Säule Der Welten: Roman

Titel: Säule Der Welten: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder

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galten als Schmuggler, und Corinne hatte den Verdacht mit Stolz bestätigt. »Nur wir können in Spyre ein- und ausgehen, wie wir wollen«, hatte sie Venera erklärt. Und als ihre Bevölkerung sich vergrößerte, hatten sie fünf von den anderen zwölf Flossen mit dem gleichen Verfahren kolonisiert, mit dem sie nun Sacrus entern wollten.
    Um die Nation zu erreichen, hatte einer von Corinnes Männern einen Fallschirm angelegt und eine Seilrolle mit einem großen dreizinkigen Haken an einem Ende in die Hände genommen. Dann war er einfach in den heulenden Luftstrom hinausgetreten und hatte sich nach unten fortreißen lassen wie eine Staubfluse.
    Venera hatte vom Turm aus zugesehen. Nach einer Sekunde hatte sich der Fallschirm geöffnet und zum Ballon aufgebläht. Sofort wurde der Sturz gestoppt, und der Flosser wurde in einer langgezogenen Kurve zum Rumpf zurückgetragen. Unten war schließlich nur so lange definiert, wie man Teil des rotierenden Körpers
war; befreit von der hohen Geschwindigkeit, die durch Spyres Rotation auf ihn übertragen wurde, war er in der Luft zum Stillstand gekommen. Dort hätte er nun, nur wenige Meter vom Rumpf entfernt, stundenlang schweben können. Das einzige Hindernis war das Seil in seinen Händen, das immer noch mit Buridan verbunden war.
    Die große Holzspule, von der es sich abwickelte, begann zu qualmen. Das Ende würde jeden Moment erreicht sein, und der Ruck musste ihm die Hände abreißen. Doch er stand seelenruhig in der Dunkelheit und wartete darauf, dass Sacrus vorbeischoss.
    Als die Rohre und das Maschinengewehrnest auf ihn zurasten, hob er den Haken und warf ihn so mühelos, dass es fast enttäuschend war, dem Metallklumpen entgegen. Der Haken verfing sich darin, das Seil peitschte nach oben und in die rauschende Lufthülle um den Rumpf hinein. Corinnes Mann salutierte, bevor er hinter Spyres Horizont verschwand. Bei der nächsten Runde hatten sie ihn wieder geborgen.
    Jetzt war die enge Geschützstellung in strahlend helles Licht getaucht und so scharf umrissen wie eine Schwarz-Weiß-Fotografie. Einer der Männer bearbeitete die Luke oben an der Treppe mit einem Schweißbrenner. »Genau wie wir dachten. Vor Urzeiten hermetisch verschlossen«, rief Bryce und deutete mit dem Daumen zur Decke. »Den Rohren nach zu urteilen, befinden wir uns unter der Abwasseranlage. Wahrscheinlich sind über uns Toiletten.«
    »Perfekt.« Sie brauchten eine Basis, von der aus sie den Turm angreifen konnten. »Glauben Sie, die können uns hören?«

    Bryce schnitt eine Grimasse. »Nicht auszuschließen, dass da oben fünfzig Typen sitzen und Wetten abschließen, wie lange wir brauchen, um die Luke aufzukriegen. Aber das werden wir bald merken.«
    Plötzlich flog um das Schweißgerät herum die Decke weg. Bryce trat fluchend den Rückzug an. Es regnete Funken, und ein heftiger Wind fegte durch den kleinen Raum. Bevor die anderen sich gefasst hatten, sprang Thinblood zu dem Loch hinüber und stopfte irgendetwas hinein. Er faltete das Ding zusammen, zog daran - und der Wind hörte auf. Das Loch, das der Schweißer gemacht hatte, war jetzt blockiert.
    »Lukenpatch«, sagte Thinblood und wischte sich den Staub aus dem Gesicht. »Wir sollten zusehen, dass wir nach oben kommen. Sie könnten den Knall gehört oder den Druckabfall gespürt haben.«
    Ohne abzuwarten, drückte er gegen die provisorische Klappe, und die öffnete sich mit gummiähnlichem Schnalzen. Thinblood stemmte sich nach oben und verschwand. Bryce folgte ihm dicht auf den Fersen.
    Beide hatten ihre Pistolen im Anschlag, als Venera sich am Sog vorbeikämpfte und auf einem schmutzigen Fußboden landete. Sie stand auf, klopfte sich ab und sah sich um. »Es ist tatsächlich eine Toilette.«
    Oder doch nicht? Im schwachen Schein von Thinbloods Laterne konnte sie erkennen, dass der Raum mit ehemals weißen Fliesen gekachelt war, die aber längst die Farbe von Rost und Schmutz angenommen hatten. Über die Wände liefen lange Streifen, die auf dem Boden in dunklen Pfützen mündeten. Venera hatte die üblichen Armaturen an den Wänden erwartet, aber es war nur ein einziges Metallbecken vorhanden. Sie hatte
einen dumpfen Verdacht, kam aber erst darauf, um was für einen Raum es sich handelte, als Thinblood sagte: »Operationssaal. Nicht mehr in Gebrauch.«
    Bryce stand an einer Wand und zerrte an der Klappe eines Müllschluckers. Sie öffnete sich knarrend, und Bryce starrte in ein schwarzes Loch. »Ziemlich praktisch, um Körperteile oder