seinen üblen Eigenschaften nur Grenzen, um recht lange übel sein zu können. Das ist aber auch alles. Das Gefallen an dieser Gestalt kommt von einer andern Seite her: Es ist die virtuose Kraft, mit der er seinen Zynismus bis zum Äußersten ausgestaltet hat. Ein gewöhnlicher Mensch könnte sich noch so große Mühe geben, er bekäme es gar nicht fertig, diesen Grad von Zynismus zu erreichen. Nicht aus moralischen Hemmungen, sondern aus Mangel an Können. Welch eine unerhörte Kraft der Phantasie in der Ausmalung ekelhafter Situationen und Gegenstände! Wie ist hier auch gar keine Spur irgendeines Bedenkens mehr vorhanden! Mit einer tödlichen Sicherheit tut dieser Mensch das in jedem Fall Allergemeinste und Niederträchtigste. Wenn der arme Umgelder Mehlhorn sich müde die Chaussee

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