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Säule Der Welten: Roman

Säule Der Welten: Roman

Titel: Säule Der Welten: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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Rauch.
    Als Venera wieder zu Atem gekommen war, stand sie auf, holte von einem Tischchen einen Krug mit Wasser und kippte ihn über dem schwelenden Stoff aus. Dann ließ sie den Krug achtlos fallen - er ging in Scherben - und sah Garth vorwurfsvoll an.
    »Ich war noch gar nicht wach«, sagte sie entschuldigend.
    Er wandte sich ihr zu, in seinem Kiefer zuckte ein Muskel. Sie sah zum ersten Mal, dass seine Augen rot waren. Hatte er überhaupt geschlafen?
    »Was hast du?«, fragte sie.
    Mit einem tiefen Seufzer wandte er sich ab und ging davon. Venera wollte ihm folgen, merkte, dass sie nackt war, und schlüpfte in ihre Kleider. Als sie ihn wiederfand, saß er im Vorzimmer und beschäftigte sich mit seinen Schnürsenkeln.

    »Es geht um sie, nicht wahr?«, fragte sie. »Hast du die ganze Zeit nach ihr gesucht?«
    Überrascht sah er zu ihr auf. »Woher weißt du …?«
    »Ich bin ein Kenner der menschlichen Natur, Garth.« Sie drehte sich um. »Kannst du mich schnüren?«
    »Du hättest das ganze Gebäude abfackeln können«, brummte er und zog - etwas zu fest - an den Bändern ihres Korsetts.
    »Wenn man mich erschreckt, ist es mit meiner Selbstbeherrschung nicht weit her«, gestand sie achselzuckend. »Jetzt weißt du Bescheid.«
    »Ja.« Er fasste sie um die Hüften und drehte sie zu sich herum. »Gewöhnlich verbirgst du deine Schmerzen so gut wie jemand, der doppelt so alt ist.«
    »Ich nehme das als Kompliment.« Sie trat zurück, um sich seiner Berührung zu entziehen. »Aber du weichst mir aus - hast du sie gefunden? Nach deinem Gesichtsausdruck zu schließen, hast du schlechte Nachrichten.«
    Er stand auf. »Das geht dich nichts an.« Damit verließ er den Raum.
    Venera nagte an ihrer Unterlippe und überlegte, ob sie sich bei ihm entschuldigen sollte. Aber es blieb beim Vorsatz. »Und?«, fragte sie, nachdem sie ihm eine Weile hinterhergelaufen war. »Aus welchem Grund hast du mich zu einer so unmöglichen …« Sie sah sich um. »Wie spät ist es eigentlich?«
    »Es ist bald Mittag.« Auch er sah sich um. Die Räume lagen im Halbdunkel, nur hin und wieder spendete eine Laterne etwas Licht. »Das Haus ist eingemauert, weißt du nicht mehr?«
    »Ach ja! Die Verabredung!«

    »Richtig. Die Pferdehalter warten vorne in der Halle. Sie sind mächtig nervös, denn weder zu ihren Lebzeiten noch in den letzten Jahrhunderten ihres Geschlechts wurde ihre Arbeit jemals einer Prüfung unterzogen.«
    »Ich will sie nicht prüfen, Garth. Ich möchte nur ein paar Pferde sehen.«
    »Das sollst du auch - aber wir haben ein größeres Problem.«
    »Inwiefern?« Sie blieb vor einem trüben Spiegel stehen, um sich zu betrachten. Unten im Haus wurden Möbel verschoben; bevor die Müdigkeit sie überwältigte und sie zwang, in diesem modrigen Schlafraum Zuflucht zu suchen, hatten sie noch einen Trupp Arbeiter damit beauftragt, das Gebäude zu säubern.
    »Du wirst auch noch von einer zweiten Delegation erwartet«, erklärte Diamandis. »Eine Meute von Haushofmeistern der großen Familien.«
    Sie blieb stehen. »Aha. Eine Herausforderung?«
    »Sozusagen. Man lädt dich zu einer formellen Legitimitätsprüfung ein. Um amtlicherseits deine Identität und deine Besitzansprüche festzustellen.«
    »Natürlich, natürlich …« Sie setzte sich wieder in Bewegung. »Verdammt, sie sind uns einen Schritt voraus. Wir müssen den Spieß umdrehen.« Venera überlegte, während sie die geschwungene Freitreppe hinuntertrotteten. »Garth, rieche ich Rauch?«
    »Leider, meine Gnädigste. Dich umgibt das würzige Aroma einer brennenden Gardine.«
    »Nun ja, das ist wohl nicht zu ändern. Sind das die Herausforderer?« Sie zeigte auf eine Gruppe prächtig gekleideter Männer, die genau unter dem Torbogen standen. Dahinter trat eine Horde von Männern in Arbeitskleidung
unschlüssig von einem Fuß auf den anderen. »Das müssen dann wohl die Pferdehalter sein?«
    »Meine Herren«, sagte sie mit einem Lächeln zu den Letzteren und ging an den Würdenträgern vorbei, ohne sie zu beachten. »Bitte verzeihen Sie mir, dass ich Sie warten ließ.«
    »Hrrhm«, hörte sie eine gebieterische Stimme hinter sich. Venera drehte sich erst um, als sie alle Hände geschüttelt hatte. »Ja?«, sagte sie dann und lächelte zuckersüß. »Was kann ich für Sie tun?«
    Der Mann mit den grauen Schläfen, dem faltigen Gesicht und den Duellnarben sagte: »Sie werden hiermit aufgefordert …«
    »Verzeihung, hatten Sie einen Termin vereinbart?«
    »… vor dem … wie

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