Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Säule Der Welten: Roman

Säule Der Welten: Roman

Titel: Säule Der Welten: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
Vom Netzwerk:
Venera schob vorsichtig die Behänge hinter einem leicht abgewetzten Fleck im Teppich zur Seite. Eine kalte Eisentür mit einer einfachen Klinke kam zum Vorschein. Venera öffnete sie behutsam einen Spalt weit - es gab kein Geräusch - und spähte hinein.
    Der Raum hatte die Größe eines Hörsaals, aber kein Podium. Stattdessen sah sie Dutzende von Tischen mit langen Glasbecken unter kleinen elektrischen Lampen. Die Lampen flackerten leicht, die Energiezufuhr wurde wohl durch das Stausignal beeinflusst, das Candesce ausstrahlte.
    Jedes Becken war mit Wasser gefüllt, und darin lagen Männer mit gefesselten Händen und verbundenen Augen. Nur Nase und Mund ragten ein wenig über die Oberfläche. Neben jedem Becken stand ein Hocker, und auf einigen davon saßen Frauen, die offenbar in Büchern lasen.
    »Was ist das?«, fragte Thinblood. Venera winkte ungeduldig ab, sie musste sich selbst erst Klarheit darüber verschaffen, was hier vorging. Nachdem sie eine Weile hingesehen hatte, fiel ihr auf, dass die Frauen ihre Lippen bewegten. Sie lasen den Männern in den Becken vor.
    »… Ich bin der Engel, der über dir am Himmel schwebt. Kannst du mich sehen? Ich komme nackt zu dir, meine Brüste sind hart, sie sehnen sich nach deiner Berührung.«
    Bryce legte ihr die Hand auf die Schulter und beugte sich über sie. »Was machen die da?«
    »Es scheint, als läsen sie Pornographie«, flüsterte sie kopfschüttelnd.

    »… Berühre mich, oh, berühre mich, Erhabener. Ich brauche dich. Du bist meine einzige Hoffnung. Aber wer bin ich, dieses zitternde Vögelchen in deiner Hand? Ich bin mehr als nur eine Frau. Ich bin eine Vielzahl, und alle sind sie abhängig von dir … Ich bin die Falkenformation, und ich brauche dich, wie nur ein Mann gebraucht werden kann …«
    Venera fiel nach hinten und landete mit den Ellbogen auf dem weichen Teppich. »Tür zu!« Bryce zog fragend eine Augenbraue hoch, schob aber behutsam die Tür ins Schloss. Dann zog er den Vorhang wieder davor.
    »Was hatte das alles zu bedeuten?«, fragte Thinblood.
    Venera rappelte sich auf. »Ich habe eben erfahren, wer einer von Sacrus’ Kunden ist«, sagte sie. Ihr war übel.
    »Können wir diese Tür verschließen?«, fragte sie. »Verhindern, dass irgendjemand herauskommt und uns in den Rücken fällt?«
    Bryce runzelte die Stirn. »Das hat eigene Gefahren. Am Ende sitzen wir selbst in der Falle.«
    Sie zuckte die Achseln. »Aber wir haben Granaten , und wir haben keine Angst, sie einzusetzen.« Sie sah ihn zweifelnd an. »Oder?«
    Thinblood lachte. »Würde es genügen, die Angeln mit einem Schweißbrenner zu bearbeiten? Dazu müssten wir aber eine kleine Gruppe zurücklassen.«
    »Gut, zwei Mann.«
    Sie kehrten zu der Treppe nach oben zurück. Auf der zweiten Etage fanden sie einen Korridor, der dem unteren glich wie ein Ei dem anderen. Die gleiche dumpfe Stille hing hier über allem. »Ach«, seufzte Venera, »was
hat man in Sacrus doch für einen erlesenen Einrichtungsgeschmack.«
    Thinblood ging vornübergebeugt, die Hände hinter dem Rücken, auf und ab, starrte auf den Boden und murmelte: »Hmmm, hmmm.« Nach ein paar Sekunden deutete er auf eine Stelle. »Da - die Tür.«
    Venera zog den Vorhang zurück, und eine eisenbeschlagene Tür mit vergittertem Fenster kam zum Vorschein. Sie musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um dahinter in einen langen Korridor mit vielen ähnlichen Türen hineinschauen zu können. »Das scheint ein Zellenblock zu sein.« Sie rüttelte am Türgriff. »Verschlossen.«
    »Hallo?«, rief eine Stimme von der anderen Seite. Venera bedeutete ihren Begleitern zu verschwinden, dann fragte sie mit zuckersüßer Stimme: »Wo kann ich denn hier meinen kleinen Hauptmann finden?« Sie kicherte.
    »Wa…?« An dem Fensterchen erschienen zwei Augen und blinzelten sie überrascht an. Venera hatte gerade noch rechtzeitig die schwarze Jacke und das Hemd ausgezogen und das Mieder freigelegt, das ihre Figur an strategisch wichtigen Stellen aufwertete. »Wer, zum Teufel, sind Sie?«, fragte der Mann hinter der Tür.
    »Ich bin dein Geschenk«, flüsterte Venera. »Jedenfalls, wenn du Hauptmann Sendriks bist … Ich würde mich freuen, wenn ich dich gefunden hätte«, fügte sie schmollend hinzu. »Ich habe es satt, nur mit meinen Vorzügen bekleidet durch diese dummen Korridore zu stapfen. Am Ende hole ich mir noch einen Schnupfen.«
    Einen Moment später klickte das Schloss, und schon war Venera drin und hielt dem überraschten Wärter

Weitere Kostenlose Bücher