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SÄURE

SÄURE

Titel: SÄURE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Anfang sehen lassen, ein richtiger Wissenschaftlertyp - geht sehr schnell, schreibt Sachen auf, kommandiert seine Frau herum. Er ist der Boß in der Beziehung.« Sie ließ dieser Einsicht ein Lächeln folgen.
    Ich sagte: »Obwohl Ihre Mutter gesagt hat, sie möchte, daß Sie nach Harvard gehen, sind Sie nicht sicher, ob sie damit fertig werden wird. Und Sie haben das Gefühl, mit niemandem darüber reden zu können, um herauszufinden, ob sie es schafft.«
    Sie schüttelte den Kopf und lächelte matt. »Ein Dilemma, schätze ich. Ziemlich dumm, was?«
    »Überhaupt nicht.«
    »Da tun Sie’s schon wieder«, sagte sie, »erklären mir, ich sei okay.«
    Wir lächelten beide.
    Ich fragte: »Wer ist sonst noch da, der sich um Ihre Mutter kümmert?«
    »Die Angestellten und Don, schätze ich - das ist ihr Mann.«
    So belanglos wie sie es sagte, so unschuldig schaute sie drein.
    Aber ich konnte meine Überraschung nicht verbergen. »Wann hat sie denn geheiratet?«
    »Vor ein paar Monaten erst.« Sie fing an, mit ihren Händen nervös zu spielen. »Vor ein paar Monaten«, wiederholte ich. Sie wand sich und sagte: »Vor sechs Monaten.« Schweigen.
    Ich fragte: »Wollen Sie mir mehr davon erzählen?«
    Sie sah mich an, als ob sie es nicht vorhatte. Aber sie sagte schließlich: »Er heißt Don Ramp. Er war früher mal Schauspieler - hat nur kleine Nebenrollen gespielt, Cowboys und Soldaten, so etwas. Jetzt ist er Restaurantbesitzer in Pasadena, nicht in San Labrador, weil in San Labrador kein Alkohol ausgeschenkt werden darf. Er hat alle Arten von Bier, das ist seine Spezialität, importiertes Bier und Fleisch - Rippchen erster Klasse. Sein Restaurant heißt ›Tankard and Blade‹. Überall hängen Rüstungen und Schwerter herum, wie in Old England. Es ist eigentlich ein bißchen albern, aber die Leute in San Labrador finden es exotisch.«
    »Wie haben sich die beiden, er und Ihre Mutter, denn kennengelernt?«
    »Sie meinen, da sie doch nie aus dem Haus geht?«
    »Ja.«
    Ihre Handbewegungen wurden hektischer. »Das war meine - ich habe sie zusammengebracht. Ich war mit ein paar Freunden im Tankard, nach dem Abschluß von der Schule. Don war da, begrüßte die Leute, und als er herausbekam, wer ich war, setzte er sich hin und erzählte mir, er hätte Mutter gekannt. Vor Jahren, damals, als sie noch beim Studio war. Sie hätten damals gleichzeitig einen Vertrag gehabt. Er fing an, mir diese Fragen zu stellen, wie es ihr ginge und so. Redete und redete, was für eine wunderbare Persönlichkeit sie gewesen wäre, so schön und so begabt. Sagte mir, ich sei auch schön.« Sie schnaubte verächtlich. »Sie finden sich nicht schön?«
    »Seien wir ehrlich, Dr. Delaware! Jedenfalls schien er so nett, und er war der erste Mensch, den ich traf, der Mutter damals in Hollywood tatsächlich gekannt hatte. Leute, die in San Labrador wohnen, haben normalerweise nichts mit dem Showgeschäft zu tun. Und als Don von der guten alten Zeit zu erzählen anfing, fand ich das toll. Es war, als hätte ich eine Verbindung zur Vergangenheit meiner Mutter gefunden.«
    Ich sagte: »Es ist ein ziemlich großer Sprung von da zu einer Heirat.«
    Sie lächelte säuerlich. »Ich habe ihn zu uns eingeladen, als Überraschung für meine Mutter. Das war, bevor sie ihre Behandlung begann. Ich suchte nach irgend etwas, um sie aufzuheitern. Sie sollte mal mit anderen Menschen reden. Und als er eintraf, hatte er drei Dutzend rote Rosen und eine große Flasche Taittinger’s dabei. Da hätte ich wissen sollen, daß er etwas plante. Ich meine, Rosen und Champagner… - eins führte zum anderen. Er kam immer öfter, nachmittags, bevor das Tankard öffnete, brachte ihr Steaks und Blumen mit und was sonst noch alles. Es wurde eine dauerhafte Geschichte - ich gewöhnte mich irgendwie daran. Dann, vor sechs Monaten, gerade als sie allmählich wagte, das Grundstück zu verlassen, erklärten sie, daß sie heiraten wollten. Einfach so, holten sich einen Richter und schlossen bei uns zu Haus die Ehe.«
    »Also besuchte er sie bereits regelmäßig, als Sie sie zu überreden versuchten, eine Behandlung zu beginnen?«
    »Ja.«
    »Wie hat er darauf reagiert, und wie hat er auf die Behandlung reagiert?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie, »ich habe ihn nie danach gefragt.«
    »Aber er hat nicht dagegen angekämpft.«
    »Nein, Don ist kein Kämpfer.«
    »Was ist er?«
    »Ein Charmeur, alle mögen ihn«, sagte sie mit Widerwillen in der Stimme.
    »Was empfinden Sie ihm

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