Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Säule Der Welten: Roman

Säule Der Welten: Roman

Titel: Säule Der Welten: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
Vom Netzwerk:
Kerle
gehörten zur Konservationisten-Vereinigung von Spyre und hatten Sacrus ewige Feindschaft geschworen.
    Im Moment wirkten sie jedoch eher so schüchtern wie kleine Jungen. Sie sahen sich im Buridan-Turm um, als hätte man sie in ein Märchenland versetzt. Der Vergleich war gar nicht so abwegig: alle Konservationisten hatten die Geschichte des Luftkatarakts, der nach wie vor die größte Gefahr für Spyres Strukturintegrität darstellte, verinnerlicht, und alle wussten, dass Sacrus zumindest eine Teilschuld daran traf. Für sie war der Buridan-Turm wahrscheinlich seit Jahrhunderten das Symbol des Widerstands gegen Verfall und Verrat. Dass sie nun in diesem Bauwerk standen, erschütterte sie sichtlich.
    Gut. Das kam ihr gerade recht.
    »Meine Herren.« Sie knickste vor der Gruppe. »Ich bin Amandera Thrace-Guiles. Wenn Sie mir folgen, zeige ich Ihnen, wo Sie sich frischmachen können. Danach können wir sofort anfangen.«
    Sie gingen folgsam hinter ihr her, steckten aber die Köpfe zusammen und tuschelten. Venera und Bryce sahen sich an. Er schien sich über ihre förmliche Begrüßung zu amüsieren.
    Die Konservationisten strebten zu den Waschräumen, und Venera und Bryce bogen ab und betraten die Bibliothek, die ihnen nicht mehr fremd war. Venera hatte veranlasst, dass einige von den leeren Rüstungen der einstigen Angreifer hierhergebracht worden waren. Auf Brustschilden und Schulterplatten waren die durchlöcherten und verbrannten Wappen von Sacrus und seinen Verbündeten noch deutlich zu erkennen. Venera hatte, eine unmissverständliche Botschaft, die Harnische
wie Wachposten um den langen Kartentisch in der Mitte des Raumes aufstellen lassen. Einer hielt sogar eine Laterne.
    Bryces Stellvertreter saßen bereits am Tisch, sie unterhielten sich leise mit dem Anführer des Liris-Kommandos und wiesen ihn auf verschiedene Dinge hin. Als die Konservationisten zurückkehrten, betraten durch eine Tür auf der gegenüberliegenden Seite die anderen hohen Offiziere den Raum. Moss hatte Veneras wildeste Erwartungen übertroffen: an der Spitze dieser Gruppe standen Generäle von Carastant und Scoman, alte Verbündete von Liris im Krieg gegen Vatoris - und sie hatten ihrerseits Freunde mitgebracht. Am auffälligsten war Corinne, die hochgewachsene Prinzessin von Flosse mit dem Wuschelkopf. Venera konnte mit Frauen aus ihrer eigenen Gesellschaftsschicht normalerweise nichts anfangen - in Hale waren sie immer eine Bedrohung gewesen -, aber zu Corinne hatte sie sofort Zuneigung gefasst.
    Venera schaute in die Runde und nickte. »Willkommen«, sagte sie. »Diese Zusammenkunft ist sehr ungewöhnlich. Die Lage ist verzweifelt. Inzwischen dürfte allgemein bekannt sein, dass Sacrus Bürger seiner Nachbarstaaten entführt hat, um eine Armee aufzustellen. Der Rat von Klein-Spyre tut immer noch so, als wäre nichts geschehen. Er macht den Eindruck völliger Hilflosigkeit. Ist jemand von den Anwesenden der Meinung, dass der Rat dieser Situation gerecht werden kann?«
    Ringsum wurde nur gegrinst. Einer der Konservationisten hob die Hand. Er hätte gut ausgesehen, hätte nicht sein Bart - Venera hasste Bärte - die untere Hälfte
seines Gesichts verdeckt. »Sie sitzen doch selbst im Rat«, sagte er. »Können Sie nicht einen Antrag stellen, der ihn zum Handeln zwingt?«
    »Das kann ich zwar, aber dann schickt man mir am nächsten Morgen den Kopf meines Dieners Flance mit der Post«, sagte sie. »Sacrus hat ihn in seiner Gewalt. Deshalb bin ich sehr motiviert, allerdings nicht unbedingt in die Richtung, die Sacrus wahrscheinlich erwartet. Trotzdem … ich werde den Rat nicht einschalten.«
    »Sacrus hat eine unserer Hauptlinien blockiert«, beklagten sich die Konservationisten. »Ganz Spyre ist in Gefahr, wenn wir kein Gegengewicht über sacranische Ländereien befördern können. Abgesehen davon ist es uns scheißegal, wen die Sacraner erobern.«
    Jetzt nickte Venera. Die Konservationisten hatten sich verpflichtet, das Riesenrad zusammenzuhalten. Die meisten ihrer Entscheidungen waren daher pragmatisch und bezogen sich auf technische Sachverhalte. Es würde sie nicht kümmern, ob sie vom Rat oder von Sacrus selbst regiert wurden, solange die Technik funktionierte.
    »Soll das heißen, Sacrus könnte sich Ihre Loyalität schon damit erkaufen, dass es Ihnen einen Schienenstrang gibt?«, fragte sie.
    »So ist es«, nickte der Bärtige. Auf allen Seiten wurden Proteste laut, aber Venera lächelte.
    »Ich bewundere Ihre Aufrichtigkeit«,

Weitere Kostenlose Bücher