Säule Der Welten: Roman
Haupttür und einen Seiteneingang verschlossen. Der Mann ist ein Wunder an Tüchtigkeit.«
Bryce legte Venera die Hand auf den Arm. »Ihr Diener scheint nicht hier zu sein. Aber wir hatten uns noch andere Ziele gesetzt.«
Sie schüttelte ihn ab und musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht mit vernichtendem Sarkasmus zu
antworten. »Na schön«, sagte sie endlich. »Dieser Turm hat noch viele Stockwerke. Lassen Sie uns nachsehen, was Sacrus im Schilde führt.«
Die nächste Etage war wie eine andere Welt. An die Stelle von Filzbehängen und schlechter Beleuchtung traten Marmor und helles elektrisches Licht, das aufreizend flackerte. Venera hörte Stimmen, und etwa zehn Meter weiter links drang aus einer offenen Tür das Klappern einer mechanischen Schreibmaschine. Sie kauerte sich mit den anderen in den Schatten der Treppe, sah sich grimmig um und sagte: »Vielleicht ist es an der Zeit, hart durchzugreifen.«
»Warten Sie.« Thinblood zeigte in die andere Richtung. Venera drehte den Kopf und sah die schwere Tresorraumtür im gleichen Moment, als Thinblood sagte: »Es geht das Gerücht, dass Sacrus hier seine geheimsten Waffen aufbewahrt. Glauben Sie …?«
»Ich glaube, da unten gesehen zu haben, wie einige dieser Waffen hergestellt wurden«, sagte sie und dachte an den Raum mit den Fischbecken. »Aber Sie haben Recht. Es ist zu verlockend.« Die Tür war umgeben von großen Schildern mit der Aufschrift ZUTRITT FÜR UNBEFUGTE VERBOTEN , und davor schlurften zwei Männer mit Gewehren auf und ab. »Wie kommen wir an denen vorbei?«
Einer von Corinnes Männern räusperte sich leise. Dann zog er etwas aus seinem Rucksack, und seine Kameraden folgten seinem Beispiel. Rasch und mit sparsamen Bewegungen zogen sie die Sehnen auf ihre kleinen Compoundbögen auf. Als Venera und die anderen Anführer das sahen, stiegen sie die Treppe wieder hinunter, um nicht im Weg zu stehen.
»Ich zähle bis drei«, sagte der Mann, der ganz oben stand. »Du nimmst den zur Rechten, wir erledigen den auf der linken Seite. Eins, zwei …«
Alle vier Soldaten sprangen aus dem Treppenhaus, rollten ab und gingen in die Hocke. Ihre Schultermuskeln wölbten sich, als sie gleichzeitig ihre Bogen spannten. Venera hörte, wie jemand Luft holte, von weiter rechts kam ein »Was zum …«, und dann schossen sie.
Ein Ächzen, ein dumpfer Aufschlag, dann ein zweiter. Die Schützen drehten sich auf dem Absatz und suchten nach einem neuen Ziel.
Die Schreibmaschine klapperte weiter.
»Räumen Sie dieses Büro«, wies Venera Corinnes Männer an und trat in den Korridor. »Wir nehmen uns den Tresor vor.«
In die schwere Tür war ein Fenster aus dickem Glas eingelassen. Venera hielt sich die Hand über die Augen und starrte lange hindurch. Dann pfiff sie durch die Zähne. »Ich glaube, wir haben das Hauptarsenal gefunden.«
Hinter der Tür befand sich ein großer Raum - er nahm den größten Teil des Stockwerks ein. Fenster gab es nicht, und die hinteren Wände waren wie in den unteren Korridoren schwarz verhängt. Der Ziegelboden war gitterförmig mit roten Teppichen belegt; in den so entstandenen Quadraten waren große und kleine Postamente aufgestellt. Auf jedem stand irgendein Gerät - hier ein Messingkanister, dort eine Art Gewehr mit kanneliertem Lauf. Große Krüge voll mit dicker brauner Flüssigkeit glänzten neben Gebilden, die aussahen wie Büsche aus Messern. Nichts hier drinnen sah harmlos aus, nichts von alledem hätte Venera freiwillig angefasst.
Aber alles war zur Schau gestellt, als handle es sich um einen Schatz.
Vermutlich war es das auch; vielleicht enthielt dieser Tresorraum Sacrus’ wertvollsten Besitz.
Auf einmal wurde ihr die Sicht verdeckt. Venera starrte in die kalten grauen Augen eines Soldaten. Er sagte etwas, das sie durch das Glas nicht verstehen konnte.
Diesmal würden sie mit einem Schwindel nicht mehr durchkommen. »Man hat uns gesehen«, sagte sie, und im gleichen Moment schlug eine laute Alarmglocke an und hallte scheppernd im Korridor wider.
»Können wir die Tür sprengen?«, fragte Thinblood einen seiner Männer. Der Soldat schüttelte den Kopf.
»Wir bräuchten einige Zeit, um die Schwachpunkte ausfindig zu machen … und eventuell ein paar Bohrungen zu setzen …«
Thinblood sah Venera an, und die zuckte die Achseln. »Von jetzt an wird scharf geschossen«, sagte sie. »Sie gehen besser hinunter und befreien die Gefangenen. Dann können wir …« Plötzlich sah sie aus dem Augenwinkel etwas aufblitzen
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