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SÄURE

SÄURE

Titel: SÄURE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Haar. Ich hoffte, zusammen mit meinem weißen Hemd und der Krawatte würde mein Stoppelbart betont lässig und schick wirken. Westside-Schick, hierfür die falsche Gegend.
    Die Tür öffnete sich wieder. Blaue Augen, die Pupillen verengten sich. »Ja?« Eine junge, leicht näselnde Frauenstimme.
    »Mrs. Robbins?«
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich heiße Dr. Alex Delaware. Ich suche Ihre Schwester Kathy.«
    »Sind Sie ein Freund von Kathy?«
    »Nein, nicht genau, aber wir haben gemeinsame Bekannte.«
    »Was für eine Art von Doktor sind Sie?«
    »Klinischer Psychologe. Es tut mir leid, daß ich bei Ihnen so hereinplatze, ich zeige Ihnen gern meinen Ausweis und ein paar berufliche Papiere.«
    »Ja, tun Sie das.«
    Ich zog die betreffenden Papierstückchen aus der Brieftasche und hielt sie hoch, eins nach dem anderen.
    Sie fragte: »Wer ist der - oder die - gemeinsame Bekannte von Kathy und Ihnen?«
    »Ich muß mich darüber wirklich mit ihr persönlich unterhalten, Mrs. Robbins. Wenn Sie mir Ihre Nummer nicht geben wollen, gebe ich Ihnen meine, und sie kann mich anrufen.«
    Die blauen Augen bewegten sich rückwärts und vorwärts. Das Türchen wurde wieder zugeschlagen und die große Tür geöffnet. Eine Frau Ende Dreißig kam auf die Veranda heraus, gepflegt, strohblondes Haar, Bubikopf, winzige Brillanten in den Ohren. Sie hätte eine der Las Labradoras sein können.
    »Jan Robbins«, stellte sie sich vor und sah mich von oben bis unten an. Ihre Fingernägel waren lang, aber nicht lackiert. »Es ist am besten, wenn wir hier draußen reden.«
    »Gut«, sagte ich und war mir jeder Knitterfalte in meinem Anzug bewußt.
    Sie wartete, bis ich ein wenig zurückgetreten war, und schloß die Haustür wieder hinter sich. »Also, weshalb suchen Sie Kathy?«
    Ich überlegte, wieviel ich ihr sagen sollte. Waren Kathy Moriartys Klinikbesuche etwas, das sie vor ihrer Schwester geheimgehalten hatte? Sie hatte mit Joyce im Restaurant offen geredet. Aber Fremden vertraut man oft Geheimnisse an in der Annahme, daß sie bei ihnen am besten aufgehoben seien.
    »Es ist nicht so einfach zu erklären«, sage ich. »Es wäre wirklich am besten, wenn ich direkt mit Ihrer Schwester reden könnte, Mrs. Robbins.«
    »Das glaube ich Ihnen gern. Ich würde selbst gern mit ihr reden, aber ich habe seit über einem Monat nichts mehr von ihr gehört.«
    Bevor ich etwas darauf erwidern konnte, sagte sie: »Das ist aber nicht das erstemal, wenn man bedenkt, wie sie lebt - bei ihrem Beruf.«
    »Was ist das für ein Beruf?«
    »Journalismus, Schreiben. Sie hat früher für den Boston Globe und den Manchester Union Leader gearbeitet, aber jetzt ist sie auf sich selbst gestellt - freiberuflich. Versucht ihre eigenen Bücher herauszubringen, sie hat auch schon vor Jahren eins veröffentlicht, über Pestizide - The Bad Earth.«
    Ich sagte nichts.
    Sie lächelte, mit einer gewissen Selbstzufriedenheit, fand ich. »Es war nicht gerade ein Bestseller.«
    »Stammt sie aus Neuengland?«
    »Nein, sie ist eigentlich von hier, aus Kalifornien. Wir sind zusammen in Fresno aufgewachsen. Aber nach dem College ist sie an die Ostküste gegangen. Sie sagte, sie fände, die Westküste wäre eine kulturelle Wüste.« Sie warf einen raschen Blick auf den Lieferwagen und die Kinderfahrräder und runzelte die Stirn.
    »Ist sie nach Kalifornien zurückgekommen, um hier etwas zu schreiben?«
    »Das nehme ich an. Sie hat es mir nie gesagt, hat überhaupt nie über ihre Arbeit gesprochen. Durfte nicht über ihre Quellen, Kontaktpersonen reden, Sie verstehen.«
    »Sie haben keine Ahnung, woran sie gearbeitet hat?«
    »Nein, überhaupt nicht. Wir sind nicht - Wir sind sehr unterschiedlich. Sie ist nicht oft hiergewesen.« Sie hielt inne, verschränkte die Arme über der Brust. »Jetzt, wo ich darüber nachdenke -, wie sind Sie denn darauf gekommen, daß ich ihre Schwester bin?«
    »Sie hat Ihre Adresse als Sicherheit hinterlassen, um im Restaurant mit einem Scheck bezahlen zu können, der nicht aus Kalifornien war. Die Besitzerin hat mir Ihre Adresse gegeben.«
    »Das ist ja großartig«, sagte sie, »Geldgeschichten. Nur ein Glück, daß ihr Scheck gedeckt war.«
    »Hatte sie Geldprobleme?«
    »Nicht mit dem Ausgeben. Schauen Sie, ich muß jetzt wirklich rein. Tut mir leid, daß ich Ihnen nicht helfen kann.«
    Sie wollte sich umdrehen und gehen.
    Ich rief: »Daß sie seit einem Monat verschwunden ist, kümmert Sie also gar nicht?«
    Sie wirbelte auf dem Absatz herum. »Für

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