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SÄURE

SÄURE

Titel: SÄURE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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und den Rangers, - er hätte sich daher fast nicht die Mühe gemacht, hinunterzugehen und nachzusehen.«
    »Vom Damm aus hat niemand den Wagen entdeckt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Es sind etliche Meilen vom Damm bis zu dem Teil des Reservoirs, und die Leute vom Damm achten normalerweise nur auf ihre Zeiger und Meßgeräte.« Milo setzte sich wieder, sah auf die Papiere hinunter, die auf dem Schreibtisch lagen, schnipste in Gedanken und blätterte zerstreut darin herum.
    »Was ist deiner Meinung nach passiert?« fragte ich.
    »Warum ist sie in den Park gefahren und warum überhaupt die Straße dort lang? Wer weiß? Chickering hat viel von ihrer Phobie geredet, er ist überzeugt, sie hat nicht mehr gewußt, wo sie war, einen Panikanfall gekriegt und einen Ort gesucht, wo sie wieder zu sich kommen konnte. Die anderen fanden das auch logisch. Ergibt das in deinen Augen einen Sinn?«
    »Vielleicht. Wenn sie das Gefühl hatte, daß sie ihre Atmung praktizieren und ihre Medizin nehmen mußte, wird sie sich einen ruhigen Fleck gewünscht haben. Aber wie geriet der Wagen ins Wasser?«
    »Sieht wie ein Unfall aus«, sagte er, »sie hat nahe am Ufer geparkt, den Reifenspuren nach war es fünfundvierzig Zentimeter davon entfernt. Die Gangschaltung stand auf Leerlauf. Bei dem Modell ist der Rückwärtsgang der Gang, in dem man parkt, sobald der Motor ausgeschaltet ist. Sie war nicht gerade eine geübte Fahrerin, deshalb ist man allgemein der Ansicht, sie hätte die Herrschaft über den Wagen verloren, und er wäre hineingerollt. Offenbar haben diese alten Rolls Servotrommelbremsen, die ein paar Sekunden brauchen, bis sie greifen. Wenn die Handbremse nicht angezogen hat, können sie sogar noch ein bißchen weiterrollen, nachdem der Motor abgestellt ist, man muß richtig fest auf die Fußbremse treten, damit sie faßt.«
    »Warum ist er nicht ganz hineingerollt?«
    »Es sind da diese Stahlflansche, die von der Wand des Damms einen Meter oder so hineinragen. Stufen, verstehst du, zur Instandhaltung. Die Hinterräder sind zwischen ein paar von denen steckengeblieben, so richtig festgerammt. Die Techniker des Sheriffs sagten, sie würden eine Winde brauchen.«
    »War die Fahrertür offen, als der Ranger den Wagen fand?«
    »Ja, als erstes hat er mal reingesehen, ob irgendwer drin gefangen saß. Aber er war leer. Das Wasser stand bis zu den Sitzen. Die Türen können zufällig aufgesprungen sein, sie sind hinten, am Mittelposten, befestigt, also könnten sie infolge der Schwerkraft aufgegangen sein. Oder vielleicht hat sie herauszukommen versucht.«
    »Ist man der Ansicht, daß sie es geschafft hat?«
    Er hielt ein, sah wieder seine Papiere an. Sammelte eine Handvoll Blätter, ballte sie zusammen, ließ den Ball auf dem Tisch liegen. »Die verbreitetste Theorie ist, daß sie sich entweder den Kopf gestoßen hat, als sie herauszukommen versuchte, oder daß sie vor Angst ohnmächtig geworden und hineingefallen ist. Das Reservoir ist tief, trotz der Trockenheit immer noch über vierzig Meter tief, und es gibt keine Abstufungen wie bei einem Swimmingpool, es geht gleich senkrecht hinunter. Sie wäre innerhalb von Sekunden versunken. Melissa sagt, sie wäre keine gute Schwimmerin gewesen, wäre seit Jahren nicht mehr ins Wasser gegangen.«
    »Melissa sagte, sie mochte das Wasser nicht«, sagte ich. »Was hat sie überhaupt da draußen gewollt?«
    »Wer zum Teufel weiß das? Vielleicht ist alles ein Teil ihrer Do-it-yourself-Therapie. Sie wollte sich mit dem, was ihr Angst machte, auseinandersetzen, - wäre das deiner Meinung nach möglich?«
    »Ich habe so ein Gefühl, daß das nicht zu ihr paßt«, sagte ich. »Erinnerst du dich an deine Bemerkung, nachdem der Wagen entdeckt worden war? Wir haben es uns auf der Karte angesehen - die 210, und du fandest, wegen der Strapazen sei es unwahrscheinlich, daß sie nach Norden gefahren ist.
    »Also, was willst du sagen?«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Aber diese ganze Geschichte mit dem tragischen Unfall beruht auf der Annahme, daß sie allein war. Was ist, wenn jemand sie da hinaufgefahren hat, um sich ihrer zu entledigen? Hat den Körper mit Gewichten beschwert, um sicher zu sein, daß er versank. Als er dann versuchte, den Wagen hineinzuschieben, so daß es wie ein Unfall aussah, wurde er aber durch die Flansche daran gehindert?«
    »Wo ist diese andere Person hin?«
    »In die weite Welt hinaus, der Wald ist riesig groß. Du hast mir einmal gesagt, es ist ein erstklassiger Ort, um

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