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SÄURE

SÄURE

Titel: SÄURE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Lampen, die Willkommen zu Haus signalisieren sollten. Ein bißchen Optimismus, der in der Stille der frühen Morgenstunde mitleiderregend wirkte.
    Ich winkte ab: »Ich lasse den Wagen stehen, hole ihn morgen ab.«
    Ohne ein Wort drehte Milo um und fuhr zum Cathcart zurück, schneller jetzt und mit mehr Geschick, als ich ihn je den Porsche hatte steuern sehen. Wir flitzten nach Westen auf California zu und kamen, wie mir schien, schon Sekunden später am Arroyo Sexo an, dann die leere, dunkle, vom Wind gepeitschte Schnellstraße lang.
    Aber Milo suchte trotzdem immer noch, drehte den Kopf nach links und rechts, sah in die Rückspiegel. Er wartete, bis wir den Verteiler in der City erreicht hatten, und drehte dann das Funkgerät lauter, um sich anzuhören, was die Leute einander angetan hatten, während der neue Tag begann.

19
    Als ich heimkam, war ich immer noch aufgedreht. Ich ging zuerst zum Teich, um wieder nach den Fischen zu sehen. Der Fischlaich hing in Klumpen an einigen Pflanzen am Rande des Beckens. Erfreut stieg ich wieder zum Haus hinauf und schrieb. Innerhalb von fünfzehn Minuten hatte ich mich müde gearbeitet und bekam kaum meine Kleider vom Leib, bevor ich ins Bett fiel.
    Ich wachte am Freitag um zwanzig vor sieben Uhr früh auf und rief Melissa eine Stunde später an.
    »Oh«, entfuhr es ihr, offenbar enttäuscht, daß nur ich es war. »Ich habe schon mit Mr. Sturgis gesprochen, nichts Neues.«
    »Tut mit leid.«
    »Ich habe genau das getan, was er mir gesagt hat, Dr. Delaware. Habe alle Linien an sämtlichen Flugplätzen, sogar in San Francisco und San Jose angerufen, obwohl er letztere gar nicht erwähnt hat. Sie könnte ja auch nach Norden gefahren sein, stimmt’s? Dann habe ich alle Hotels und Motels angerufen, die ich im Branchenbuch finden konnte, aber nirgendwo war etwas über sie verzeichnet. Ich glaube, er merkt allmählich, daß es etwas Ernstes sein könnte.«
    »Weshalb das?«
    »Weil er einverstanden war, mit McCloskey zu reden.«
    »Ich verstehe.«
    »Ist er wirklich gut, Dr. Delaware? Als Detektiv?«
    »Der beste, den ich kenne.«
    »Ich glaube es ja auch. Ich mag ihn jetzt mehr als zuerst. Aber ich muß wirklich ganz sicher sein, weil es niemanden sonst zu kümmern scheint. Die Polizei macht gar nichts, Chickering tut so, als ob ich ihn kostbare Zeit koste, wenn ich ihn anrufe, und Don arbeitet wieder, können Sie sich das vorstellen?«
    »Was tun Sie?«
    »Ich bin hier und warte. Und bete - ich habe nicht gebetet, seit ich ein kleines Kind war, bevor Sie mir geholfen haben.« Pause. »Ich schwanke dauernd hin und her, mal denke ich, sie kommt jeden Augenblick herein, und dann ist mir wieder hundeübel, wenn mir bewußt wird, daß ihr etwas - Ich muß hierbleiben. Ich will nicht, daß sie in ein leeres Haus zurückkommt.«
    »Kann ich verstehen.«
    »Inzwischen werde ich ein paar Hotels im Norden anrufen. Vielleicht auch in Nevada, weil das ja mit dem Auto gar nicht weit ist, nicht? Könnten Sie sich sonst noch etwas vorstellen, wo sie sein könnte?«
    »Ich glaube, in allen angrenzenden Staaten.«
    »Gute Idee.«
    »Brauchen Sie irgend etwas, Melissa? Kann ich irgendwas für Sie tun?«
    »Nein«, sagte sie rasch, »nein, danke.«
    »Ich komme heute sowieso zu Ihnen heraus, um meinen Wagen zu holen.«
    »Oh, selbstverständlich, jederzeit.«
    »Wenn Sie reden wollen, lassen Sie es mich wissen.«
    »Klar.«
    »Passen Sie gut auf sich auf, Melissa.«
    »Das werde ich tun, Dr. Delaware. Ich lege jetzt lieber auf, falls ein Anruf kommt. Bye.«
    Das Telefon bellte: »Sturgis.«
    »Also«, sagte ich, »das hört sich ja viel besser an als ›Yeah‹!«
    »Hey, ich gehöre jetzt zur arbeitenden Bevölkerung. Was ist los?«
    »Ich habe gerade mit Melissa telefoniert. Sie sagte mir, ihr beide hättet miteinander geredet.«
    »Sie hat geredet, ich habe zugehört. Wenn das miteinander reden heißt, hat sie recht.«
    »Klingt, als ob sie viel unternommen hat.«
    »Sie hat die ganze Nacht durchgearbeitet. Die Kleine ist ziemlich energisch.«
    »Adrenalinüberschuß«, sagte ich.
    »Soll ich ihr sagen, sie soll’s lassen?«
    »Nein, es ist im Augenblick schon gut so. Sie tut was gegen ihre Angst, indem sie sich nützlich macht. Ich mache mir Gedanken, was geschehen wird, wenn ihre Mutter nicht bald auftaucht und ihre Abwehr zu bröckeln anfängt.«
    »Yeah, na, dafür hat sie dich. Wenn du möchtest, daß sie aufhört, sag mir einfach Bescheid.«
    »Als ob sie auf jemand hören würde.«
    »Da

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